WM-Spezial – die Top-Elf der Viertelfinals
Bei den WM-Viertelfinals in Brasilien haben sich die absoluten Top-Nationen ausnahmslos durchgesetzt. In der Runde der letzten Vier kommt es somit zu den Klassikern Brasilien gegen Deutschland und Niederlande gegen Argentinien. FussballTransfers präsentiert die Top-Elf der Runde der letzten Acht, in der auch einige DFB-Spieler stehen.
Tor
Manuel Neuer (28/Deutschland): Von Runde zu Runde verschärft sich der Eindruck, Neuer könnte so gar nichts aus der Ruhe bringen. Ob in der Strafraumbeherrschung, auf der Linie oder mit dem Fuß – der Bayern-Keeper beherrschte auch beim Weiterkommen gegen starke Franzosen sämtliche Facetten des Torhüter-Spiels. Bleibt zu hoffen, dass dem neuen deutschen Titan nicht Ähnliches widerfährt wie seinem Vorgänger Oliver Kahn vor zwölf Jahren. Damals hatte der heutige TV-Experte das Team mit tollen Paraden quasi im Alleingang ins WM-Finale geführt, patzte aber dort entscheidend gegen Brasilien.
Abwehr
Philipp Lahm (30/Deutschland): Einige Minuten brauchte der deutsche Kapitän, um sich in seinem Kerngeschäft auf der rechten Abwehrseite wieder zurechtzufinden. Anschließend spielte er wieder einmal nahe an der Perfektion. Frankreichs Shootingstar Antoine Griezmann sah kaum einen Stich gegen Lahm, darüber hinaus initiierte Guardiolas Sechser einige gefährliche Angriffe. Passiert nichts Unvorhersehbares, wird der 30-Jährige auch im Halbfinale gegen Brasilien rechts hinten auflaufen.
David Luiz (27/Brasilien): Stolze 60 Millionen Euro Ablöse war Luiz Paris St. Germain in diesem Sommer wert. Ob er diesen Mondpreis wert ist, sei mal dahingestellt. Aber alleine die Willenskraft, mit der sich der Innenverteidiger der Seleção in jeden Zweikampf schmeißt, ist beeindruckend. Sein tolles, wenn auch haltbares Freistoßtor ebnete gegen Kolumbien den Weg ins Halbfinale. Zudem stellte Luiz nacheinander Teo Gutierrez und Adrián Ramos kalt.
Mats Hummels (25/Deutschland): Noch leicht grippegeschwächt ging Hummels in die Partie gegen Frankreich. Bei seinem 1:0-Siegtreffer in der 13. Minute war davon allerdings nichts zu spüren. Mit viel Power und absolutem Willen setzte sich der Dortmunder gegen Raphaël Varane durch. Ob ein leichtes Foul vorlag, interessiert am Ende niemanden mehr. Ab der 70. Minute ließen bei Hummels dann zwar die Kräfte nach, doch mit dem letzten Tropfen Sprit rettete sich der Innenverteidiger über die Ziellinie. Bis Dienstagabend hat der 25-Jährige nun Zeit, wieder vollständig zu regenerieren.
Jan Vertonghen (27/Belgien): Eigentlich ist der schlaksige Linksfuß ähnlich wie Benedikt Höwedes eher in der Abwehr-Zentrale beheimatet. Doch anders als der Deutsche schaltet sich Vertonghen mit Vorliebe in das Offensivspiel ein. Bei der 0:1-Niederlage gegen Argentinien entfachte der Spurs-Verteidiger viel Druck und schlug zahlreiche Flanken. Eine davon hätte Marouane Fellaini beinahe zum Ausgleich genutzt. Dass es mit dem jungen belgischen Team nicht für das Halbfinale reichte, lag zu allerletzt an der Leistung Vertonghens.
Mittelfeld
Wesley Sneijder (30/Niederlande): Vor dem Viertelfinale gegen Costa Rica wirkte Sneijder als Kreativkopf fast überflüssig im Spiel von Oranje. Weil der 30-Jährige alles andere als ein Sprinter respektive schneller Umschaltspieler ist, flogen viele Bälle über ihn hinweg. Da die ‚Elftal‘ gegen die Mittelamerikaner zu mehr Ballbesitz gezwungen war, hatte Sneijder fast zwangsläufig seine Szenen. Spielte einige kluge Seitenwechsel auf Arjen Robben. Seinen schönen Freistoß parierte der bärenstarke Keylor Navas. Mit Abstand seine beste Turnierleistung.
Toni Kroos (24/Deutschland): Die Spekulationen um seinen angeblich bevorstehenden Wechsel zu Real Madrid lassen den stärksten Passspieler im deutschen Team offenbar kalt. Beim 1:0 gegen Frankreich zeigte Kroos jedenfalls nicht die Spur von Nervosität. Seine Freistoßflanke fand schon früh den Kopf von Mats Hummels. Darüber hinaus profilierte sich Kroos beim Zustellen von Paul Pogba, der eigentlich das Offensivspiel der ‚Bleus‘ einleiten sollte. Die große Erkenntnis: Kroos kann auch Spielmacher von Juventus Turin erfolgreich aus dem Spiel nehmen.
Arjen Robben (30/Niederlande): Den stärksten Robben aller Zeiten hatten viele Experten bereits während der Vorrunde ausgemacht. Dabei war der eigentliche Rechtsaußen über weite Strecken in der Sturmspitze – also auf ungewohntem Terrain – unterwegs. Beim Elfmeterkrimi gegen Costa Rica durfte Robben dann wieder auf dem Flügel ran und überzeugte erneut. Diaz und Co. wussten sich zumeist nur mit Fouls zu behelfen, die der Bayern-Star nicht wie von Trainer Jorge Luis Pinto angemahnt zu spektakulären Flugeinlagen nutzte. Stattdessen ließ sich Robben zu keinem Zeitpunkt provozieren und verwandelte auch seinen Elfmeter souverän.
Hulk (27/Brasilien): Manchmal möchte man dem körperlich und technisch so starken Linksfuß zurufen, er sollte doch am besten Mal den Kopf hochnehmen. Denn zahlreiche seiner vielversprechenden Aktionen könnten noch ein besseres Ende finden, wenn er am Ende den Blick für den besser postierten Nebenmann hätte. Auch in der Partie gegen Kolumbien war Hulk wieder einmal stets gefährlich und verzeichnete einige gute Abschlüsse. Ob er in Abwesenheit des verletzten Neymar in dessen Rolle als Nationalheld schlüpfen kann, ist jedoch fraglich.
James Rodríguez (22/Kolumbien): Der Weltfußball hat ein neues Spielmacher-Juwel. Übersicht, Eleganz, ein starker Abschluss und der Wille, in der Rückwärtsbewegung Räume zu schließen – James vereint sämtliche Qualitäten, die ein moderner Zehner haben sollte. In der Partie gegen Brasilien war er erneut bester Offensivspieler auf dem Platz. Seinen Strafstoß verwandelte er sicher. Kein Wunder, dass Real Madrid angeblich bereit ist, 80 Millionen Euro für den Linksfuß von der AS Monaco zu bieten.
Angriff
Gonzalo Higuaín (26/Argentinien): Der Neuner der ‚Gauchos‘ ist wohl das, was man gemeinhin einen Schleicher nennt. Technisch im Vergleich zu seinen Offensivkollegen nicht besonders begabt, dazu nicht außergewöhnlich schnell oder mit anderen hervorstechenden Qualitäten. Dafür steht Higuaín sehr häufig richtig. Was bei der WM bis dato noch nicht so gut klappte, lief im Viertelfinale gegen Belgien (1:0) dann umso besser. Einen verunglückten Pass von Ángel di María verwertete der Rechtsfuß in bester Mittelstürmer-Manier. Dazu machte Higuaín an diesem Tag ungewöhnlich viele Bälle fest. Insgesamt seine mit Abstand beste Turnierleistung.
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