Havertz-Rekord in Gefahr: Wirtz vor Bundesliga-Debüt
Wie es einem Supertalent gebührt, ist Kai Havertz der jüngste Spieler, der je für Bayer Leverkusen in der Bundesliga zum Einsatz kam. Am heutigen Montagabend könnte Florian Wirtz ihn beerben.
Der Transfer von Florian Wirtz vom 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen wurde von einigen Störgeräuschen begleitet. Wenn der 17-Jährige in der Bundesliga debütiert, wird es wohl deutlich stiller sein. Denn schon beim heutigen Geisterspiel der Werkself bei Werder Bremen könnte Wirtz erstmalig zum Einsatz kommen.
Laut ‚kicker‘ steht der deutsche U17-Nationalspieler im Aufgebot von Trainer Peter Bosz. Der 56-Jährige schwärmt: „Er muss ein sehr guter Spieler sein. Sonst trainiert ein 17-Jähriger nicht bei uns. Ich schätze ihn sehr hoch. Ein sehr guter Spieler, absolut.“ Für das Fachmagazin ein Indiz für einen Einsatz.
Sollte Wirtz gegen Werder zum Einsatz kommen, wäre er der jüngste Bayer-Debütant aller Zeiten. Der bisherige Rekordhalter: Supertalent Kai Havertz (20) mit 17 Jahren und 126 Tagen. Wirtz wäre noch einmal 110 Tage jünger.
Transfer-Ärger um Wirtz
In Leverkusen blickt man also gespannt auf die kommende Partie und freut sich über ein großes Talent, das seine Zukunft unterm Bayer-Kreuz sieht. Wenige Kilometer den Rhein hinauf sieht die Gefühlslage deutlich anders aus. Denn bis zum 31. Januar stand Wirtz noch beim Lokalrivalen 1. FC Köln unter Vertrag.
Der Wechsel des 17-Jährigen stößt den Geißböcken nach wie vor sauer auf. Zur Erinnerung: Zwischen den drei Rheinland-Klubs Bayer 04, 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach besteht die Übereinkunft, sich untereinander keine Jugendspieler abzuwerben. Hat Leverkusen mit dem Wirtz-Transfer also gegen diese Regel verstoßen?
Drei Klubs, drei Meinungen
Die Meinungen dazu gehen wenig überraschend auseinander. In Köln vernimmt man ein klares Ja. Der FC ist verärgert und habe sogar darüber nachgedacht, die Jugendspieler-Regel komplett aufzukündigen. Öffentliche Attacken in Richtung Bayer starteten die Verantwortlichen aber nicht.
In Leverkusen sieht man die Sachlage anders. Da Wirtz zu den U17-Jahrgängen gehört, zähle er nicht mehr als Jugend-, sondern als Lizenzspieler. Damit sei Bayer berechtigt gewesen, Wirtz von den Kölnern abzuwerben – zumal sein Vertrag im Sommer auslief. Geschäftsführer Rudi Völler erklärte, es wäre „fahrlässig“ gewesen, nicht um Wirtz zu werben, da er auf dem Markt gewesen sei. Der 60-Jährige war sich sicher: Sein Kölner Pendant Horst Heldt hätte „im umgekehrten Fall ebenso gehandelt.“
Auch bei Borussia Mönchengladbach äußerte man sich zur Thematik. Schließlich war es laut eigener Aussage im Interesse von Sportchef Max Eberl, die Jugendspieler-Regel aufrechtzuerhalten. Wohl auch aus diesem Grund solidarisierte sich der 46-Jährige teilweise mit Leverkusen: „Der junge Wirtz ist definitiv ein Toptalent. Rudi Völler hat gesagt, dass es für ihn ein Lizenzwechsel ist. Das kann ich ein Stück weit nachvollziehen.“
Eberl fuhr fort: „Haben sie Köln informiert? Das weiß ich alles nicht. Das sollte aber zumindest der Fall sein, zu sagen: Hört zu, der Vertrag des Jungen läuft aus, wir beschäftigen uns damit. Und dann ist es legitim, wenn es in den Lizenzbereich hineingeht. Und U 17, U 19 - das ist für mich schon Lizenzbereich. Weil der Weg in die erste Mannschaft für die Toptalente nicht mehr weit ist.“ Ein Transfer, drei Meinungen – gefolgt vom Rekord-Debüt?
Weitere Infos