Platz 23 belegt Ecuador in der FIFA-Weltrangliste. Die Punkte fährt La Tri aber mit sehr großer Vorliebe und fast ausschließlich in der Heimat ein. Entsprechend schwierig dürfte der Anden-Nation die Akklimatisierung in Brasilien fallen. In Gruppe E stehen dennoch alle Möglichkeiten offen. Großer Star und Aushängeschild des ecuadorianischen Fußballs ist Antonio Valencia von Manchester United.
‚La Tri‘, wie die ecuadorianische Nationalmannschaft genannt wird, hat ein großes Problem: Die Weltmeisterschaft findet nicht im eigenen Land hoch in den Anden statt, sondern in Brasilien. Würde das Turnier in der Heimat abgehalten werden, wäre das Anden-Volk womöglich sogar Top-Favorit auf den Titel. Die ‚Dreifarbige‘ trägt ihre Heimspiele bevorzugt im Estadio Olimpico Atahualpa in der Hauptstadt Quito aus. Das rund 36.000 Zuschauer fassende Stadion hat sich als echte Festung etabliert. Das Besondere am ecuadorianischen Hexenkessel: Er liegt in 2.850 Metern Höhe. Aufgrund der hachdünnen Luft tun sich die Gegner der ‚La Tri‘ traditionell äußerst schwer.
Symptomatisch für die enorme Heimstärke Ecuadors ist Qualifikationsrunde zur diesjährigen WM. Von den acht Heimspielen in der südamerikanischen CONMEBOL-Qualifikation konnte man sieben für sich entscheiden. Einzig gegen Argentinien ließ das Team von Trainer Reinaldo Rueda Punkte. Trist sieht es hingegen auswärts aus. Lediglich drei Unentschieden fuhr Ecuador in der Fremde ein. Fünf Spiele wurden verloren, nicht eins gewonnen. Entsprechend düster ist der Blick rüber an den Zuckerhut. Auswärts ist man eklatant harmlos. Dennoch konnte sich das Team letztlich vor Uruguay auf Rang vier direkt für die WM-Endrunde qualfizieren.
Die großen Stärken: Zusammenhalt und Kondition
In Brasilien wird ‚La Tri‘ insbesondere auf den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft setzen. Vor allem der tragische Tod des Top-Stürmers Christian ‚Chucho‘ Benítez hat die Rueda-Elf eng zusammengeschweißt. Der Angreifer von Al-Jaish SC starb vergangenes Jahr im Alter von 27 Jahren an einem Herzinfarkt. „Wir sind heute mit einem tiefen Schmerz erwacht, der alle Ecuadorianer vereint. Wir haben einen außergewöhnlichen Menschen, Sohn, Freund, Ehemann und Spieler verloren“, trauerte Verbandspräsident Luis Chiriboga Acosta nach dem Tod ‚Chuchos‘.
Entsprechend wird sich Ecuador auf seine Grundtugenden berufen: Bedingungsloser Einsatz, Schnelligkeit und Ausdauer. Denn gerade in puncto Kondition dürfte den Spielern aus den Anden kaum ein Gegner etwas vor machen. Zudem sind sie aufgrund ihrer physischen Stärke ein äußerst unangenehm zu spielender Gegner. Im Testspiel gegen die Niederlande reichte es in Amsterdam immerhin zu einem achtbaren 1:1-Unentschieden. Flügelspieler Jefferson Montero hatte sein Team bereits in der 9. Minute in Führung gebracht.
Aussicht
In Gruppe E ist alles für Ecuador nahezu alles möglich. Während Honduras vermeintlich keine große Rolle spielen wird, könnten sich die Südamerikaner gegen Frankreich und die Schweiz durchaus fürs Achtelfinale qualifizieren. Spiel eins gegen die Schweiz dürfte für die Anden-Kicker die schwierigste Aufgabe sein. Ein Punkt gegen die Eidgenossen in der 850 Meter über dem Meeresspielgel gelegenen Hauptstadt Brasilia wäre goldwert. In 900 Metern Höhe muss dann gegen den mittelamerikanischen Außenseiter zwingend gewonnen werden. Im abschließenden Gruppenspiel im berühmten Estadio Maracanã an der Küste Rio de Janeiros könnte Ecuador es gegen Frankreich in der eigenen Hand haben. Prognose: Ecuador scheitert letzlich auf Höhe des Meeresspiegels im entscheidenden Gruppenspiel gegen Frankreich knapp am Achtelfinale.
Die Stars
Felipe Caicedo (25/Al-Jazira Club): Trotz seiner verhältnismäßig jungen Jahre spielte der Angreifer bereits für zahlreiche europäische Klubs. So trug der 25-Jährige bereits die Trikots von Sporting Lissabon, Manchester City, FC Malaga, UD Levante und Lokomotive Moskau. Aktuell verdient er seine Brötchen in Abu Dhabi. Mit sieben Toren in neun Partien war Caicedo der treffsicherte Ecuadorianer in der Qualifikation. Nach dem Tod von Benítez kommt es im Sturm-Zentrum vor allem auf Caicedo an.
Antonio Valencia (28/Manchetser United): Der Superstar verkörpert die zentralen Tugenden von von „La Tri“ in Perfektion: Enorme Schnelligkeit gepaart mit eisernem Willen und Laufbereitschaft. Valencia ist Kapitän und absoluter Star in der Nationalmannschaft Ecuadors. Der Rechtsaußen gehört zu den schnellsten Spielern der Welt und besitzt zudem eine hohe Spielintelligenz. Als Fixpunkt des Teams wird es in Brasilien insbesondere auf die Form des Flügelflitzers ankommen.
Christian Noboa (29/Dynamo Moskau): Seit 2007 kickt der Mittelfeld-Akteur bereits in der russischen Premier Liga. Vom CS Emelec wechselte der zentrale Mittelfeldspieler damals zu Rubin Kazan, ehe er 2012 für acht Millionen Euro zu Dynamo Moskau weiterzog. Dort überzeugte er in der abgelaufenen Spielzeit mit sechs Toren und ebenso vielen Vorlagen in 29 Partien. Angesichts der Gruppengegner zeigte sich Noboa vorab durchaus selbstbewusst: „Wir haben keine großen Fußballmächte erwischt. Das ist eine starke, aber machbare Gruppe. Alle Gegner sind knifflig. Daher müssen wir schon ab dem Auftaktspiel gegen die Schweiz jede Partie wie ein Finale angehen, unser Spiel durchbringen und unsere Absichten deutlich machen.“
Die mögliche Aufstellung
Das vorläufige Aufgebot
Tor: Maximo Banguera (Barcelona SC), Alexander Dominguez (LDU Quito), Adrian Bone (El Nacional)
Abwehr: Frickson Erazo (Flamengo), Jorge Guagua, Jhon Narvaez, Oscar Bagui, Gabriel Achilier (CS Emelec), Walter Ayovi (Pachuca), Juan Carlos Paredes (SC Barcelona), Cristian Ramirez (Fortuna Düsseldorf)
Mittefeld: Segundo Castillo (Al-Hilal), Carlos Gruezo (Stuttgart), Renato Ibarra (Vitesse Arnhem), Cristian Noboa (Dynamo Moskau), Pedro Quinonez (Emelec), Luis Saritama (Barcelona SC), Antonio Valencia (Manchester United), Edison Mendez (Independiente Santa Fe), Fidel Martinez (Tijuana), Oswaldo Minda (Chivas USA), Michael Arroyo (Atlante)
Angriff: Felipe Caicedo (Al-Jazira), Jefferson Montero (Morelia), Joao Rojas (Cruz Azul), Armando Wila (Universidad Catolica, Ecuador), Jaime Ayovi (Tijuana), Enner Valencia (Pachuca), Cristian Penilla (Barcelona SC), Angel Mena (Emelec)
*Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
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