FT-Kurve Ligue 1

Von der PSG-Bank zur Équipe Tricolore: Dieser Alleskönner ging Bayern durch die Lappen

Der tiefe Talentepool des französischen Fußballs sucht auf Nationalmannschaftsebene seinesgleichen, der Konkurrenzkampf um die wenigen Plätze ist riesig. Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung von Desiré Doué, der sich sowohl bei Les Bleus als auch im Haifischbecken bei Paris St. Germain durchgekämpft hat.

von Georg Kreul
4 min.
Désiré Doué beim Jubel @Maxppp

Dass der Weg für junge Talente bei Paris St. Germain sehr steinig sein kann, zeigt die FT-Einschätzung aus dem Oktober, als Desiré Doué damals noch zurecht als schlechtester Einkauf des PSG-Sommertransferfensters eingeordnet wurde. „Er ist eindeutig noch nicht so weit“, so das Urteil. Der Youngster, im Sommer lange auch ein Kandidat beim FC Bayern, wurde seinem Preisschild von 50 Millionen Euro nicht gerecht und versuchte zu verkrampft, sich im Team von Trainer Luis Enrique zu etablieren.

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Kein Wunder, schließlich ist die Geduld mit jungen Spielern am Eiffelturm begrenzt. Hugo Ekitiké kann ein Lied davon singen. Angesichts der großen Konkurrenz im Sturm, als noch Neymar, Kylian Mbappé und Lionel Messi in der Offensive wirbelten, blieb der heutige Frankfurt-Profi zurück. Bei Doué bahnte sich ein ähnliches Schicksal an. Mit Bradley Barcola auf links und Ousmane Dembélé auf rechts waren die Plätze auf den Außenbahnen eigentlich vergeben. Entsprechend überschaubar war Doués Spielzeit zu Saisonbeginn.

„Doué ist ein hochklassiger Spieler für die Zukunft. Aber er braucht die richtige Mentalität, um dem Team zu helfen“, lautete das Urteil von PSG-Coach Luis Enrique noch vor rund vier Monaten. Dabei hatte der Spanier schon damals eine Idee mit dem Youngster, die mittlerweile in die Tat umgesetzt wurde: „Es ist möglich, dass seine ideale Position im Zentrum liegt. Ich versuche aktuell den Wunsch in ihm zu wecken, ein Spieler zu werden, der auf verschiedenen Positionen spielen kann. Ich habe gesehen, dass er das kann. Es ist positiv, dass ein 19-Jähriger die taktischen und physischen Qualitäten dafür hat.“

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Wendepunkt in Salzburg

Inzwischen hat sich das Blatt für Doué am Eiffelturm komplett gewendet. Wettbewerbsübergreifend stehen 38 Einsätze zu Buche, dazu kommt der sprintstarke Rechtsfuß auf elf Torvorlagen und sieben Treffer. Was hat sich also geändert? Für Aurélien Léger-Moëc von der französischen FT-Partnerredaktion Foot Mercato war ein Abend im November der Schlüssel für den Wendepunkt: „Gegen Salzburg in der Champions League kam die Wende. Es war ein wichtiges Spiel für PSG, das Gefahr lief, die Qualifikation zu verpassen. An diesem Abend erzielte er ein Tor und lieferte noch einen Assist. Es war der eigentliche Start in seine Saison.“

Und in der Tat stieg Doués Spielzeit in der Ligue 1 kurz nach der Topleistung in Österreich sukzessiv an. Inzwischen ist der Youngster integraler Bestandteil des derzeit so erfolgreichen Teams der Pariser. Léger-Moëc führt aus: „Nach dem 10. Dezember hat er die Mentalität, die in der Mannschaft gebraucht wird, vollständig verstanden. Seitdem ist er voll und ganz dabei, spielt bemerkenswert gut, und seine technischen Fähigkeiten kommen der kollektiven Spielweise zugute. Er hat den richtigen Weg eingeschlagen, um ein wichtiger Spieler zu werden.“

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Enriques X-Faktor

Dazu hat Trainer Enrique seinen Plan in die Tat umgesetzt und setzt auf die Vielseitigkeit seines Sommerneuzugangs. Während Doué in der Champions League bislang ausschließlich auf beiden Außenbahnen zu finden war, lässt Enrique den Flügelflitzer in der Liga des Öfteren in seinem 4-3-3-System im Mittelfeld auflaufen.

„Kvaratskhelia-Dembélé-Doué scheint derzeit für viele die beste offensive Aufstellung zu sein“, erklärt Léger-Moëc weiter, „und Vitinha-Neves-Doué kann das beste Mittelfeld gegen schwache Teams in der Ligue 1 sein, wenn man einen offensiveren Stil zeigen will.“ Statt also hinter den Topstars zu versauern, hat sich Doué für Enrique auf vielerlei Arten wertvoll gemacht und zieht im Konkurrenzkampf auf mehreren Positionen an dem ein oder anderen Spieler vorbei.

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Seit dem Jahreswechsel stand der Offensivspieler in sieben von acht Ligapartien in der Startelf, auch in der Königsklasse sammelte er mehrfach Einsätze von Beginn an. Doué hat sich durchgebissen und wird für seine harte Arbeit belohnt.

Nächster Halt: Nationalmannschaft

Mittlerweile zählt der langjährige U-Nationalspieler sogar zum Aufgebot von Frankreichs A-Nationalmannschaft. Nationaltrainer Didier Deschamps berief den PSG-Durchstarter am gestrigen Donnerstag in sein Aufgebot für das Nations League-Viertelfinale gegen Kroatien. Auch bei der Équipe Tricolore ist die Konkurrenz in der Offensive gewaltig. Doué dürfte nach mehr als einer halben Saison am Eiffelturm aber für den Kampf um mehr Spielzeit gerüstet sein.

Beim FC Bayern, der ebenfalls im Sommer für Doué tief in die Tasche greifen wollte, wird man die Entwicklung mit gemischten Gefühlen beobachten. Vor allem angesichts des geplanten Umbruchs auf den Flügeln der Münchner und der auch bei Tottenham Hotspur stagnierenden Entwicklung von Mathys Tel wäre Doué einer, der dem FCB gut zu Gesicht stehen würde. Abzusehen war das vor ein paar Monaten allerdings noch nicht.

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