115 Anklagepunkte: Prozessbeginn gegen ManCity
In England kommt es am Montag zum großen Prozess der Premier League gegen Manchester City. Dem Scheichklub werden 115 Verstöße gegen das Financial Fairplay und die Regularien der Liga vorgeworfen. Bei einem Schuldspruch reichen die möglichen Konsequenzen von einer Verwarnung bis hin zum Zwangsabstieg und einer Europapokalsperre.
Die Liste der finanziellen Verfehlungen, die dem aktuellen Serienmeister Manchester City vorgeworfen werden, ist lang. Insgesamt 115 Anklagepunkte hat die zuständige Ermittlungsgruppe in den vergangenen fünf Jahren zusammengetragen. Ab Montag muss sich der Klub deswegen in einem Prozess verantworten. Die Anhörung wird voraussichtlich zwei Monate dauern, mit dem Urteil ist im nächsten Frühjahr zu rechnen. City seinerseits wehrt sich gegen die Vorwürfe und will gegen die Finanzregeln im Fußball klagen.
Alles begann im November 2018 mit mehreren Artikeln des ‚Spiegel‘, in denen ManCity beschuldigt wurde, im großen Ausmaß gegen das Financial Fairplay (FFP) zu verstoßen. Das deutsche Printmagazin veröffentlichte im Rahmen des Football Leaks-Skandals viele interne Informationen des Scheichklubs, die ihnen der portugiesische Whistleblower Rui Pinto zugesteckt hatte. Kurz darauf begann eine UEFA-Ermittlung gegen den Premier League-Klub, der im Februar 2020 wegen Verstößen gegen das FFP mit einer zweijährigen Sperre für alle UEFA-Wettbewerbe und einer Geldstrafe in Höhe von knapp 35 Millionen Euro belegt worden war.
Frühere Sperre wurde wieder aufgehoben
Die Sperre hob der internationale Sportgerichtshof CAS nach einem Einspruch des Scheichklubs jedoch wieder auf und reduzierte auch die Strafe auf umgerechnet 10,5 Millionen Euro. In den vergangenen vier Jahren kamen immer weitere Dokumente ans Licht, die englische Premier League nahm Ermittlungen auf und veröffentlichte im vergangenen Winter eine Liste mit 115 Vorwürfen. Diese beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 2009 und 2018. Spätere Verfehlungen sind nicht inkludiert und sollen in der Zukunft gesondert ausgewertet werden.
Wie die ‚Daily Mail‘ berichtet, sind die Vorwürfe gegen City schwerwiegend, „sollte sich herausstellen, dass der Verein gegen alle oder einige dieser Vorwürfe verstoßen hat, ist mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen“. In 54 Punkten wird dem amtierenden Meister vorgeworfen, der Liga keine genauen und aktuellen Finanzdaten vorgelegt zu haben. „Diese sollen dem FFP ermöglichen, ein wahrheitsgetreues und faires Bild der Einnahmen eines Klubs, einschließlich der Sponsorenverträge und der Betriebskosten, zu denen auch die Spielergehälter gehören, zu zeichnen.“
Harte Strafen möglich
Andere Punkte beziehen sich auf fehlende Finanzberichte, fehlende Kooperationsbereitschaft bei finanziellen Untersuchungen und falsch deklarierte Sponsorengelder. Zudem wird City vorgeworfen, gegen den Compliance-Kodex der Liga verstoßen zu haben. Das Verfahren wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, da die FFP-Regeln strenge Vertraulichkeit vorsehen. Auch die Medien werden bis zum Urteilsspruch keinen offiziellen Einblick in den Prozess erhalten.
Mögliche Strafen reichen von einer formellen Verwarnung über Punktabzüge und Geldstrafen bis hin zum Zwangsabstieg in die zweite Liga und einer Europapokalsperre über mehrere Spielzeiten. Wie die ‚Times‘ berichtet, will City seinerseits gegen Teile der Finanzregeln der Liga klagen und sie abschaffen lassen. Diese sollen eigentlich die Wettbewerbsfähigkeit erhalten, da sie es reichen Vereinen verbieten, unbegrenzt viel Geld für Spielerkader und Infrastruktur auszugeben.
City will Finanzregeln abschaffen
In einem 165-seitigen juristischen Dokument behauptet City jedoch, dass die Regeln von den Ligarivalen genehmigt wurden, um ihren Erfolg auf dem Spielfeld als „Tyrannei der Mehrheit“ zu unterdrücken. Der Verein wittert bei den APT-Regeln (Associated Party Transaction) eine „Diskriminierung von Eigentümern aus der Golfregion“, da diese kurz nach der saudischen Übernahme von Newcastle United eingeführt wurden.
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