Wieder einmal ist die belgische Nationalmannschaft bei einem großen Turnier gescheitert. Ist die Chance auf einen Titelgewinn nun endgültig zerronnen? Ein FT-Kommentar.

Kevin De Bruyne, Romelu Lukaku und Eden Hazard. Die belgische Nationalmannschaft ist bestückt mit Weltklassespielern. Seit rund drei Jahren thront das kleine Land aus Westeuropa auf Platz eins der Weltrangliste. Mit Ausnahme der WM 2018, die die Mannschaft von Trainer Roberto Martínez als Dritter abschloss, scheiterte Belgien jedoch 2014 (WM), 2016 (EM) sowie nun 2021 bei der EM im Viertelfinale.
Im gestrigen Spiel gegen Italien (1:2) zeigten die Belgier eine ansprechende Leistung – doch reichte dies nicht gegen top eingestellte und mutig aufspielende Italiener. Immer wieder blitzte die individuelle Klasse in der Offensive auf – insbesondere De Bruyne kreierte einige gefährliche Abschlusssituationen für die Roten Teufel. Doch unterm Strich schied die Mannschaft verdient aus.
Ist das Zeitfenster geschlossen?
Ist Belgiens goldene Generation gescheitert? Die Chance auf einen Titel wird in den kommenden Jahren nicht größer. Insbesondere die Abwehrreihe um die einst auf Topniveau agierenden Jan Vertonghen (34), Toby Alderweireld (32) und Thomas Vermaelen (35) befindet sich im fortgeschrittenen Fußballeralter: Die dynamische Spielweise der Italiener am gestrigen Abend zeigte dem in die Jahre gekommenen Trio die Grenzen auf.
Auch De Bruyne und Hazard haben mittlerweile die 30 geknackt. Zudem kämpften beide zuletzt immer wieder mit Verletzungsproblemen. Dries Mertens hat mit seinen 34 Jahren ebenfalls seinen Zenit überschritten, spielte ein schwaches Turnier. Mit einem Durchschnittsalter von 29,2 Jahren stellte Belgien die älteste Mannschaft des Turniers.
Wer rückt nach?
Stand jetzt ist das kleine Fußballland nicht mit überbordendem Talent, das nachrücken könnte, gesegnet. Ein Lichtblick war der Auftritt des erst 19-jährigen Jérémy Doku am gestrigen Abend. Der Flügelspieler von Stade Rennes überzeugte auf ganzer Linie, stellte die italienische Abwehrreihe mit seiner enormen Geschwindigkeit und Dribbelstärke immer wieder vor große Probleme. Doku erinnert in seinen Anlagen tatsächlich ein wenig an Mannschaftskollege Eden Hazard, der seit seinem Wechsel zu Real Madrid im Jahr 2019 verletzungsbedingt auf keinen grünen Zweig kommt.
Ansonsten könnte die WM in eineinhalb Jahren die letzte Chance sein, für die mit Talent gesegnete belgische Auswahl einen Titel zu holen. Womöglich dann mit einem neuen Trainer an der Seitenlinie. Roberto Martinez ließ seine Zukunft nach der gestrigen Partie offen.
„Es ist nicht der Moment, um über meine Zukunft zu sprechen. Ich möchte nichts sagen, dass als emotionale Entscheidung gewertet wird.“ Und weiter: „Die Spieler gaben ihr Herz und ihre Seele, jeder Fan sollte stolz auf unser Team sein“, so der Trainer. Doch die Bitterkeit bei der belgischen Anhängerschaft wird ganz klar überwiegen; Bitterkeit über eine goldene Generation, die mal wieder gescheitert ist.
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