Heimlich, still und leise: Arsenal plant Wenger-Nachfolge
Seit nunmehr 18 Jahren leitet Arsène Wenger die Geschicke beim FC Arsenal. Den einst chaotischen Klub krempelte der Franzose nach seiner Ankunft 1996 vollständig um und ging mit den Invincibles in die Fußballgeschichte ein. Langsam aber sicher bahnt sich das Ende einer denkwürdigen Trainerkarriere an. Einen möglichen Nachfolger haben die Gunners offenbar schon gefunden.
„Ich war beinahe angewidert von diesen zornigen, dummen Leuten. Sie glaubten, sie hätten das Recht, Wenger zu beleidigen, dabei haben sie keine Ahnung von der Geschichte des Vereins“, echauffierte sich der renommierte englische Journalist und Fußballautor David Finner vergangene Saison über zahlreiche Fans des FC Arsenal, die den Rausschmiss von Trainr Arsène Wenger forderten. Finner begründete seinen Groll: „Wir waren das, was Tottenham oder Everton heute sind. Das Einzige, wofür Arsenal bekannt war, das war langweiliger, schlechter Fußball. Alles, was wir heute haben, verdanken wir ein paar wenigen Leuten, vor allem aber Wenger.“
Am 1. Oktober 1996 übernahm ein bis dato weitestgehend unbekannter Franzose das Ruder beim FC Arsenal. Vom japanischen Klub Nagoya Grampus wechselte Wenger zu den Nordlondonern. Der zweite Vorsitzender des Verwaltungsrates, David Dein, hatte sich gegen seine skeptischen Kollegen durchgesetzt und die Verpflichtung des Elsässers erwirkt. Vor seinem Engagement in Japan war der heutige Übungsleiter der ‚Gunners‘ bei der U19 von Racing Straßburg tätig und Co-Trainer bei der AS Cannes, ehe er das Traineramt bei der AS Nancy-Lorraine und anschließend bei der AS Monaco übernahm.
Bergkamp, Pires und ‚The Invincibles‘
Angekommen im damaligen Highbury krempelte Wenger den Klub auf links. Angefangen beim Trainingsgelände, über Trainings- und Spielmethodik sowie Taktikschulungen bis hin zum Lebensstil der Arsenal-Profis. Der sagenumwobene ‚Tuesday Club‘, in dem sich Spieler wie Lee Dixon oder Tony Adams einmal die Woche zum Komasaufen trafen, wurde untersagt. Die Mannschaft bekam einen Ernährungsplan und sollte ihre Lebensweise fortan deutlich gesünder gestalten.
In den Folgejahren revolutionierte Wenger mit seiner Idee des Kurzpassspiels den Fußball, nicht nur in England. Zwischen 1998 und 2005 gewannen die ‚Kanoniere‘ vier Pokale und drei Meisterschaften. Spieler wie Dennis Bergkamp, Thierry Henry, Freddie Ljungberg oder Robert Pires verzückten fortan die Premier League und den Weltfußball. Legendär natürlich das Meisterstück, die Saison 2003/04, als Arsenal es schaffte, eine komplette Saison (38 Spiele) ungeschlagen zu bleiben, und als ‚The Invincibles‘ in die Geschichtsbücher einging.
Leiser Abschied einer Klub-Legende
Seit über 18 Jahren ist Wenger nun im Amt. Vergangene Saison konnte er nach einer langen Durstrecke von neun Jahren mit dem FA-Cup endlich wieder einen Titel nach London holen. Die großen Erfolge blieben aber trotz ungewohnt großer Investitionen (Mesut Özil, Alexis Sánchez) aus. Ein wenig müde erschien der Altmeister zuletzt. Nun denkt denkt Arsène Wenger mit 65 Jahren offenbar langsam aber sicher über sein Karriereende nach. Der Wille, etwas zu verändern und das Verlangen nach Titeln scheinen sukzessive ausgereizt.
Wie die ‚Sun‘ berichtet, planen die Verantwortlichen der ‚Gunners‘ gemeinsam mit der Vereinsikone aus dem Elsass schon die Zukunft des Renommierklubs. Demzufolge ist Paul Clement heißer Kandidat, in die großen Fußstapfen des französischen Lehrmeisters zu treten. Der 42-jährige ist aktuell Co-Trainer von Carlo Ancelotti bei Real Madrid. Schon zuvor assistierte der Engländer dem italienischen Erfolgscoach bei dessen Engagements bei Paris St. Germain und dem FC Chelsea. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit den Top-Stars der Branche gilt Clement als ausgewiesener Fachmann und Wunschkandidat in Nordlondon.
Sollte Wenger in dieser Saison wieder einmal titellos bleiben und die Qualifikation für die Champions League erstmals seit 1996 verpassen, nimmt er laut ‚Sun‘ seinen Hut. Clement stünde bereit. Der Vertrag des Elsässers läuft offiziell noch bis Juni 2017. Spätestens dann stellt der Lehrmeister seinen Trainerstuhl wohl in die Ecke.
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