Premier League droht Abstiegsfiasko
Die Premier League steuert auf einen Skandal zu. Die finanziellen Verfehlungen des FC Everton und die daraus resultierenden Punktabzüge könnten dafür sorgen, dass am Saisonende die Abstiegsfrage in England nicht geklärt ist.
Die Premier League gilt als beste und härteste Fußball-Liga der Welt. Investorengeld und eine perfekt geölte Vermarktungsmaschinerie sorgen für ein Hochglanzprodukt, das in über 190 Ländern der Welt übertragen wird. Doch das Image des Vorzeige-Wettbewerbs könnte am Saisonende großen Schaden erleiden. Schuld daran ist das Finanzgebaren des FC Everton.
Everton erlebt eine Saison zwischen Hoffen und Bangen. Der Traditionsverein aus Liverpool pendelt seit einigen Jahren kurz vor der Abstiegszone. In der vergangenen Saison retteten sich die Toffees erst am letzten Spieltag. In dieser Spielzeit sollte alles anders werden. Sportlich ist das auch der Fall. Das Team hat fünf Spieltage vor Schluss bereits mehr Siege auf dem Konto als in der gesamten vergangenen Saison. Der Abstieg sollte eigentlich kein Thema an der Merseyside sein.
Doch wirtschaftliche Verfehlungen sorgen dafür, dass das Team von Trainer Sean Dyche den finalen Spieltagen angstvoll entgegensehen muss. Die Premier League hat den Klub in mehreren Verfahren mit Punktabzügen wegen Verstößen gegen das englische Financial Fair Play bestraft. 2013 hat die Liga Profit- und Nachhaltigkeitsregeln aufgestellt, die seitdem mehrfach leicht modifiziert wurden. Bei Prüfungen der Everton-Geschäftsbücher aus der Saison 2022/23 wurden einige Unregelmäßigkeiten und Verstöße aufgedeckt. Den Toffees wurden im Februar bereits sechs Punkte abgezogen, nun sollen zwei weitere dazukommen.
Entscheidung womöglich erst nach Saison
Der Klub legte gegen den neuerlichen Punktabzug offiziell Einspruch beim englischen Fußballverband (FA) ein. Dieser ist aus Klubperspektive zwar nachvollziehbar, könnte aber in allerletzter Konsequenz dafür sorgen, dass der Abstiegskampf in der Premier League am Saisonende noch nicht entschieden sein könnte. Nach den Richtlinien der FA soll der Everton-Einspruch am 24. Mai abgeschlossen und final bewertet worden sein. Dieser Termin liegt allerdings erst fünf Tage nach dem letzten Spieltag.
Ein Szenario, das die Liga auf jeden Fall vermeiden möchte. In einem öffentlichen Statement heißt es: „Um Klarheit und Sicherheit für alle Vereine und Fans zu schaffen, bemüht sich die Premier League um eine rasche Klärung des Falles und will das Ergebnis vor Sonntag, dem 19. Mai, dem letzten Spieltag der Saison, bestätigen. Wir sind bestrebt, eine Lösung zu finden, aber die Berufungskommission muss sich auf einen Zeitplan einigen.“
Ob dies gelingt, ist jedoch gegenwärtig laut ‚Guardian‘ völlig unklar. Im schlechtesten Fall klärt sich die Abstiegsfrage erst einige Tage nach Saisonende final. Mögliche Leidtragende wären wohl Nottingham Forest und Luton Town, die mit den Toffees um den Sprung ans rettende Ufer kämpfen.
Andere Klubs könnten klagen
Auch im Falle einer früheren Entscheidung könnte der Everton-Fall für anhaltende Probleme sorgen, wie der ‚Guardian‘ berichtet: Es sei gut möglich, „dass ein absteigender Verein rechtliche Schritte einleitet, wenn Everton wegen eines Punktabzugs eigentlich unter die letzten Drei fallen würde.“
Für Everton selbst könnten die finanziellen Probleme allerdings noch ein weitaus größeres Ausmaß annehmen. Wie aus einem Bericht des ‚Telegraph‘ hervorgeht, droht dem englischen Traditionsverein ein weiterer Punktabzug wegen finanzieller Verfehlungen. Auch der Gang in die Insolvenz ist eine „sehr reale Möglichkeit“. Everton muss in naher Zukunft einen Kredit über umgerechnet rund 188 Millionen Euro zurückzahlen. Geschieht dies nicht, droht ein Abzug von weiteren neun Punkten. Damit wäre der Abstieg wohl endgültig besiegelt.
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