FT-Kurve 2. Bundesliga

Zu gut für Liga zwei? Wie es Soppy zu Schalke 04 zog

21 Jahre alt, neun Millionen Ablöse, 34 U-Länderspiele für Frankreich und jetzt im Abstiegskampf der zweiten Liga. Warum ist Brandon Soppy beim FC Schalke 04 gelandet? Eine Spurensuche.

von Tristan Bernert
3 min.
Brandon Soppy beim Aufwärmen @Maxppp

Als Schalke 04 am Deadline Day die Verpflichtung von Brandon Soppy verkündete, zogen nicht wenige Beobachter verwundert die Augenbrauen nach oben. Schließlich passt der 21-Jährige eigentlich so gar nicht in das Profil eines Vereins, der in der zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt kämpft.

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Rückblick: Im Sommer 2022 war Soppy dem Serie A-Klub Atalanta Bergamo noch stolze neun Millionen Euro wert. In der Saison zuvor war der Franzose bei Udinese Calcio über die rechte Außenbahn gewirbelt – zwar selten in der Startelf, sondern als eine Art Superjoker. Doch Atalanta erkannte das rohe Potenzial, das in Soppy steckt. Physis, Tempo, Dribbelstärke: Der 34-malige U-Nationalspieler bringt alles mit, was ein moderner Schienenspieler braucht.

Als solcher kam der Rechtsfuß dann auch in Bergamo zum Einsatz. Mal rechts, mal links eingesetzt begann er seine Debütsaison als Stammspieler und hatte nach zehn Spieltagen bereits vier Assists auf seinem Konto. Als Atalanta im Oktober 2022 in eine mehrere Wochen anhaltende Ergebniskrise stürzte, war es dann aber der junge Franzose, der seinen Platz in der ersten Elf verlor. Er sollte ihn nicht mehr zurückerobern.

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Vorne hui, hinten pfui

Ein Blick in die Daten offenbart, warum. Laut dem Statistikanbieter ‚FBref.com‘ ist Soppys offensiver Output zwar überdurchschnittlich gut. So konnte er in der Saison 2022/23 mehr progressive Dribblings für sich verzeichnen als 83 Prozent aller Außenverteidiger der Serie A. Zudem berührte er im gegnerischen Sechzehner häufiger den Ball als 92 Prozent seiner Positionskollegen.

Defensiv war der Defensivmann aber eine Sicherheitslücke. Im Außenverteidiger-Vergleich gehörte er 2022/23 zu den schlechtesten 13 Prozent in puncto Tacklings, zu den schlechtesten 16 Prozent bei abgefangenen Bällen und trotz einer Körpergröße von 1,81 Metern zu den schlechtesten 31 Prozent bei den gewonnenen Defensivkopfbällen. Kein Wunder also, dass Soppy auf die Bank musste, als Atalanta anfing, sich Niederlagen zu fangen.

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Pech in Turin

Um dem zweifellos talentierten Jungprofi zu mehr Spielzeit zu verhelfen, schmiedeten die Verantwortlichen in Bergamo im vergangenen Sommer einen Plan. Eine Leihe zum FC Turin sollte Soppy bei der Entwicklung helfen. Die Idee ging aus mehreren Gründen nicht auf.

Auch aufgrund einer Muskelverletzung, die er im Schlussspurt der Vorsaison erlitt, hatte Soppy keine optimale Vorbereitung bei Atalanta. Zudem traf der Klub erst spät die Entscheidung, den schnellen Außenbahnspieler zu verleihen. Erst einen Tag vorm Deadline Day ging er nach Turin, die Plätze im Team waren da schon verteilt. Und ausgerechnet als Soppy Anfang Oktober erstmals für Torino von Beginn an ran durfte, verletzte er sich und fiel für über einen Monat aus. Der Stammelf-Platz, an dem er kurz schnuppern durfte, war unwiderruflich weg.

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Der Profiteur dieser Situation ist nun Schalke 04 – zumindest hofft man das in Gelsenkirchen. Ebenfalls auf Leihbasis wechselte Soppy am Deadline Day zu Königsblau. Er ist ein Spieler ganz nach dem Gusto von Trainer Karel Geraerts. Der Belgier lässt gerne im 3-5-2 spielen, was bei S04 aufgrund der Kadersituation aber bislang nicht funktionierte. Henning Matriciani und Cédric Brunner sind schließlich vieles, aber keine Schienenspieler.

Schalker Schlüsselspieler?

Die Leihe des Bergamo-Talents gibt ihm nun diese Möglichkeit. Soppy, der Schlüssel zur Systemumstellung? „Wir sind sehr glücklich, dass er da ist. Wir haben jetzt offensiv mehr Möglichkeiten auf der rechten Abwehrseite“, ließ Geraerts, der beim jüngsten 1:0 gegen Braunschweig noch auf den Franzosen verzichtete, nach dessen Verpflichtung Entsprechendes durchblicken.

Dennoch ist es nicht gesichert, dass Soppy auf Schalke funktionieren wird. Nach eineinhalb Jahren mit mehr Ausfall- als Spielzeit darf die Matchfitness angezweifelt werden. Zudem werden die Defensivprobleme des Dribblers nicht plötzlich verschwunden sein. Sollte er in der Rückwärtsbewegung patzen, dürfte er sich auch bei S04 auf der Bank wiederfinden.

Auf der anderen Seite hätte Königsblau ihn ohne diese Fragezeichen wohl kaum bekommen. Schließlich passt der 21-Jährige eigentlich so gar nicht in das Profil eines Vereins, der in der zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt kämpft.

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