FT-Kurve UEFA Champions League

Tullberg-Effekt: Dank vier Stellschrauben zurück in die Spur

Borussia Dortmund hat die Serie von fünf Spielen ohne Sieg durchbrochen, gegen Shakhtar Donetsk zeigt sich der BVB in vielen Teilen runderneuert und mit wiederentdecktem Esprit. Interimstrainer Mike Tullberg hat geliefert.

von Remo Schatz
3 min.
Mike Tullberg bejubelt einen BVB-Treffer @Maxppp

Dass Borussia Dortmund nach der Entlassung von Nuri Sahin im eigenen Stadion gegen Shakhtar Donetsk auf Wiedergutmachung aus war, wurde ab der ersten Minute deutlich. Bereits am vergangenen Samstag zeigte das Team unter Interimstrainer Mike Tullberg zumindest in den ersten 60 Minuten ein couragierteres Gesicht und ließ sich auch durch die Nmecha-Verletzung sowie die frühe Unterzahl nicht direkt aus dem Konzept bringen.

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Dort knüpfte der BVB im letzten Champions League-Gruppenspiel an. Und nach der nun einwöchigen Amtszeit tritt auch die Handschrift des an der Seitenlinie und auf Pressekonferenzen leidenschaftlichen Trainers immer deutlicher zutage. Der wiedergefundene Mut, die neue Leidenschaft sowie die lang vermisste Aggressivität sind wieder Tugenden, die den BVB zumindest phasenweise auszeichnen.

Wie gegen Bremen spielte der Borussia auch gegen Dontesk das erste Tor in die Karten. Die Ukrainer wollten selbst mitspielen und setzten offensiv durch die spielstarken Brasilianer Kevin und Marlon Gomes sowie Spielmacher Heorhiy Sudakov Akzente, ohne jedoch allzu gefährlich zu werden. Die Gastgeber zeigten sich ihrerseits im Angriffsdrittel spielfreudig, woraus immer wieder gefährliche Situationen entstanden.

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In der letzten halben Stunde, zehn Minuten nach dem Torwartfehler, der zum 1:2-Anschluss führte, gab der BVB etwas die Zügel aus der Hand und ließ die Gäste wieder zurück in die Partie. Allzu große Torgefahr konnten die Ukrainer jedoch nicht aufbauen. Ramy Bensebaini setzte mit seinem Traumtor zum 3:1 den Schlusspunkt.

Tullbergs vier Verbesserungen:

Neuer Mut

„Ich erwarte keine Überdinge. Wenn man Fehler macht, dann repariert man die. Aber das macht man im Vollsprint. Mit Sabber im Mund und einem Messer zwischen den Zähnen. Wenn die Fans das sehen, spielen wir mit 81.000 gegen Elf“, dieser Tullberg-Satz von der ersten Pressekonferenz ist jetzt schon legendär. Genau die Einstellung hat der BVB aber bereits nach einer Woche verinnerlicht. Fehler passieren auch unter dem dänischen Coach noch reichlich, sie werden aber engagiert korrigiert.

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Starkes Gegenpressing

Sinnbildlich dafür ist das Gegenpressing, das der BVB gegen Donetsk auf den Rasen brachte. Angefangen an vorderster Front bei Guirassy agierte der BVB stark und aggressiv gegen den Ball, wodurch die teils überforderten Abwehrspieler der Gäste stark ins Schwimmen gerieten und die Borussia ein ums andere Mal in der gegnerischen Hälfte den Ball erobern konnte.

Taktischer Kniff

Dass der etatmäßige U19-Coach auch taktisch über ein breites Spektrum verfügt, wurde ebenfalls im ersten Champions League-Spiel seiner Karriere deutlich. Nominell lief der BVB mit einer Viererkette auf. In Ballbesitz wurde in einer Dreierkette verschoben, allerdings schob nicht wie üblich ein Außenverteidiger hoch, sondern Bensebaini ins zentrale Mittelfeld neben Sabitzer. Der Borussia war anzumerken, dass sie mit der taktischen Handreichung noch nicht richtig warm oder eingespielt war. Die zusätzliche Anspielstation zentral vor der Abwehr tat dem Spielaufbau aber sichtlich gut.

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Neue Leidenschaft

Im Gegensatz zum Spiel in Bologna (1:2) zeigte der BVB ein völlig verändertes Gesicht. In Italien wollte man im Angsthasen-Modus eine 1:0-Führung über die Zeit zittern und wurde bestraft. Komplett anders gegen Donetsk. Im zweiten Spiel unter Tullberg gaben die Dortmunder die Richtung vor und drückten das eigene Spiel durch. Man spürte, dass alle elf Borussen mit neuem Feuer auf dem Rasen standen. Vor allem in der Defensive wurde das immer wieder deutlich, wenn sich Schlotterbeck und Can selbst und gegenseitig nach starken Aktionen pushten. Und auch der 2:1-Anschlusstreffer aus dem Nichts ließ das Gebilde nicht ins Wanken geraten.

Torfolge

1:0 Guirassy (17.): Schlotterbeck spielt mit einem sensationellen Ball in die Tiefe Adeyemi auf dem rechten Flügel frei. Der pflückt die Kirsche technisch stark, legt sie sich auf den linken Fuß und zirkelt den Ball in Richtung langes Eck. Riznyk im Tor wäre wahrscheinlich zur Stelle gewesen, Guirassy geht aber in Mittelstürmer-Manier dazwischen und drückt den Ball über die Linie.

2:0 Guirassy (44.): Sabitzer verteidigt vor dem eigenen Sechzehner stark, Can schaltet schnell und spielt den Ball direkt hoch nach vorne. Über Brandt landet der Ball bei Guirassy, der ist auf und davon und lässt Riznyk keine Chance.

2:1 Marlon Gomes (50.): Kapitaler Torwartfehler von Kobel. Der will lässig mit der Sohle annehmen, vertändelt aber den Ball und lässt ihn sich von Marlon Gomes abnehmen.

3:1 Bensebaini (79.): Traum-Vorbereitung, Traum-Abschluss. Bensebaini leitet selbst ein und spielt auf Reyna, der gibt per Hacke wieder zurück zum durchgelaufenen Bensebaini. Der verzögert und lupft lässig über Riznyk ins Tor.

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