Job-Beschreibung geändert: RB-Klubs seit Klopp-Unterschrift in Dauerkrise
Mit der Verpflichtung von Jürgen Klopp als neuer Head of Global Soccer ist Red Bull Anfang Oktober ein echter Coup gelungen. Der mehrfache Meistercoach soll die Abläufe im Fußballimperium des Getränkeriesen optimieren und vor allem den Trainern der einzelnen Klubs zur Seite stehen. Doch seit der Bekanntgabe des Deals erleben die beiden wichtigsten Klubs die größten Krisen seit der Übernahme von RB.
Mit dem Arbeitsbeginn von Jürgen Klopp Anfang Januar soll bei Red Bull die nächste Stufe gezündet werden. Der Erfolgscoach soll die Klubs des österreichischen Brauseherstellers als Head of Global Soccer mit seinem Know How weiter verbessern und die Strukturen im Hintergrund vereinheitlichen und weiter professionalisieren. Dieser Job scheint jedoch plötzlich schwerer als gedacht – mit RB Leipzig und RB Salzburg befinden sich die beiden Flaggschiffe des Projekts ausgerechnet seit der Unterschrift des neuen Strippenziehers im Hintergrund in einer Krise.
Es sind Zahlen des Grauens für die Bosse in Fuschl am See: Besonders hart trifft es aktuell den früheren Mutterklub RB Salzburg. Dort läuft es bereits seit der vergangenen Saison nicht mehr so wie erhofft. Nach zehn Meisterschaften in Serie mussten sich die Mozartstädter im Sommer Sturm Graz geschlagen und sich mit der Vizemeisterschaft zufriedengeben.
Verheerende Bilanz der beiden Flaggschiffe
In dieser Saison startete das Team wettbewerbsübergreifend mit einer Bilanz von acht Siegen, drei Unentschieden und vier Niederlagen zudem ungewohnt schwach. Seit dem 9. Oktober, an dem der Klopp-Deal verkündet wurde, ist die Bilanz jedoch noch deutlich schwächer (3-3-4). Aktuell steht RBS nur auf Rang sieben der österreichischen Bundesliga. In der Champions League muss der Klub auf Rang 32 um den Einzug in die Playoffs bangen.
Im deutschen Oberhaus startete die Dependance aus Leipzig dagegen recht ordentlich in die Saison (5-2-2, wettbewerbsübergreifend) und bestach zu Beginn vor allem mit einer extrem starken Defensive. Bei den Sachsen ist der Einbruch jedoch noch gravierender: Seit der Ankündigung der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Coach des FC Liverpool hat RBL nur drei von zehn Spielen gewonnen, dem gegenüber stehen sechs Niederlagen. Am Wochenende kassierte der Klub gegen den VfL Wolfsburg (1:5) die höchste Niederlage seiner Bundesligageschichte. In der Königsklasse verlor Leipzig alle seine fünf Partien und steht vor dem Aus.
Trainer schwer angezählt
Die Folge: Sowohl Marco Rose in Leipzig als auch Salzburg-Coach Pepijn Lijnders sind zum gegenwärtigen Stand gehörig angezählt. Aktuell ist unklar, ob beide noch im Amt sind, wenn Klopp seinen neuen Job zu Jahresbeginn antritt. „Ich hatte schon immer das Gefühl, dass man als Trainer sehr, sehr häufig der einsamste Mensch im Verein ist. Ich möchte der Partner der RB-Trainer sein. Und ich freue mich wirklich darauf“, erklärte der gebürtige Stuttgarter unlängst, der seine Rolle in erster Linie als „Mentor für die Trainer“ beschreibt.
Statt in Absprache mit allen Coaches der sieben verschiedenen Vereine des RB-Kosmos eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, wird wohl erst einmal Krisenmanagement die ersten Wochen des neuen Jahres bestimmen. Entweder muss sich der neue Posterboy von Red Bull direkt bei der Suche neuer Trainer beteiligen, diese mit einarbeiten oder aber zwei angeschlagenen Übungsleitern mühsam wieder den Rücken stärken und mit ihnen zusammen Wege aus der Krise finden, für die er keine Schuld trägt.
Krisenmanagement statt eines Durchstarts
Die RB-Bosse um Oliver Mitzlaff dürften sich den Beginn der Zusammenarbeit ganz anders vorgestellt haben. Mit der Ankunft des weltbekannten Trainers sind einige Hoffnungen verknüpft. Neben dem unbestritten großen Fußball-Know How will der Konzern vor allem von der Strahlkraft des Menschenfängers Klopp profitieren. Das soll bei zukünftigen Transfers vor allem von Top-Talenten in den RB-Kosmos helfen, aber auch perspektivisch das verbesserungswürdige Image des ganzen Konstrukts aufpolieren.
Doch bevor Klopp seinen Job angetreten hat und der Effekt eintreten kann, bremst die Krise der beiden Topklubs den ganzen Plan gewaltig aus. Der Weg sollte ab Januar steil bergauf gehen, nun müssen stattdessen alle erst einmal daran arbeiten, dass erst einmal der freie Fall gestoppt wird.
Weitere Infos