Emmanuel Dennis heißt der neue Hoffnungsträger des 1. FC Köln. Beide Seiten erhoffen sich von der anderen einen Ausweg aus der Krise – die Bedingungen könnten allerdings besser sein.
Es ging nicht mehr weiter für Emmanuel Dennis beim FC Brügge. Der nigerianische Angreifer hatte es sich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber verscherzt durch einen aufsehenerregenden Streit um einen Sitzplatz im Bus und einer monatelangen Formkrise (13 Pflichtspiele, ein Tor, drei Vorlagen). „Das letzte halbe Jahr war nicht einfach für mich“, fällt sein knappes Fazit aus.
Nun die Erlösung: Es geht in die Bundesliga. Allerdings nicht zu einem Klub von dem Kaliber, das Dennis noch im Sommer zugetraut wurde. 20 Millionen Euro hatte Brügge seinerzeit aufgerufen – und verleiht den Nigerianer nun in die Domstadt zum abstiegsbedrohten 1. FC Köln. Bis zu 1,2 Millionen Euro soll die Leihe kosten.
Stern verblasst
Dennis‘ Bewertung im Sommer mag manch einer zum Anlass nehmen, den 23-Jährigen als großen Wurf für die Geißböcke anzusehen. Nicht wenige werden zudem seinen Champions League-Doppelpack im Oktober 2019 gegen Real Madrid vor Augen haben, der den Marktwert geradezu explodieren ließ.
Seitdem ging es allerdings recht Steil bergab für den Offensiv-Allrounder, der immer seltener Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft nahm, immer mehr an Reputation in der Kabine verlor und auch private Krisen durchstehen musste. Dennis verlässt Brügge nicht mehr als verheißungsvolles Talent, sondern als Problemfall.
Dass der Tempodribbler eine Belebung für das lahmende Kölner Offensiv-Spiel sein kann, ist dennoch nicht ausgeschlossen. Es wäre nicht der erste Vereinswechsel, der einen Spieler – unbefleckt im neuen Umfeld – zu lange nicht mehr gezeigten Leistungen treibt. Diese Hoffnung schwingt mit, wenn Dennis sagt, dass er „unbedingt eine Veränderung“ wollte.
Fragen bleiben
Ob der kriselnde FC dafür das richtige Umfeld bietet, ist eine andere Frage. Unklar ist auch, in welcher Funktion Trainer Markus Gisdol seinen Leihspieler aufbieten will. Als Mittelstürmer, der den verletzten Sebastian Andersson (29) ersetzt? Oder als Flügelstürmer, der über außen für Durchschlagskraft sorgen soll? Prädestiniert scheint Dennis mit seinem Tempo und einer Körpergröße von 1,75 Meter eher für Letzteres.
Auf beiden Positionen besteht bei den Rheinländern großer Bedarf. Doch klar ist auch: Mit Dennis und dem FC treffen zwei Sorgenkinder aufeinander, die sich gegenseitig aus der Krise hieven wollen – wie das genau funktionieren soll, ist noch unklar.
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