Liverpool marschiert: Diese Rolle spielen die Neuzugänge
Vier Spiele, vier Siege. Der Start in die neue Premier League-Saison hätte für den FC Liverpool nicht besser laufen können. FT untersucht die Rolle der vier Neuzugänge und gibt einen Ausblick auf das Mammutprogramm der kommenden Wochen.
Jetzt wollte es Jürgen Klopp endgültig wissen. Nach seinem zweiten verlorenen Champions League-Finale und seiner dritten Finalpleite mit dem FC Liverpool schmiss der charismatische Coach zwei Jahre alte Prinzipien über Bord. Noch im Sommer 2016 hatte der Schwabe verlauten lassen: „Wenn du für einen einzigen Spieler 110 Millionen Euro oder mehr ausgibst und er verletzt sich, dann ist das ganze Geld verbrannt.“
Klopp ging sogar einen Schritt weiter: „An dem Tag, an dem das Fußball ist, werde ich meinen Job nicht mehr machen. Ich will das anders machen. Das würde ich sogar, wenn ich mehr Geld zur Verfügung hätte. Für den Erfolg muss man ein Team haben.“ Dass offenbar ein Umdenken beim 51-Jährigen stattgefunden hat, kann er selbst nicht leugnen. Im Sommer gab Klopp 182 Millionen Euro für vier neue Spieler aus. Im Januar kam zudem Virgil van Dijk für fast 80 Millionen vom FC Southampton.
Dreckige Siege als neue Qualität
Jetzt nach vier Spielen der neuen Premier League-Saison lässt sich festhalten: Geld schießt Tore – beziehungsweise verhindert die des Gegners. Weder gegen West Ham United (4:0), noch gegen Crystal Palace (2:0), Brighton & Hove Albion (1:0) oder Leicester City (2:1) ließ der LFC zum Saisonstart Punkte liegen. Auch dreckige Siege gehören nun zum Repertoire der Reds – deren Fehlen kostete in den vergangenen Jahren viele Punkte im Meisterschaftskampf.
Doch wo liegt der Schlüssel zum gegenwärtigen Erfolg? Klar, das kongeniale Offensivtrio um Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mané blieb zusammen. Doch dieses funktionierte schließlich schon in der vergangenen, titellosen Spielzeit. Viel besser steht mittlerweile die Abwehr. Und das, ohne dass ein externer Neuzugang in der Viererkette auftauchen würde. Neu im Team ist Keeper Alisson Becker, der für 63 Millionen Euro von der Roma kam. In seinen ersten drei Premier League-Partien hatte der Keeper seinen Kasten sauber gehalten, ehe er sich gegen Leicester einen – schlussendlich folgenlosen – Aussetzter leistete.
Lässiger Alisson
Der 25-Jährige gibt der Abwehr durch sein lässiges Auftreten Sicherheit und stellt bislang ein klares Upgrade gegenüber Loris Karius dar, der zu Besiktas flüchtete. Ebenfalls zu überzeugen wusste der zweitteuerste Neue. Naby Keïta, einer der spektakulärsten Spieler der vergangenen beiden Bundesliga-Spielzeiten, fand für 60 Millionen Euro den Weg von RB Leipzig nach Anfield. An den ersten drei Spieltagen dominierte der Mann aus Guinea auch gleich die Mittelfeldreihen der Premier League – in Leicester musste er aber überraschend aus taktischen Gründen auf die Bank. Dennoch: Keïta wäre wohl für alle Mannschaften dieser Welt ein Gewinn.
Einen solchen hatte sich Liverpool auch von Fabinho versprochen. Der polyvalente Brasilianer spielte jedoch bislang keine einzige Minute für die Reds. In den vergangenen drei Partien zählte der 45-Millionen-Zugang von der AS Monaco nicht einmal zum Spieltagskader. Doch Klopp ruft zur Geduld auf. „Die Mannschaft spielt gut und er braucht noch Zeit. Natürlich hätte er im Kader stehen können, doch es ist kompliziert im Moment, da alle Spieler fit sind“, so der Coach. Zur Erinnerung: Schon zu Dortmunder Zeiten führte Klopp Neuzugänge wie Ilkay Gündogan oder Pierre-Emerick Aubameyang langsam an die Mannschaft heran, ehe sie voll durchstarten konnten.
Rotation wird ohnehin schon bald unausweichlich sein, wovon auch Xherdan Shaqiri profitieren wird. Der Schweizer kam für 15 Millionen von Stoke City und wurde bislang erst zweimal eingewechselt. Im September und Oktober warten nun die großen Prüfsteine auf den LFC. Nacheinander geht es gegen Tottenham Hotspur, Paris St. Germain, zweimal den FC Chelsea, den SSC Neapel und Manchester City. Ein Mammutprogramm, nachdem sich ein weiteres Fazit ziehen lässt. Der Saisonstart ist jedenfalls geglückt – und nach zwei Jahren alten Prinzipien fragt in diesem Fall ohnehin so gut wie niemand mehr.
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