Knapp ein halbes Jahr ist Hansi Flick jetzt Trainer beim FC Barcelona. Der anfänglichen Skepsis zum Trotz waren es äußerst erfolgreiche Monate für die Katalanen. Die Gründe sind vielfältig.

Noch bevor Hansi Flick seinen ersten Arbeitstag beim FC Barcelona erlebte, war er schon ein Meme. Grund dafür war die durchaus mutige Vorstellung des 59-Jährigen beim Weltklub aus Katalonien. Gerade in Deutschland war die Skepsis nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft inklusive Graugans-Dokumentation groß. Die seltsame Präsentation, bei der die Öffentlichkeitsabteilung des FC Barcelona auf einen Internettrend aufsprang, passte da ins Bild. Das goldene Trainingsshirt tat sein Übriges.
Die kritischen Stimmen, die in Deutschland lauter waren als international, verflogen aber schnell. Die ersten sieben Ligaspiele gewann Barça allesamt, ballerte sich dabei mit 7:0 gegen Valladolid, 4:1 gegen Girona und 5:1 gegen Villarreal zurück in die geschundenen Herzen der Fans, die zuvor unter Xavi immer unzufriedener wurden.
Tabelle Gesamt La Liga
# | Mannschaft | Pkt | Sp. | +/- | S | U | N | Tore | GT |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 |
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51 | 24 | +40 | 16 | 3 | 5 | 65 | 25 |
2 |
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51 | 24 | +29 | 15 | 6 | 3 | 52 | 23 |
3 |
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50 | 24 | +23 | 14 | 8 | 2 | 39 | 16 |
4 |
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45 | 24 | +16 | 12 | 9 | 3 | 37 | 21 |
5 |
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41 | 24 | +12 | 11 | 8 | 5 | 47 | 35 |
6 |
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35 | 24 | +2 | 9 | 8 | 7 | 27 | 25 |
7 |
![]() |
34 | 24 | -7 | 10 | 4 | 10 | 23 | 30 |
8 |
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32 | 24 | -1 | 8 | 8 | 8 | 30 | 31 |
9 |
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32 | 24 | -4 | 7 | 11 | 6 | 29 | 33 |
10 |
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31 | 24 | -3 | 9 | 4 | 11 | 32 | 35 |
11 |
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31 | 24 | -3 | 9 | 4 | 11 | 20 | 23 |
12 |
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31 | 24 | -5 | 8 | 7 | 9 | 29 | 34 |
13 |
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30 | 24 | +2 | 7 | 9 | 8 | 20 | 18 |
14 |
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29 | 24 | -3 | 8 | 5 | 11 | 35 | 38 |
15 |
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24 | 24 | -13 | 6 | 6 | 12 | 23 | 36 |
16 |
![]() |
24 | 24 | -13 | 5 | 9 | 10 | 22 | 35 |
17 |
![]() |
23 | 24 | -12 | 6 | 5 | 13 | 29 | 41 |
18 |
![]() |
23 | 24 | -13 | 5 | 8 | 11 | 25 | 38 |
19 |
![]() |
22 | 24 | -10 | 5 | 7 | 12 | 28 | 38 |
20 |
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15 | 24 | -37 | 4 | 3 | 17 | 15 | 52 |
Auf Peps Spuren
Flick setzt wieder auf die Marschroute, die Barça ausmacht. Er fördert junge Talente wie Pau Cubarsí (18), Héctor Fort (18) oder Marc Bernal (17), entwickelt Marc Casadó (21), dem ein Sprung zur ersten Mannschaft eigentlich nicht mehr zugetraut worden war, zum unumstrittenen Stammspieler. Frenkie de Jong (27) oder Eric García (24), die eigentlich vom Hof gejagt werden sollten, erhalten eine neue Chance. Und die Offensive um Raphinha (28), Lamine Yamal (17) und Robert Lewandowski (36) wirkt deutlich lebendiger als zuvor.
Das alles ist auch anhand von Zahlen zu belegen: Nach 37 Pflichtspielen unter Flick steht Barça bei 114 Toren. In der Klubgeschichte erzielten die Katalanen nur in der Saison 2011/12 unter Pep Guardiola und mit Lionel Messi, David Villa und Alexis Sánchez im Sturm genauso viele Treffer.
Flick schafft es, mit ruhiger, aber durchaus harter Hand auf die vielen internen Probleme im Verein zu reagieren. Die Verletzungen wie die von Marc-André ter Stegen (32), Ronald Araújo (25) oder Bernal bekommt er sportlich kompensiert, mit der unklaren Situation um Dani Olmo (26) geht er souverän um. Und die Topstars funktionieren tadellos.
Tempo lautet die Devise
Wohin kann die Reise in dieser Saison noch gehen? Der Auftakt in das Jahr 2025 verrät, dass alles möglich ist. Zehn Siege in zwölf Spielen lassen Barça wieder von Titeln, vielleicht sogar vom Triple träumen. In der Liga lodert ein Dreikampf, in dem die Katalanen aktuell hauchzart die Nase vorne haben. Im spanischen Pokal trifft Flick mit seiner Mannschaft im Halbfinale auf Atlético Madrid, in der Champions League landete Barça in der Gruppenphase auf Rang zwei hinter dem FC Liverpool und begeisterte mit 28 Treffern in der Gruppenphase.
Flick hat Barça verändert. Vorbei sind die Zeiten des klassischen Ballbesitz-Fußballs, für den der spanische Klub über Jahre hinweg stand. Tempo, Tempo, Tempo ist die Devise, der FC Bayern hat den furchtlosen Stil bei der 1:4-Niederlage schmerzlich zu spüren bekommen. Die Flick-Fabrik vernachlässigt die Abwehrarbeit gerne mal, schießt vorne dafür Tore am laufenden Band. Ein Stil, der nicht nur die Herzen der eigenen Fans im Sturm erobert hat, sondern auch den Spielern mehr Spaß macht.
Vom Meme zum Meistertrainer
Beweis dafür sind die jüngsten Vertragsverlängerungen von Pedri (22), Gavi (20) und Cubarsí, die sich langfristig an das Projekt des FC Barcelona gebunden und damit den Weg in eine womöglich goldene Ära geebnet haben. Das Saisonfinale wird zeigen, wie die junge Mannschaft mit Druck umgehen kann und ob sie nach dem Umbruch schon bereit für Titel ist.
Dem Image des finanziell stets angeschlagenen und fragwürdig handelnden Klubs würden kurzfristige Erfolge guttun. Flick, der noch bis 2026 an Barça gebunden ist, könnte für seinen Hurra-Fußball schon in seiner ersten Spielzeit mit einem Titel gekrönt werden. Vom Meme zum Meistertrainer? Eine solche Entwicklung hätten dem ehemaligen Bundestrainer in Deutschland zu Saisonbeginn wohl nur die wenigsten zugetraut.
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