Türkei wirft Österreich raus – Demiral schreibt Geschichte
Im letzten Achtelfinale, ausgetragen in Leipzig, setzte sich die Türkei am Dienstagabend in einer furiosen Partie mit 2:1 gegen Österreich durch. Merih Demiral schrieb dabei Geschichte.
Ohne Abtastphase starteten beide mit Vollgas, aber auch teils haarsträubender Defensivarbeit in die Partie. Dem frühen Treffer von Merih Demiral, der nach einer Ecke das Chaos im gegnerischen Strafraum nutzte, folgten zwei gefährliche Eckball-Situationen der Österreicher – zum Glück für die Türken ohne die entscheidende Präzision. Die Alpenrepublik blieb in der Folge zunächst das dominierende Team, biss in ihren Offensivbemühungen aber fast immer auf türkischen Granit. Mutige Türken legten den Verwaltungsmodus schnell ab, forderten die Österreicher regelmäßig zu erhöhter Wachsamkeit in der Defensive und versuchten nachzulegen. Christoph Baumgartner hatte mit dem Halbzeitpfiff noch den Ausgleich auf dem Fuß, setzte eine Hereingabe aber unter Bedrängnis und aus kurzer Distanz neben das Tor.
Die Österreicher kamen nach dem Pausentee enorm druckvoll aus der Kabine, ließen ihre teils sehr guten Gelegenheiten – die beste vergab in der 51. Minute Kapitän Marko Arnautovic – allerdings ungenutzt. Vincenzo Montellas Elf nutzte das nach knapp einer Stunde eiskalt aus: Demiral köpfte eine Güler-Ecke aus wenigen Metern wuchtig ins österreichische Gehäuse. Nur wenige Minuten später stellte Michael Gregoritsch den alten Abstand wieder her, der Freiburg-Profi traf mit links – ebenfalls nach einer Ecke. Österreich schöpfte neue Kraft und zog ein Powerplay um den türkischen Strafraum auf. Die größte Chance, einen Baumgartner-Kopfball aus kürzester Entfernung, vereitelte Torwart Mert Günok mit einer überragenden Glanztat in der letzten Minute der Nachspielzeit.
Erstmals seit 2008 steht die Türkei somit wieder in einem EM-Viertelfinale. In der Runde der letzten Acht treffen Hakan Calhanoglu und Co. am Samstag (21 Uhr) auf die Niederlande. Oranje hatte sich im ersten Spiel des Tages souverän mit 3:0 gegen Rumänien durchgesetzt.
Torfolge
1:0 Merih Demiral (1.): Nach einem direkt vor das Tor getretenen Eckball von Arda Güler können drei Österreicher inklusive Keeper Patrick Pentz das Spielgerät nicht aus der Gefahrenzone befördern, irritieren sich gegenseitig. Der völlig freie Merih Demiral kommt nach einigem Geflipper an den Ball und schließt problemlos aus vier Metern ab.
2:0 Merih Demiral (59.): Wieder Güler-Ecke von rechts, wieder Demiral-Tor. Dieses Mal steigt der 26-jährige Innenverteidiger vom saudischen Klub Al Ahli im Duell mit zwei Gegenspielern am höchsten und nickt den Ball ins Tor. Pentz ist mit den Fingerspitzen dran, aber chancenlos.
2:1 Michael Gregoritsch (66.): Und schon wieder ist der Ball nach einer Ecke im Netz. Der Freiburger Gregoritsch kommt am langen Pfosten unbedrängt zum Abschluss, muss nur noch den Schlappen hinhalten und hämmert die Kugel so mit links unter die Latte.
Statistik des Spiels: Neues Rekordtor
57 Sekunden dauerte es, bis Demiral das Leder im österreichischen Tornetz zappeln ließ. Nie zuvor wurde ein Treffer in der K.o.-Phase einer Europameisterschaft früher erzielt. Das schnellste EM-Tor überhaupt fiel übrigens auch bei diesem Turnier – Albaniens Nedim Bajrami traf im Gruppenspiel gegen Italien (1:2) nach nur 23 Sekunden.
Merih Demiral scores the fastest goal ever in the EURO knockouts 🇹🇷⚽️
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Duo des Spiels: Güler & Demiral
Der erst 19-jährige Linksfuß von Real Madrid war ein wichtiger Aktivposten in der türkischen Offensive. Mit seinen zwei Eckbällen, die zu den Toren führten, war Gülers Anteil am Sieg immens. Verwerter war in beiden Fällen Demiral. Kurios: In seinen 47 A-Länderspielen zuvor hatte die Abwehrkante insgesamt nur zwei Tore erzielt, diese Bilanz hat Demiral heute Abend verdoppelt.