In rund zwei Wochen beginnt die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. FT checkt im Vorfeld die Topfavoriten. Heute: Spanien.
Aktuelle Form
In einer zugegebenermaßen leichten Gruppe hatten die Spanier keine Probleme, sich für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Nach acht Partien stehen sieben Siege bei einem Torverhältnis von 25:5 zu Buche, lediglich gegen den Gruppenzweiten aus Schottland musste man sich mit 0:2 vor über einem Jahr geschlagen geben. Die gute Form des amtierenden Nations League-Siegers wurde in den zurückliegenden Freundschaftsspielen allerdings nicht bestätigt: Auf eine 0:1-Pleite in Kolumbien folgte ein 3:3-Unentschieden gegen Brasilien. Gegen die großen Kaliber tut sich La Roja offensichtlich schwer.
Stärken & Schwächen
Als größtes Manko lässt sich feststellen, dass die Südeuropäer seit der Amtsübernahme von Luis de la Fuente im Januar 2023 kein einziges Mal mit der gleichen Elf an den Start gingen. Aufgrund zahlreicher Langzeitverletzter war der 62-jährige Cheftrainer regelmäßig zum Rotieren gezwungen. Obwohl sich das Lazarett in den vergangenen Monaten lichtete, bildete sich keine feste Stammelf. Etablierte Führungsspieler sind ebenfalls Mangelware.
Dennoch ist die Qualität im Kader nicht von der Hand zu weisen. Die spanische Auswahl beherbergt einige vielversprechende Kicker, die auf Vereinsebene Woche für Woche zu den Leistungsträgern gehören, darunter zwei Stars aus der Bundesliga: Double-Gewinner Alejandro Grimaldo und Edeltechniker Dani Olmo. Ob mit Dani Carvajal auch ein Champions League-Sieger mit dabei sein wird, zeigt sich am morgigen Samstag (21 Uhr).
Der Trainer: Luis de la Fuente
Der Fußballlehrer verdiente sich peu à peu die Anstellung als Nationalcoach, arbeitete sich nach Jobs in La Liga vom U18-Coach hoch bis zur A-Auswahl. Sowohl mit der U19 als auch mit der U21 räumte er bereits 2015 respektive 2019 den Europameister-Titel ab. Auch mit den großen Jungs holte er schon einen Titel, als man sich 2023 im Nations League-Finale gegen Kroatien durchsetzte. Eigentlich steht de la Fuente für ein offensives 4-3-3-System, aus personellen Gründen wird es beim diesjährigen Turnier aber wohl auf ein 4-2-3-1 hinauslaufen.
Der Star: Rodri
Er ist Herz und Kopf der englischen Übermannschaft. 2019 war Rodri als bis dato fehlendes Puzzleteil zu Manchester City gewechselt, räumte seither zahlreiche Pokale ab, vergangenes Jahr sogar das Triple. Der 27-Jährige ist nicht nur ein Zweikampfmonster, sondern auch für den Spielaufbau verantwortlich und offensiv gefährlich. In der abgelaufenen Premier League-Saison sammelte er für einen Sechser bemerkenswerte 17 Scorerpunkte. Dieses Jahr soll der bodenständige Allrounder Spanien zum Titel lenken.
Der Kapitän: Álvaro Morata
Zwischenzeitlich war Moratas Karriere ziemlich ins Stocken geraten. In seiner Geburtsstadt blüht der Angreifer aber wieder auf, der bereits 71 Länderspiele auf dem Buckel hat. Als einer der erfahrensten Spieler im Kader dürfte er bei der EM die Binde tragen. Moratas Quote für Spanien ist beachtlich: Der 31-Jährige trifft in fast jedem zweiten Spiel (34 Tore in 71 Partien). Ein Leader wie sein Vorgänger Sergio Ramos ist er jedoch nicht.
Player to watch: Lamine Yamal
Trotz seiner jungen 16 Jahre hat den Offensivkünstler längst jeder Gegner auf dem Zettel. Der Rechtsaußen soll die Zukunft des FC Barcelona sein – und der Nationalmannschaft. In seiner Durchbruchsaison kommt der Youngster auf über 2100 Einsatzminuten, gehört bei den Blaugrana zu den wenigen Dauerbrennern. Auch wenn seine Fähigkeiten am Ball unbestritten sind, sollte man Yamal nicht verheizen.
Die Topelf
Die FT-Prognose
Seit der goldenen Ära zwischen 2008 und 2012 konnte Spanien keinen Titel mehr nach Hause bringen. Die ganz großen Namen à la Xavi oder Iniesta vermisst man in Fuentes Kader. Grundsätzlich steht die Nation für progressiveren Fußball als beispielsweise Mitfavorit Frankreich, dennoch ist die Truppe nicht eingespielt. In der Gruppe B warten mit WM-Halbfinalist Kroatien und EM-Titelträger Italien zwei schwere Aufgaben, die es zu überwinden gilt. Werden diese Hürden gemeistert und Spanien wächst als Mannschaft zusammen, stehen der noch recht unverbrauchten Mannschaft alle Türen offen.
Der vorläufige EM-Kader Spaniens
Torhüter
- Unai Simón (26/Athletic Bilbao)
- David Raya (28/FC Arsenal)
- Alex Remiro (29/Real Sociedad)
Abwehr
- Aymeric Laporte (30/Al Nassr)
- Pau Cubarsí (17/FC Barcelona)
- Robin Le Normand (27/Real Sociedad)
- Nacho Fernández (34/Real Madrid)
- Dani Carvajal (32/Real Madrid)
- Alejandro Grimaldo (28/Bayer Leverkusen)
- Jesús Navas (38/FC Sevilla)
- Daniel Vivian (24/Athletic Bilbao)
- Marc Cucurella (25/FC Chelsea)
Mittelfeld
- Rodri (27/Manchester City)
- Martín Zubimendi (25/Real Sociedad)
- Mikel Merino (27/Real Sociedad)
- Fabián Ruiz (28/Paris St. Germain)
- Pedri (21/FC Barcelona)
- Fermín López (21/FC Barcelona)
- Aleix García (26/FC Girona)
- Álex Baena (22/FC Villarreal)
- Marcos Llorente (29/Athlético Madrid)
Angriff
- Álvaro Morata (31/Atlético Madrid)
- Ferran Torres (24/FC Barcelona)
- Lamine Yamal (16/FC Barcelona)
- Nico Williams (21/Athletic Bilbao)
- Dani Olmo (26/RB Leipzig)
- Mikel Oyarzabal (27/Real Sociedad)
- Joselu (34/Real Madrid)
- Ayoze Pérez (30/Betis Sevilla).
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