2. Bundesliga

Interview mit Reiner Plaßhenrich: "Wenn man sich verletzt, geht die Parade an einem vorbei"

von Tobias Feldhoff
4 min.

In den letzten Jahren war Reiner Plaßhenrich wahrlich nicht vom Glück verfolgt. Eine schwerwiegende Knieverletzung zwang den ehemaligen Alemannia-Kapitän zu einer langen Pause. Inzwischen befindet sich der 32-Jährige wieder im Mannschaftstraining. Über seinen Comebackversuch, seine Aufgabe als Co-Trainer der A-Jugend und den neuen Tivoli spricht der Aachener Publikumsliebling ausführlich mit FussballTransfers.




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FT.com: Wie geht es Ihnen? Haben wir die Chance, Sie irgendwann noch einmal im Alemannia-Trikot zu sehen?

Plaßhenrich: Mir geht es gut. Ich bin seit drei Wochen mit den Profis im Mannschaftstraining. Bisher sieht es ganz gut aus. Man weiß halt nicht genau, was jetzt noch passiert. Ich gucke von Tag zu Tag, ob das Knie hält. Aber bislang bin ich noch guter Dinge. Bei der Schwere der Verletzung und weil ich das schon das zweite Mal habe, wäre es vermessen zu sagen, ich will in drei Wochen auf dem Platz stehen.

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FT.com: Die Knieverletzung begleitet Sie nun schon seit einigen Jahren. Haben Sie jemals den Mut verloren?

Plaßhenrich: Nein! Ich glaube, wenn man einmal Fußballer ist, dann will man das auch weitermachen. Ich werde so lange es geht alles versuchen, um mal wieder auf dem Platz zu stehen.

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FT.com: Sie sind jetzt Co-Trainer der A-Jugend. Ist der Trainerjob eine Aufgabe, die Sie sich auch für die Zukunft vorstellen können?

Es tut einfach mal gut, das Ganze aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Ich arbeite ja jetzt schon ein dreiviertel Jahr mit der Mannschaft zusammen. Da sieht man mal, wie es auf der anderen Seite aussieht. Die Aufgabenstellungen für Trainer und Spieler sind völlig unterschiedlich. Als Trainer muss man viel vorbereiten, sich Gedanken machen, wie man das Beste aus der Mannschaft herausholen kann. Und da hab ich auch einen sehr guten Trainer (Oliver Heitmann/d. Red.), von dem ich sehr viel lernen kann. Ich habe mich für einen Trainerschein angemeldet. Damit werde ich jetzt im Sommer anfangen. Ich glaube schon, dass ich Trainer werden möchte, wenn ich mal nicht mehr aktiv Fußball spielen kann.

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FT.com: In den letzten Jahren brachte die Jugendabteilung der Alemannia Spieler wie Lewis Holtby, Alper Uludag und Christoph Moritz hervor. Gibt es in dieser A-Jugend-Generation einen Spieler, auf den man besonders achten muss?

Über Namen möchte ich nicht sprechen. Wir haben sicherlich einige talentierte Spieler dabei, über die wir uns Gedanken machen, die wir vielleicht länger an den Verein binden wollen. Aber es ist nicht meine Aufgabe, über die Personalplanung zu entscheiden. Das müssen andere machen. Wir als Trainer machen dazu unsere Bemerkungen, den Rest überlassen wir dem Verein.

FT.com: Sind denn Spieler dabei, die für die erste Mannschaft infrage kommen?

Ich würde nicht sagen, direkt für die zweite Liga. Der Sprung ist gewaltig. Man kann sich ja auch über die U 23 empfehlen. Wir sehen ja auch jetzt, dass sich einige Spieler an die Profis heranarbeiten. Das ist nicht unbedingt der falsche Weg.

FT.com: Was war Ihr größtes Erlebnis mit der Alemannia? Der Bundesligaaufstieg oder die Teilnahme am UEFA Cup?

Beides hat natürlich einen großen Reiz gehabt. Man kann das nicht unbedingt miteinander vergleichen. Das sind zwei unabhängige, große Ereignisse, die der Verein mitgemacht hat. Wir waren alle richtig stolz, im UEFA-Cup mitzumischen und auch ein bisschen für Furore zu sorgen. Aber dieses alltägliche Geschäft in der Bundesliga – Woche für Woche da zu spielen – war auch ein tolles Erlebnis. In den riesigen Stadien bei den Bundesligaklubs um die Existenz, ums Überleben zu kämpfen. Das war etwas ganz Besonderes.

FT.com: Im Aufstiegsjahr sowie in der Bundesliga waren sie eine der tragenden Säulen des Alemannia-Spiels. Gab es jemals ein attraktives Angebot von einem Bundesligateam?

Zum ungünstigsten Zeitpunkt habe ich mich am Knie verletzt. Ich konnte auch damals nicht mehr mitspielen, als es in die Entscheidung ging und wir abgestiegen sind. Von daher ist da auch nichts Großes gekommen. Aber so ist das im Fußball, wenn man sich zu so einem blöden Zeitpunkt verletzt, geht die Parade an einem vorbei.

FT.com: Zur Heimmacht hat es die Alemannia am neuen Tivoli noch nicht geschafft. Hat das Stadion das Potenzial, eine ähnliche Kultstätte wie der alte Tivoli zu werden?

Eine Kultstätte wird es in den ersten Jahren wahrscheinlich nicht. Vieles hängt vom Erfolg ab, dann hat man natürlich auch eine Riesenstimmung im Stadion. Man möchte gerne immer alles vom alten Tivoli mit herüberkriegen, man wird aber nicht alles herüberkriegen. Das Besondere war einfach, dass da alles alt war – das machte die Stimmung aus. Jetzt ist alles neu und modern. Und alleine aus diesem Grund kann man die beiden Stadien schon nicht miteinander vergleichen. Aber ich glaube, wenn die Leistungen jetzt wieder konstanter werden und wir die Fans begeistern können ins Stadion zu kommen, kann der neue Tivoli auch wieder zur Kultstätte werden.

FT.com: Als abschließende Frage: Wann ist die Alemannia wieder erstklassig?

(lacht)Ja gut, das ist die alljährliche Frage, die vor der Saison gestellt wird. Wir haben uns in diesem Jahr schon sehr unter Druck gesetzt mit dem neuen Stadion. Jeder wollte um den Aufstieg mitspielen. Wir müssen jetzt gucken, dass wir uns für nächstes Jahr eine schlagkräftige Mannschaft zusammensuchen. Und dann werden wir sehen, was alles zustande kommt. Wir hoffen natürlich alle. In der nächsten Saison wird es wahrscheinlich noch nicht klappen, aber hoffentlich dann übernächste oder in drei Jahren.




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