Während bei der Europameisterschaft erneut ein Handspiel im Fokus des öffentlichen Zorns steht, fliegen bei der Copa sogar die Fäuste. Die FT-Presseschau nach den Halbfinals.
Die EM hat einen zweiten Handspiel-Skandal
Nach dem umstrittenen Handspiel von Marc Cucurella in der Viertelfinalpartie Spanien gegen Deutschland (2:1 n.V.) steuert die Europameisterschaft auf die zweite große Handspiel-Diskussion zu. Im Anschluss an das Spiel der Niederländer gegen England (1:2) kursierten in den sozialen Netzwerken Bilder, auf denen zu sehen ist, dass Bukayo Saka den Ball kurz vor dem Foul an Harry Kane, das zum Elfmeter für England führte, nacheinander mit beiden Händen berührt hat. In der Mixed Zone wiesen niederländische Reporter den unglücklichen Strafstoß-Verursacher Denzel Dumfries auf die Szene hin. Dieser fand deutliche Worte: „Ich muss sagen, dass ich das im Spiel nicht gesehen habe. Aber wenn es die Hände sind, dann darf es den Elfmeter natürlich nie geben.“
Die englische ‚Daily Mail‘ schlüsselte die Szene in einzelnen Standbildern noch einmal auf und kommt zum gleichen Schluss. „Nachdem sein Schuss abgeblockt wurde, prallte der Ball zurück zu Saka und schien seine rechte Hand zu streifen, während er möglicherweise auch seinen linken Arm berührte, bevor er zu Kane fiel“, lautet die knappe Analyse. Auch der Elfmeterpfiff selbst wird in England von manchen Experten eher als Geschenk wahrgenommen. Der ehemalige ManUnited-Verteidiger Gary Neville twitterte: „Ich muss sagen, Dumfries geht einfach rein und versucht, den Schuss zu blocken. Für mich ist das kein Elfmeter. Und ich glaube, es gab auch nicht viele englische Spieler, die das gefordert hätten.“
Wüste Prügelei im Copa-Halbfinale
Für Uruguay-Stürmer und Liverpool-Star Darwin Núñez verlief das Halbfinale der Copa América gegen Kolumbien gleich doppelt bitter. Zuerst verlor Uruguay das Spiel trotz einer Halbzeit in Überzahl mit 0:1, anschließend flogen zwischen Spielern und Fans auf der Tribüne die Fäuste. Núñez war einer derjenigen, die am Vorfall beteiligt waren. Auf Videoaufnahmen, die in der Nacht öffentlich wurden, ist zusehen, wie der Offensivspieler zusammen mit Ronald Araújo (FC Barcelona) und José Giménez (Atlético Madrid) auf die Tribüne stürmt und sich mit gegnerischen Fans erst ein Wortgefecht und dann eine handgreifliche Auseinandersetzung liefert.
Núñez teilt ein paar Mal aus, wird selbst hart am Kopf getroffen. Schließlich geht das Sicherheitspersonal dazwischen und trennt Spieler und Fans. Der Auslöser für die Prügelei war laut Núñez-Kollege Giménez, dass die uruguayischen Spieler Angst um ihre Familien auf den Tribünen hatten, wie er im Anschluss an die Szenen erklärte: „Die kolumbianischen Fans in einem bestimmten Bereich haben sich auf unsere Familien gestürzt. Wir mussten auf die Tribüne eilen, um sie zu retten.“ Der uruguayische Fußballverband (AUF) wird das Filmmaterial des Vorfalls analysieren, bevor er weitere Maßnahmen trifft. Eine Strafe haben Núñez und Co. deswegen nach aktuellem Stand wohl nicht zu befürchten. „Die Spieler haben instinktiv reagiert, was natürlich ist“, erklärte AUF-Präsident Ignacio Alonso auf Nachfrage. Ob der südamerikanische Fußballverband CONMEBOL mit Sanktionen reagiert, ist jedoch noch unklar.