FT-Kurve Bundesliga

Tuchels Wunschspieler: Passt Rice zu den Bayern?

Declan Rice ist dem Vernehmen nach der Wunsch-Sechser von Thomas Tuchel für den FC Bayern. Doch löst der Engländer die Münchner Mittelfeld-Probleme? FT hat ihn ganz genau unter die Lupe genommen.

von Lukas Hörster
3 min.
Declan Rice Montage @Maxppp

Die Doppelsechs aus Joshua Kimmich und Leon Goretzka vereint beim FC Bayern viele Stärken wie strategisches Geschick, variables Passspiel (Kimmich) und Körperlichkeit sowie Torgefahr (Goretzka). Der klassische Abräumer vor der Abwehr fehlt aber, ihn stellen auch die offensiver orientierten Ryan Gravenberch und Konrad Laimer nicht dar. Ist der als Neuzugang gehandelte Declan Rice also der gesuchte Spielertyp?

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Die vorweggenommene Antwort lautet: ja. Rice spielt sowohl in der englischen Nationalmannschaft als auch bei West Ham United als klare Nummer sechs, heißt als Beschützer der Abwehrkette und erste Anspielstation im Spiel nach vorne. Diese Rolle füllt in München aktuell Kimmich aus, der dadurch aber mitunter seiner offensiven Stärke beraubt wird. Zudem ist der 28-Jährige angesichts seiner 1,77 Meter gerade in der Luft nicht der Zweikampfstärkste.

Rice ist ein herausragender Abräumer

Rice (1,88 Meter) ist dagegen in den gesuchten Disziplinen teils herausragend unterwegs. Laut ‚fbref.com‘ gewinnen in Europas Top-Fünf-Ligen nur 17 Prozent der Mittelfeldspieler prozentual mehr Kopfballduelle. Nur sieben Prozent der Vergleichsgruppe fangen mehr Bälle ab und lediglich fünf Prozent trennen häufiger dribbelnde Gegenspieler vom Ball. Zudem ist Rice fair und clever, begeht trotz seiner neuralgischen Position nur 0,59 Fouls pro 90 Minuten Spielzeit. Seine Zweikampfquote von 70 Prozent in der laufenden Premier League-Saison ist herausragend.

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Rice spielt auch gut Fußball

Rices defensive Qualitäten sind also sehr überzeugend. Doch sind in München auch spielerische Attribute gefragt. Der Blick in die Statistiken von ‚fbref.com‘ zeigt: Auch im Passspiel ist Rice überdurchschnittlich gut. Sein Markenzeichen im Spielaufbau ist der Seitenwechsel. Nur zwei Prozent der Mittelfeldspieler in Europas Top-Fünf-Ligen spielen diesen Ball häufiger, Kimmich übrigens von allen Passarten mit Abstand am seltensten. Da der Flugball recht anspruchsvoll ist, leidet Rices Passquote etwas. Mit insgesamt 86,2 Prozent ist sie aber trotzdem in Ordnung. Übrigens dribbelt Rice gerne mit Ball ins Angriffsdrittel. Progressiv ist sein Spiel aber nicht in allen Punkten: Pro 90 Minuten spielt er nur 0,11 Steilpässe. Zum Vergleich: Bei Kimmich sind es 0,84. Ein Kreativspieler wie der aktuelle Bayern-Sechser ist Rice nicht.

Was spricht sonst noch für Rice?

Perspektive: Rice ist erst 24 Jahre alt. Heißt: Zum einen ist der 41-fache englische Nationalspieler noch entwicklungsfähig. Und zum anderen könnte er im Misserfolgsfall auch ohne riesigen Transferverlust wieder verkauft werden.

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Erfahrung: Trotz seines jungen Alters hat Rice nicht nur schon 41 Länderspiele auf dem Buckel, er spielte auch schon je eine EM und WM als Stammspieler und lief 203 Mal in der Premier League auf.

Führung: Rice führt West Ham schon seit drei Jahren regelmäßig als Kapitän aufs Feld. Der aktuell schwankenden Bayern-Mannschaft fehlt aktuell häufiger ein Spieler, der das Team schultern kann.

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Variabilität: Seine ersten Schritte im Profibereich machte Rice als Innenverteidiger. Er könnte also auch auf dieser Position zur Option für Tuchel werden.

Die Fragezeichen bei Rice

Ablöse: Rice kostet wohl über 100 Millionen Euro Ablöse. Da auch zahlreiche englische Topklubs dran sind, bahnt sich ein Wettbieten an. Die Bayern brauchen aber eigentlich noch eine Menge Geld für einen neuen Mittelstürmer.

Ausland: Die Beispiele, in denen englische Nationalspieler im besten Alter die Insel verließen, sind rar gesät. Fraglich, ob Rice daran großes Interesse hat. Zudem müsste ihm in einem fremden Land eine gewisse Eingewöhnungszeit zugstanden werden.

Champions League: Rice spielte noch nie in der Königsklasse. Bei Bayern ist es elementar, gerade in diesem Wettbewerb zu glänzen. Immerhin hat Rice aber ja schon bei großen Turnieren mit den Three Lions seine internationale Tauglichkeit nachgewiesen.

Fazit

Rice vereint die Qualitäten, die die Bayern suchen. Der Engländer ist ein zweikampfstarker Sechser mit gutem Passspiel, wenngleich er nicht mehr der allergrößte Stratege wird. Klar gegen eine Verpflichtung sprechen der immense Preis und die Tatsache, dass es durch Rice Härtefälle geben wird:
Schließlich hätte der neue Rekordeinkauf erstmal einen Stammplatz sicher, obwohl die Bayern in Bundesliga-Spielen gegen kleinere Teams nicht immer zwingend einen klaren Defensiv-Sechser brauchen. Das birgt Konfliktpotenzial und genauso ein Risiko wie Rices fehlende Deutschkenntnisse und Auslandserfahrungen.

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