Meinung Bundesliga

Klopp beschmutzt sein Denkmal: Jürgen will walk alone

von Lukas Hörster
2 min.
Jürgen Klopp wechselt zu Red Bull @Maxppp

Jürgen Klopp ist neuer Head of Global Soccer bei Red Bull. Eine Entscheidung, die den so beliebten Trainer sein Gesicht verlieren lässt.

„Ich bin einer der größten Fußballromantiker überhaupt“, sagte Jürgen Klopp im Dezember 2020 über sich selbst – und man glaubte ihm ohne jede Einschränkung. Mit Borussia Dortmund und dem FC Liverpool trainierte er schließlich höchst erfolgreich insgesamt 16 Jahre lang zwei der emotionalsten Traditionsvereine der Welt.

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Doch nicht nur das: Klopp pflegte dabei – wie zuvor schon bei Mainz 05 – ein vermeintlich inniges, leidenschaftliches Verhältnis zu den Fans seiner Klubs. Fans, die für das Ursprüngliche im Fußball stehen. Fans, die tatsächlich Fußballromantiker sind. Fans, die Klubs wie Dortmund und Liverpool erst so besonders machen. Fans, denen der Fußball gehören sollte.

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Und Fans, die ‚You’ll Never Walk Alone‘ vor jedem Spiel schmettern. Ein Lied, das das Versprechen gibt, einen von ihnen niemals allein auf eine Reise gehen zu lassen. „I will never walk alone again“, schloss auch Klopp selbstbewusst seine Abschiedsrede an der Anfield Road im Mai. Doch genau das werden viele Fans mit Klopp, den sie als einen von ihnen betrachteten, nun doch tun. Jürgen will walk alone. Through the (Shit-)Storm. Und zwar zu Red Bull.

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Red Bull ist der Feind der Fans

Konstrukte wie die Fußballsparte des Brause-Imperiums lehnen diese Menschen entschieden ab, die Abneigung reicht mancherorts ganz sicher bis hin zu Hass. Pfeifkonzerte oder Stimmungsboykotts bei Spielen gegen Leipzig kennt man hierzulande bereits seit Jahren. Der Brausehersteller steht wie kein zweites Unternehmen für den Kommerz im Sport, höhlte die in Deutschland geltende 50+1-Regel de facto aus, um überhaupt mitspielen zu können.

RB-Vereine nehmen Traditionsklubs, die weniger gute Entscheidungen treffen wie der BVB oder Liverpool unter Klopp, aber trotzdem Millionen Menschen bewegen, den Platz in den ersten Ligen ihres Landes. Und das in erster Linie zur Vermarktung eines Energydrinks, ohne Rücksicht auf oder Achtung vor gewachsener Fankultur echter Fußballvereine.

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„Nichts könnte mich mehr begeistern“

Klopp steigt nun zum 1. Januar 2025 als „Global Head of Soccer“ bei Red Bull ein. „Nichts könnte mich mehr begeistern“, lässt sich der neue starke Mann zitieren und fügt Worte an, die sich wie der blanke Hohn gegenüber BVB- und Liverpool-Fans lesen: „Die Rolle mag sich geändert haben, aber meine Leidenschaft für den Fußball und die Menschen, die den Fußball zu dem machen, was er ist, hat sich nicht geändert.“

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Rein sportlich betrachtet passen Pressing-Trainer Klopp und die Pressing-Philosophie der Red Bull-Klubs bestens zusammen. Auch finanziell wird das Angebot für Klopp hochattraktiv sein, zudem muss der 57-Jährige nicht zurück ins Tagesgeschäft, sondern kann eher strategisch tätig sein.

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Und doch ist seine Unterschrift beim Kommerz-Konstrukt schlechthin ein Schlag ins Gesicht der Fans, die ihn verehrten. Ein Verrat der Ideale, von denen man glaubte, dass Klopp für sie steht. Und ganz sicher ein großer Schmutzfleck am Denkmal, das sich Klopp nebst seiner Erfolge in erster Linie durch seine Hingabe für das Spiel sowie die Fans über zwei Dekaden als selbsternannter „Fußballromantiker“ gebaut hatte. Ob all das echt war, darf man nun bezweifeln.

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