Jean-Philippe Gbamin ist aktuell ohne Klub. Nach seiner schweren Zeit in England sehnt sich der ehemaliger Spieler von Mainz 05 nach einer neuen Chance.
Viele Profifußballer träumen von einem Wechsel in die Premier League. Im Mutterland des Fußballs in der größten nationalen Liga der Welt aufzulaufen, gilt als das höchste der Gefühle für viele Aktive. Für Jean-Philippe Gbamin entpuppte sich dieser Traum als Albtraum, der erst vor etwas weniger als einem Monat sein Ende fand.
Aber der Reihe nach. 2019 zahlte der FC Everton 25 Millionen Euro für den ivorischen Mittelfeldspieler. Der FSV Mainz 05 verlor zwar einen sehr wichtigen Leistungsträger, bekam dafür aber eine ordentliche Summe in die Kassen gespült. Und Gbamin erklomm die nächste Sprosse auf der Karriereleiter.
Vor Gbamins Amtsantritt in Everton lief der Rechtsfuß aber noch mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup auf. Anschließend wurden ihm zwei Wochen Pause zugesichert, wie sein Berater Bernard Collignon gegenüber FT erzählt. Am 2. August unterschrieb Gbamin bei den Toffees, nur acht Tage später stand er bereits im Kader. Ohne intensive Vorbereitung wohlgemerkt.
Verletzungspech und Druck von Everton
Am ersten Spieltag kam er 45 Minuten lang gegen Crystal Palace (0:0) zum Einsatz, die Partie eine Woche später gegen den FC Watford (1:0) stand der Sechser über die volle Distanz auf dem Platz. Die Folge der frühzeitigen Überbelastung: eine schwere Oberschenkelverletzung. Das Unheil nahm seinen Lauf und Gbamin musste in Lyon unters Messer.
Nach vier Monaten stieg der Druck auf Gbamin. Für Everton lief die Saison nur durchschnittlich, Gbamin sollte helfen, den Anschluss an die Europapokalplätze zu halten. Wie sich herausstellen sollte, stieg der laufstarke Profi zu früh wieder ins Training ein. Er riss sich erneut den hinteren Oberschenkelmuskel. Es folgte eine weitere Operation, diesmal in London. Durch die Corona-Pandemie war die anschließende Versorgung spärlich. „Während des Lockdowns war eine korrekte Behandlung durch den Verein nicht möglich“, erinnert sich Agent Collignon.
Kein Glück unter Ancelotti
Unter Carlo Ancelotti wollte Gbamin wieder zurück in die Spur finden. Allerdings riss sich der Profi beim Fußballtennis mit seinen Kollegen die Achillessehne. Eine Verletzung, die ihn für ein ganzes Jahr außer Gefecht setzte. In Everton schien Gbamin sein Glück nicht mehr zu finden. Dementsprechend sollten Leihgeschäfte helfen, um Spielpraxis zu erhalten.
Dies gelang über Stationen bei ZSKA Moskau und Trabzonspor. Der türkische Klub stellte allerdings nach zwei Monaten die Gehaltszahlungen ein. Nach FT-Informationen versuchte Hertha BSC die Leihe von Trabzonspor im Januar zu übernehmen, hier stellte sich jedoch Everton quer. Der Klub aus Trabzon überwies Gbamin zwar in der Rückrunde wieder sein Salär, ließ den fitten Profi aber zumeist auf der Bank oder lediglich für Kurzeinsätze auf den Rasen.
Neue Chance
Ein weiteres Jahr in Everton war für Gbamin und seinen Vertreter keine Option. Dementsprechend einigten sich Collignon und Everton auf eine Vertragsauflösung – 20 Minuten vor Ende des Deadline-Days. Somit hat Gbamin die Möglichkeit, noch bis zum 31. Januar ablösefrei bei einem Verein zu unterschreiben und sofort ins Geschehen einzugreifen.
Gespräche laufen mit Vereinen aus Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich, wie FT erfuhr. Auch ein russischer Klub hat bereits angeklopft. Gbamin hat inzwischen wieder zu seiner vollständigen Fitness gefunden. Möglichkeiten in Europa hat er. Nur nach England will Gbamin nicht mehr zurück. Verständlich, wenn man bedenkt, welche Odyssee der einstige Mainzer auf der Insel hinter sich hat.
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