Delaney-Abgang vor der WM: Warum, Herr Baumann?
Am Donnerstag verabschiedete sich Thomas Delaney vom SV Werder und heuerte bei Borussia Dortmund an. Die Norddeutschen entsprechen damit dem ausdrücklichen Wunsch des Mittelfeldspielers. Es muss jedoch die Frage erlaubt sein, warum?
„Ich würde gerne Klarheit haben vor der WM“, so der klare Arbeitsauftrag von Thomas Delaney an seinen Ex-Arbeitgeber. Die Klarheit hat er nun, das grün-weiße Trikot tauscht der Däne gegen das schwarz-gelbe von Borussia Dortmund. Für sich selbst hatte der WM-Fahrer auf einen „guten Vertrag“ und für die Bremer auf „ein gutes Geschäft“ gehofft.
Delaney selbst heuert bei einer Mannschaft an, in der er aufgrund des Umbruchs exzellente Aussichten auf einen Stammplatz hat und darüber hinaus in der Champions League an den Start gehen kann. Und rein finanziell wird er in bislang ungeahnte Sphären vorstoßen. Die Bremer kassieren 20 Millionen Euro Ablöse. Die zweithöchste Summe, die jemals eingenommen wurde. Aber war da nicht noch mehr drin?
Warum erfüllt Werder Delaneys Wunsch?
Der Wunsch nach Klarheit vor der WM ist absolut verständlich. Der 26-fache Nationalspieler kann sich nun voll und ganz auf die kommenden Wochen konzentrieren. Aber aus Werder-Sicht ist es fragwürdig, warum man Delaney erhört hat. In Gruppe C bekommt es Dänemark mit Peru und Australien sowie dem Turnier-Mitfavoriten aus Frankreich zu tun. Keine leichte Gruppe, das Achtelfinale ist aber drin.
Und auch wenn Dänemark die K.O.-Phase verpassen würde, Delaneys Marktwert wird zumindest nicht fallen. Zumal im Anschluss an das Endrundenturnier der Transfermarkt erst richtig starten wird und der vorgezogene englische Transferschluss (9. August) die Preise voraussichtlich eskalieren lassen wird.
Zugegeben, der Delaney-Verkauf vor der WM beinhaltet auch einige Vorteile. Zum einen wäre da die Planungssicherheit. Im Sinne von ‚lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach‘ hat Baumann sichere 20 Millionen Euro auf dem Konto, mit denen er nun einen Nachfolger suchen kann. Und offenbar hat der Geschäftsführer auch den ein oder anderen Kandidaten bereits an der Nagel. Ein weiteres Plus ist, dass es den Bremern nun – zumindest rein wirtschaftlich – egal sein kann, ob sich Delaney in Russland verletzt.
Falsche Risikobewertung?
Bei aller Risikoabwägung verzichtet der Bundesligist aber auf mögliche Mehreinnahmen in Millionenhöhe. Der Preis kann leicht um zehn bis 20 Prozent steigen, was in diesem Fall zwei bis vier Millionen Euro wären. Delaney wäre nicht der erste Spieler, dessen Stern erst bei einem großen internationalen Turnier endgültig aufgegangen ist. Der BVB wäre dann der lachende Dritte, der einen Spieler in seinen Reihen hat, dessen Marktwert sich vervielfacht hat, noch bevor sein Vertrag an der Strobelallee überhaupt wirksam wurde.
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