Ein neuer Vieira: Arsenal sucht für die Problemzone Mittelfeld
Man schrieb den 21. Mai 2005, als Patrick Vieira anlief und den letzten und entscheidenden Elfmeter im FA-Cup Finale gegen Manchester United versenkte. Der FC Arsenal gewann zum zehnten Mal den ältesten Pokalwettbewerb der Welt. Keine acht Wochen später wechselte der Franzose für 20 Millionen Euro aus London nach Turin. Für den FC Arsenal begann die Suche nach einem würdigen Nachfolger, die bis heute andauert.
Alex Song und Abou Diaby waren die ersten, die sich an der Aufgabe versuchen sollten. Der eine brachte seine Leistungen jedoch nicht konstant auf den Rasen, der andere stand die meiste Zeit gar nicht auf dem Grün, sondern arbeitete im Rehazentrum an seinen unzähligen Verletzungen. Mit Jack Wilshere, Aaron Ramsey und Cesc Fàbregas versuchte Arsène Wenger im Anschluss, junge Spieler für diese Position zu formen. Doch alle drei haben ihre Qualitäten im Spiel nach vorne und brauchen einen Spieler wie Patrick Vieira hinter sich. Momentan füllen die Rolle Mathieu Flamini und Mikel Arteta aus. Doch gerade in den ‚Big Games‘ reicht die Klasse der beiden nicht aus, um die Nordlondoner zurück an die Spitze zu führen.
In der Jugendakademie der ‚Gunners‘ wachsen mögliche Kandidaten für diese Position mit Gedion Zelalem und Dan Crowely bereits heran, doch bis diese Spieler die Erfahrung gesammelt haben, um die Position des Sechsers dauerhaft bekleiden zu können, braucht es eine Art Zwischenlösung.
Martínez' unfassbare Statistik
Viele Namen wurden dabei in den vergangenen Jahren mit Arsenal in Verbindung gebracht. Bei Paul Pogba war Wenger ebenso wie Sir Alex Ferguson nicht bereit, einem so jungen Spieler die Gehaltsforderungen zu erfüllen. Kevin Strootman und Yann M'Vila entschieden sich für andere Vereine, Blaise Matuidi verlängerte seinen Vertrag bei PSG und spielt dort mittlerweile neben Yohan Cabaye, den Wenger ebenfalls auf seiner Liste hatte.
Wie wichtig solche Abräumer für die Balance in einem Team sind, lässt sich an den Erfolgen anderer Vereine in den letzten Jahren feststellen. Der FC Bayern gewann das Triple nicht nur wegen der famosen Offensive, sondern vor allem, weil Javi Martínez den Künstlern den Rücken freihielt. In seiner ersten Saison kassierten die Bayern in der Bundesliga aus dem Spiel heraus kein Tor, wenn der Spanier auf dem Platz stand. Ähnlich sieht es bei anderen Vereinen aus, die im nationalen und internationalen Wettbewerb in den letzten Jahren vor Arsenal landeten. Sami Khedira bei Real Madrid, Sergio Busquets beim FC Barcelona, Nemanja Matić beim FC Chelsea oder Arturo Vidal bei Juventus Turin.
Khedira ablösefrei im Sommer?
Dass in den letzten Transferphasen immer wieder Gerüchte über einen solchen Spielertypen aufkommen und Wenger ein Interesse mehrfach öffentlich zugab, lässt darauf schließen, dass der 65-Jährige die Zeichen der Zeit erkannt hat und im Winter oder Sommer nachlegen will.
Khedira könnte dabei ein Thema werden. Der Vertrag des Weltmeisters bei Real läuft aus. Hinter Luka Modric und Toni Kroos stand der 27-Jährigen zuletzt in der zweiten Reihe. Ebenfalls genannt wurde der Name Morgan Schneiderlin. Der Franzose spielt seit zwei Jahren auf einem konstant hohen Niveau in der Premier League und ist der Kopf beim FC Southampton. Im Sommer ließen die ‚Saints‘ den 25-Jährigen aufgrund des Ausverkaufs nicht gehen. Beide Spieler könnten vor allem im Sommer wieder ein Thema bei den ‚Gunners‘ werden.
Da sich die Probleme aber nicht aufschieben lassen und die Verletzungsmisere auch in dieser Saison wieder voll zugeschlagen hat, ist es durchaus denkbar, dass Wenger bereits im Winter aktiv wird. William Carvalho von Sporting Lissabon ist eine heiß diskutierte Personalie. Der junge Portugiese bringt die Anlagen eines Vieira mit und würde genau in Wengers Beuteschema passen – jung und entwicklungsfähig. Auch Grzegorz Krychowiak vom FC Sevilla soll einer der möglichen Kandidaten sein. Ein Facebook-Post des Polen, in dem er einen Wechsel nach England ankündigte, entpuppte sich jedoch als Scherz des 24-Jährigen.
Kramer, Bender, Gustavo oder doch Gündogan?
Auch die Bundesliga ist in den Fokus der Londoner gerückt. Das neueste Gerücht kommt dabei vom ‚Daily Mirror‘. So soll Wenger bereit sein, im Sommer umgerechnet 20 Millionen Euro für İlkay Gündogan auf den Tisch zu legen. Der Dortmunder besitzt noch einen Vertrag bis zum Sommer 2016 und bekam zuletzt vom BVB ein Ultimatum gestellt. Einen ähnlichen Fall wie bei Robert Lewandowski wird es dort nicht mehr geben. Heißt: Gündoğan verlängert oder er wird verkauft.
Schon was die Vertragssituation betrifft, wären Verhandlungen mit Bayer Leverkusen über zwei Wenger-Wunschspieler deutlich komplizierter. Mit Lars Bender und dem Rückkehrer Christoph Kramer hat die Werkself gleich zwei Arsenal-Kandidaten im Kader. Bereits im letzten Sommer soll es ein Angebot in Höhe von 25 Millionen Euro für Bender gegeben haben. Rudi Völler lehnte ebenso wieder der Spieler dankend ab.
Der letzte Bundesliga-Profi im Bunde ist Luiz Gustavo. Der Brasilianer hatte bereits vor seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg mit Arsenal verhandelt, entschied sich schließlich aber für einen Verbleib in Deutschland. Der VfL will seinen Leistungsträger allerdings nicht abgeben, weder im Sommer noch im Winter. Nur wenn die festgeschriebene Ablöse bezahlt wird, wären den ‚Wölfen‘ die Hände gebunden.
Die Suche für Wenger geht also weiter. Sollte sich auch in den kommenden Transferfenstern nichts tun, wird es auf lange Sicht schwierig, einen ähnlichen Erfolg wie im Sommer 2005 oder im letzten Jahr zu bejubeln.
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