Gehaltsobergrenze: Spielergewerkschaft droht Premier League
In England tobt weiter der Streit um griffigere Finanzregeln, um dem Gebaren der Investorenklubs Einhalt zu gebieten und die Premier League wieder spannender zu machen. Die Einführung einer harten Gehaltsobergrenze steht im Raum – die Spielergewerkschaft PFA ist jedoch nicht begeistert.
![Die Spielabsagen in der Premier League häufen sich](https://assets-de.imgfoot.com/media/cache/642x382/premier-league-fa.jpg)
Spätestens seit dem großen Prozess gegen Manchester City wegen 115 Verstößen gegen das Financial Fairplay und die Nachhaltigkeitsregeln der Premier League (PSR) ist das Thema der finanziellen Chancengleichheit Kernpunkt einer jeder Ligasitzung und Aktionärsversammlung. Das Urteil gegen den Scheichklub steht zwar derzeit noch aus, die Verantwortlichen des englischen Fußballs arbeiten allerdings an immer mehr Konzepten, um dem maßlosen Rattenrennen der Topvereine Einhalt zu gebieten.
Einige dieser neuen Konzepte stehen in der kommenden Woche zur Abstimmung. Zum einen geht es dabei um die Einführung einer sogenannten Squad Cost Rule (SCR). Diese wurde grundsätzlich im vergangenen Sommer beschlossen und soll die Klubs dazu verpflichten, nicht mehr als 85 Prozent ihrer Gesamteinnahmen für die Gehälter der Profis und Trainer sowie Transferausgaben und Vermittlergebühren auszugeben.
Harte Obergrenze der Kaderkosten
Während diese Regel vor allem die finanzielle Nachhaltigkeit der Vereine verbessern soll, geht es zum anderen bei dem Aktionärstreffen um eine weitere Maßnahme zur Kostenkontrolle, die zusätzlich zur SCR eingeführt werden soll, um das Wettbewerbsgleichgewicht der Liga zu schützen.
Dabei handelt es sich um das sogenannte Anchoring oder schlicht und einfach um eine Gehalts- und Transferobergrenze. Diese soll festlegen, wie viel jedes Team für seinen Kader ausgeben darf. Diese soll auf ein Vielfaches der Zahlung festgelegt werden, die der Tabellenletzte von der Liga über TV- und Preisgeldausschüttungen erhält. Wie ‚The Athletic‘ berichtet, soll der Faktor bei fünf liegen.
Wettbewerb soll erhalten bleiben
Das soll nach Einschätzung der Liga reichen, um die Topklubs davon abzuhalten, ein Monopol aufzubauen und alle guten Spieler des Landes von kleineren Vereinen wegzukaufen. Gleichzeitig sei diese Grenze so gewählt, dass die englischen Vertreter in den internationalen Wettbewerben gegenüber europäischen Rivalen nicht benachteiligt sein würden.
In der vergangenen Saison erhielt der Tabellenletzte Sheffield United umgerechnet knapp 132 Millionen Euro als zentrale Zahlung der Liga. Das würde bedeuten, dass nach der Anchoring-Regel die Kader-Kostengrenze für alle Klubs der Liga jeweils bei rund 658 Millionen Euro liegen würde. Kein Verein hätte diese Grenze in der vergangenen Spielzeit überschritten, aber der FC Chelsea und Manchester City wären nahe dran gewesen.
PFA droht mit rechtlichen Schritten
Die englische Spielergewerkschaft (PFA) lehnt das Anchoring jedoch entschieden ab, da es eine harte Grenze für Spielergehälter setzen würde, unabhängig davon, ob sich Vereine höhere Gehälter leisten könnten oder nicht. Wenig verwunderlich wird diese Ansicht von einigen Topvereinen um Manchester City geteilt. Die PFA erwägt laut ‚The Athletic‘ rechtliche Schritte und richtete am Mittwoch ein Schreiben an die Liga und ihre 20 Vereine, in dem sie eine diesbezügliche Drohung aussprach.
Abseits der Topklubs stößt das Anchoring auf breite Zustimmung. Die Sicherung eines Mindestmaßes an Konkurrenzfähigkeit ist für viele Klubs ein wichtiges Argument. Es wird erwartet, dass beide Regelwerke en bloc zur Abstimmung gestellt werden. Eine Zweidrittelmehrheit wäre für eine Ratifizierung nötig – und gilt als nicht unwahrscheinlich.
Die PFA ist zwar für die SCR, aber gegen das Anchoring und befindet sich so in einer schwierigen Position. Die Gewerkschaft behauptet, die Liga habe nicht richtig erklärt, warum sie die harte Grenze einführen will, und habe nicht dargelegt, wie sie funktionieren soll. Die Liga weist dies jedoch entschieden zurück. Der Showdown steigt in der kommenden Woche.
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