FT-Kurve A-League

Bayern-Ziel Irankunda: Shootingstar mit angezogener Handbremse

Das australische Ausnahmetalent Nestory Irankunda hat mit seiner steilen Entwicklung den FC Bayern auf den Plan gerufen. Der explosive Offensivspieler weckt riesige Erwartungen im fußballerischen Entwicklungsland. Doch noch versucht der Teenager, den Hype um sich unter Kontrolle zu halten.

von Georg Kreul
7 min.
Nestory Irankunda @Maxppp

Wenn in Australien Fußballfachleute, Fans und Medien über den erst 17-jährigen Nestory Irankunda reden, wird schnell klar: Der Teenager hat mit seinen Fähigkeiten Down Under auf den Kopf gestellt. Bei Adelaide United begeistert der 1,75 Meter große Rechtsfuß in seiner zweiten Profisaison die Fachwelt. Noch fehlt ein Startelfeinsatz in Irankundas Vita, doch fünf Treffer und zwei Assists in 19 Teilzeiteinsätzen haben mächtig Eindruck hinterlassen.

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Der ‚Sydney Morning Herald‘ schreibt über den Ausnahmekönner: „Irankunda ist möglicherweise das aufregendste Talent, das die A-League in ihrer kurzen Geschichte hervorgebracht hat, und er hat alle Voraussetzungen, um ein echter Weltklassespieler zu werden.“ Gesegnet mit vielen körperlichen Vorzügen braucht es nicht viel, um die Fantasie anzuregen, dass Irankunda so etwas wie das erste australische Fußballtalent sein könnte, das den Weltfußball aufmischt.

Wunschpaket Außenstürmer

Blitzschnelles Tempo, eine für sein Alter enorme körperliche Stärke gepaart mit einer ausgefeilten Technik erfüllen die klassischen Grundfähigkeiten des Flügelstürmers, der auf beiden Seiten agieren kann. Darüber hinaus verfügt Irankunda über einen rechten Fuß, der in so manchem Land waffenscheinpflichtig sein könnte.

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Melbourne Victory-Mittelfeldspieler Rai Marchan hatte in dieser Saison das Vergnügen, einen Torschuss von Irankunda mit dem Kopf abzufangen und musste wegen einer Gehirnerschütterung zwei Monate pausieren. Darüber hinaus ist der Youngster mit einem angeborenen Spielverständnis gesegnet und hat keine Angst vor Eins-gegen-Eins-Situationen.

„Es gibt keine Grenzen“

Irankunda ist die Sorte von Talent, dem scheinbar keine Limits gesetzt sind. Doch es gibt auch zahlreiche Stimmen im Umfeld des seit Februar 17-Jährigen, die verhindern wollen, dass der Stern des Offensivspielers zu schnell im Business Profifußball verglüht. Mit dem FC Bayern hat namentlich ein Topklub seine Visitenkarte abgegeben. Die Münchner werden bei Weitem nicht alleine sein.

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Adelaide Uniteds Kapitän Craig Goodwin (31) versucht seinem 14 Jahre jüngeren Teamkollegen zu vermitteln: „In diesen Gesprächen habe ich ihm gesagt: ‚Schau, es ist klar, und du kannst selbst sehen, dass du die Belohnungen bekommst, wenn du dich anstrengst.‘ Und ich persönlich glaube, dass es keine Grenzen gibt, was er erreichen kann – solange er sich anstrengt, die richtige Einstellung hat und die richtigen Dinge tut. Dann wird er es bis ganz nach oben schaffen. Aber das ist die Herausforderung, dass er einen klaren Kopf behält.“

Noch am Anfang

Dass es mit Irankunda nicht immer einfach ist, bestätigt auch Cheftrainer Carl Veart. Denn der Rohdiamant hat noch einen weiten Weg zu gehen, auch mitunter in Sachen Disziplin. „Ich habe Nestor schon oft gesagt, dass er großes Glück hat, dass ich ihm gegenüber sehr tolerant bin, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass viele andere Spitzentrainer ihm nicht erlaubt hätten, an diesen Punkt zu gelangen“, sagt Veart.

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Und weiter: „Er versteht einfach nicht ganz, was von ihm verlangt wird. Er hat es ohne all das geschafft, wo er jetzt ist. Manchmal denkt er: ‚Na ja, das muss ich nicht machen, ich bin hier her gekommen, weil ich das getan habe‘. Aber das hat ihm nur die Tür hierher geöffnet. Wenn er die nächste Tür erreichen will, und er sagt, dass er das will, dann muss er alles richtig machen.“

Europa kann warten

Dazu zählt ebenso, sich seinen nächsten Karriere-Schritt wohl zu überlegen. Denn Irankunda, der jüngst erstmals in Australiens A-Nationalmannschaft berufen wurde, will sich Zeit mit seiner Entwicklung lassen. „Es ist erst meine zweite Saison in der Liga“, zitiert die ‚Daily Mail‘ den Offensivspieler, „ich brauche vielleicht mehr als zwei, vielleicht drei oder vier Saisons.“

„Ich werde es nicht überstürzen, nur weil es um Europa geht. Es geht um meine Karriere“, betont der Hochgelobte, „ich versuche nicht, meine Karriere zu ruinieren. Denn ich glaube, dass ich es weit bringen kann. Es gab schon viele australische Spieler, die den falschen Schritt gemacht haben und denen es nicht so gut ergangen ist. Ich versuche also, diesen Fehler nicht zu machen, ich versuche, reif dafür zu sein.“

Kein nächster Fall Kuol

Als Warnung nennt Irankunda Garang Kuol. Der 18-Jährige ist bereits australischer Nationalspieler und wechselte im Januar mit einigen Vorschusslorbeeren zu Newcastle United. Doch für den Bruder von Stuttgart-Profi Alou Kuol läuft es bei Leihklub Heart of Midlothian mit nur 190 Pflichtspielminuten bisher eher mittelmäßig. Irankunda will lieber in seiner Heimat an seinem Spiel arbeiten.

„Die Erwartungen sind hoch. Die Fans, Menschen auf der ganzen Welt, erwarten von mir, dass ich in jedem Spiel ein Tor schieße“, berichtet Irankunda, „der Druck wird immer größer, aber ich mache mir nichts daraus, auch nicht aus den sozialen Medien und so. Das interessiert mich nicht wirklich. Das ist einfach nur Fußball.“ Gut möglich also, dass man in München ein bisschen Geduld mitbringen müsste. Das Warten dürfte sich jedoch lohnen.

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