Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Xavi Hernández ins Camp Nou zurückkehrt. Der 41-Jährige ist in den vergangenen Jahren in Katar als Übungsleiter gereift. Geprägt wurde er von zwei Barça-Trainerlegenden.
Den Spieler Xavi kennt jeder. Feine, punktgenaue Kurzpässe, schnelle Drehungen um die eigene Achse, den besser postierten Mitspieler in Szene setzen – kaum einer verkörperte das Tiki-Taka der Blaugrana mehr als der Welt- und Europameister. Seit gut zwei Jahren ist Xavi nun in neuer Rolle unterwegs. Er trainiert den katarischen Klub Al Sadd und konnte sich so fernab des Medienrummels seine Sporen als Coach verdienen. Und sich so in Ruhe auf die Rückkehr zum FC Barcelona vorbereiten.
Diese steht unmittelbar bevor. Einzig die Frage nach dem Zeitpunkt ist noch unbeantwortet. Dass Xavi in Kürze als neuer Cheftrainer im Camp Nou anheuern wird, ist wohl längst beschlossen. Die Blaugrana könnten mit diesem Schritt mittelfristig zu ihren Wurzeln zurückkehren. Denn Xavi, der Trainer ist natürlich enorm geprägt von den Erfahrungen, die Xavi, der Spieler einst sammelte.
Alles mit Ball
Ballbesitz geht dem 41-Jährigen über alles. Auch mit seinem sportlich nicht auf höchstem Niveau agierenden Team bei Al Sadd setzt die Barça-Legende auf Spielkontrolle und widmet einen Großteil der Trainingsarbeit dem Positionsspiel. Übungen ohne Ball gibt es kaum.
„Das Wichtigste, das Schönste und das Wunderbarste im Fußball ist es, den Ball zu haben. Anzugreifen und das Spiel mit dem Ball zu beherrschen“, gab Xavi unlängst bei ‚The Coaches Voice‘ einen Einblick in seine Strategie. Der Wechsel nach Barcelona ist da – unabhängig von aller Verbundenheit zum Klub – auch der logische Schritt in seiner eigenen Entwicklung.
Das zweite große Prinzip in Xavis Spiel ist das hohe Pressing. Wie unter Pep Guardiola gelernt, will er am liebsten tief in der gegnerischen Hälfte den Ball erobern, um möglichst schnell in die gefährliche Zone zu kommen.
Moderner Cruyff
In Sachen System ist Xavi – wie sollte es anders sein – natürlich auch stark Barça-geprägt. Zwei dribbelstarke offensive Flügelspieler mit Tempo sind fester Bestandteil der Ausrichtung. Al Sadd tritt häufig im 4-3-3 an, jenem System, das einst Johan Cruyff dem FC Barcelona einimpfte.
Doch Xavi klebt nicht an dieser Formation. Je nach Gegner setzt er oftmals auch auf ein 3-4-3. Anders als bei Ronald Koeman präferiert Xavi dabei aber vier echte Mittelfeldspieler und verzichtet auf Schienenspieler. Die Dreierkette soll sich somit auch nicht in eine Fünferkette wandeln können im Spiel gegen den Ball.
Im Kern ist Xavis Ansatz klar. Der viermalige Champions League-Sieger will offensiv agieren und das Spiel dominieren. So wie es einst Cruyff und Guardiola zelebrierten. Wie er diese Spielidee in Barcelona umgesetzt bekommt, ist die große Frage. Denn der aktuelle Kader ist nicht zu vergleichen mit dem, in dem Xavi einst selbst als Spieler den Taktstock schwang.
Seine Biographie zeigt aber: Nicht der Legendenstatus ist es, der Xavi nun nach Barcelona zurückbringt. Der Weltmeister ist auch ein verheißungsvolles Trainer-Talent mit der Barça-DNA im Blut. Womöglich ein Glücksfall für die sportlich am Scheideweg stehenden Blaugrana.