Im Schatten von Wirtz: Demirbay wird zum Schlüsselspieler
Im Schatten von Florian Wirtz zeigt ein weiterer Spieler von Bayer Leverkusen zurzeit Glanzleistungen. Die Rede ist von Kerem Demirbay, der zum ersten Mal in seiner Zeit bei der Werkself seine Rekordablöse aus dem Jahr 2019 rechtfertigen kann.
Über kaum einen anderen Bundesliga-Spieler wird zurzeit so viel geredet wie über Florian Wirtz. Beim 1:0-Sieg von Bayer Leverkusen über Mainz 05 zeigte das Supertalent wieder einmal eine Topleistung und brach nebenbei zwei Rekorde: Mit 18 Jahren und 145 Tagen ist er der jüngste Spieler aller Zeiten, der zehn Bundesliga-Tore erzielen konnte und zudem in vier aufeinanderfolgenden Partien traf.
Kein Wunder also, dass Wirtz, der in der aktuellen Saison in fünf Bundesliga-Einsätzen an acht Toren direkt beteiligt ist, alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Alleinverantwortlich für den aktuellen Höhenflug der Leverkusener ist der 18-Jährige aber nicht. In der Werkself gibt es im Schatten des Toptalents weitere Schlüsselspieler, die geholfen haben, die Mannschaft auf Tabellenplatz zwei zu hieven.
Demirbay blüht auf
Einer von ihnen ist Kerem Demirbay – und das ist durchaus überraschend. Nach wie vor ist der 2019 für 32 Millionen Euro nach Leverkusen gewechselte Mittelfeldspieler der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte. Eine Bürde, wie es in den ersten zwei Spielzeiten unterm Bayer-Kreuz schien. Denn mit der hohen Ablöse gingen hohe Erwartungen einher, die Demirbay nicht erfüllen konnte. Zwischen Bank und Startelf pendelnd gab es nicht wenige Fans, die den 28-Jährigen bereits als Transferflop abgestempelt hatten.
Unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane blüht er nun auf. Demirbay wirkt deutlich selbstbewusster als in den vergangenen Jahren, fordert und verteilt Bälle und schreckt nicht davor zurück, risikobehaftete Vertikalpässe in die Spitze zu spielen. Defensiv agiert er bissig im Zweikampf und zeigt die Körperlichkeit, die er beizeiten vermissen ließ.
Zahlen lügen nicht
Mit nur einem Assist und keinem Tor in sechs Einsätzen lässt sich Demirbays Einfluss auf das Bayer-Spiel zwar nicht auf dem Spielberichtsbogen ablesen, ein Blick in die erweiterten Statistiken zeigt jedoch die Wichtigkeit des 28-Jährigen. Laut ‚understat.com‘ hat er einen Expected Assist-Wert (xA) von 0,98 – statistisch gesehen müsste er also 0,98 Tore pro Spiel vorlegen, auf seine sechs Einsätze hochgerechnet 5,88.
Dass es in Realität nur für einen Assist reichte, könnte an der mangelnden Chancenverwertung der Adressaten seiner Zuspiele liegen. Ein Hinweis auf die Richtigkeit dieser Theorie: Demirbays Pässe führen pro Bundesliga-Spiel zu 2,25 Großchancen – teaminterner Platz zwei unter den Bayer-Stammspielern hinter Wirtz.
Auch defensiv lässt sich Demirbays Einfluss auf die Werkself mit Zahlen belegen. Laut ‚Whoscored.com‘ gelingen dem 28-Jährigen drei erfolgreiche Tacklings pro Spiel. Kein Bayer-Spieler hat in dieser Kategorie einen besseren Wert. Laut ‚Instat.com‘ fängt er zudem 4,9 Bälle pro Partie ab. In der Vorsaison waren es noch 2,3.
Lob von Seoane
Demirbays Leistungssteigerung ist auch seinem Trainer nicht verborgen geblieben. „Er hat in der Anfangsphase der Mannschaft sehr viel gegeben. Ich schätze ihn als einen sehr guten Spieler: technisch gut, Spielübersicht. Was er jetzt einfach noch draufgepackt hat, ist diese Arbeit für das Team. Viele Zweikämpfe für das Team, viel Defensivarbeit“, lobte Seoane laut ‚kicker‘ schon in der vergangenen Woche.
Und weiter: „Kerem ist wie alle anderen Spieler - man muss sich mit ihnen befassen. Jeder hat irgendwo einen Rucksack, gewisse Gefühle. Ich versuche, meinen Spielern Vertrauen zu geben, unabhängig davon, ob sie spielen oder nicht.“ Dieses Vertrauen scheint Demirbay augenscheinlich zu genießen. Und erstmalig spielt er wie ein Spieler, der seine Rekordablöse rechtfertigen kann.
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