Die Super League erhitzt einmal mehr die Gemüter, eine Mehrheit von geheim befragten Klubs soll sich nun plötzlich doch für den Wettbewerb aussprechen. Der FC Bayern und Borussia Dortmund lehnen sie weiter ab wie der Teufel das Weihwasser. Die Frage ist, wie lange noch?
Was die Klub-WM auf nationaler Stufe ist, ist die Super League auf Vereinsebene. Kaum ein Thema wird kontroverser diskutiert. Für manche sind die Wettbewerbe der Fußball der Zukunft, andere sehen in ihnen sinnbildlich die neuste hässliche Blüte der voranschreitenden und immer perverser anmutenden Kommerzialsierung.
Der entscheidende Unterschied der beiden Wettbewerbe ist, dass FIFA-Chef Gianni Infantino seine Klub-WM allen Widerständen zum Trotz durchgeboxt hat, die Super League aber weiter als Wunschtraum in der diffusen Schattenwelt rund um die beiden spanischen Schwergewichte Real Madrid und FC Barcelona herumwabert.
Mehrheit für Super League
Am gestrigen Donnerstag ist nun neues Licht in das spanische Dickicht gedrungen. Die Super League-Macher rund um Milliardär und Real-Chef Florentino Pérez sowie immerhin noch Multi-Millionär und Barça-Boss Joan Laporta sollen ein Stimmungsbild erhoben haben. Das Resultat: Von etwas mehr als 100 befragten Klubs sollen 60 den neuen Wettbewerb goutieren.
Ob respektive welche deutschen Vereine unter ihnen sind, wird nicht enthüllt. Dass mit den hiesigen Platzhirschen FC Bayern und Borussia Dortmund aber ebenfalls zumindest gesprochen wurde, ist offenkundig. Die beiden Bundesliga-Aushängeschilder wurden seit dem ersten Super League-Vorstoß 2021 nicht müde zu betonen, wie sehr man die Idee ablehne.
Machtwörter allerorten
„FC Bayern sagt ‚Nein‘ zur Super League“, so der Wortlaut einer damaligen Pressemeldung. Der BVB steht laut Hans-Joachim Watzke „für eine Super League nicht zur Verfügung“. Und die Machtwörter wurden regelmäßig erneuert. Vor einem Jahr erklärte Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen: „Die Tür für Super League beim FC Bayern bleibt zu“, um im Februar dieses Jahr nochmal nachzuschieben, dass dies auch „unumstößlich“ sei.
Worauf diese massive Ablehnung fußt, ist nicht ganz klar. Anstoß wird aber unter anderem an der Tatsache genommen, dass es sich in der Erstfassung um ein geschlossenes System für privilegierte Superklubs handeln soll. An dieser Stellschraube wurde nun gedreht.
Neue Offenheit
So soll die aktuellste Fassung ein Aufstiegs- und Qualifikationssystem beinhalten, das es auch Überraschungsmeistern wie beispielsweise Bayer Leverkusen ermöglicht, an der Super League teilzunehmen. Das Kalkül ist offenkundig, die Akzeptanz soll vor allem in der Breite erhöht werden.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Bayern und der BVB nun positionieren, ob Machtworte mit anderen Buchstaben wiederholt, oder Position doch aufgeweicht werden. Ob die Super League tatsächlich im September 2025 oder spätestens 2026 an den Start gehen wird, ist längst nicht abzusehen. Fakt ist aber, dass wenn es so wäre, die uns bekannte Champions League Geschichte wäre. Spätestens dann ist ein Umdenken geboten.
Keine Super League ohne Deutschland
Genau so klar ist aber auch, dass der deutsche Fußball nach wie vor einen großen Stellenwert genießt und gemessen an Zuschauerzahlen und Stadionauslastung ein Einhorn in Europa darstellt. Eine Super League ohne Dortmund und München wäre entsprechend undenkbar, weswegen Pérez und Laporta hinter ihnen her sind wie der Teufel hinter der armen Seele – weitere Zugeständnisse nicht ausgeschlossen.
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