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WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Ghana

Nach dem tragischen Ausscheiden 2010 im Elfmeterschießen gegen Uruguay will Ghana 2014 wieder kräftig mitmischen. Die Westafrikaner zeigen sich enorm selbstbewusst. Für die Black Stars ist klar, nach dem Achtelfinale 2006 und dem Viertelfinale 2010 muss es diesmal mindestens Halbfinale 2014 heißen.

von Lukas Heimbach
6 min.
Die Black Stars schielen in Gruppe G auf Platz zwei @Maxppp

Gut vier Jahre ist es mittlerweile her, da avancierte Kevin-Prince Boateng in Deutschland zum ausgemachten Staatsfeind. Insbesondere die deutschen Gazetten wetterten gegen den heutigen Mittelfeld-Star des FC Schalke 04. Boateng kickte damals in der Premier League für den FC Portsmouth. Beim Meisterschaftsspiel gegen den FC Chelsea, für den auch Michael Ballack damals auflief, senste der Deutsch-Afrikaner den Kapitän der DFB-Elf so rabiat um, dass dieser für die gesamte WM 2010 in Südafrika ausfiel. Eine tobende Welle der Empörung jagte durch Deutschland.

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Brisant war das Foul insbesondere, weil Boateng mit Ghana in der WM-Vorrunde auf Deutschland und eigentlich eben auch Kapitän Michael Ballack traf. Am Ende gewann das Team von Jogi Löw dennoch in einer zähen, verbissenen Partie knapp mit 1:0. Mesut Özil sorgte für das das goldene Tor. Mittlerweile gibt es nicht wenige in Deutschland, die Boateng im Nachhinein sogar ein Stück weit dankbar sind. Der extrovertierte Schalker leitete quasi den Umbruch in der Nationalmannschaft ein und baute so das Karrieresprungbrett für Sami Khedira. Der heutige Real-Star ersetzte Fixpunkt Ballack, der zwar unumstrittener Leader und Star der DFB-Elf war, dem attraktiven Offensiv-Fußball Deutschlands, mit dem Schweinsteiger, Klose und Co. am Kap für Furore sorgten, aber entschleunigend im Weg stand. Der Umbruch war perfekt – und vor allem erfolgreich.

„Der afrikanische Fußball ist erwachsen geworden“

Deutschland hat mit Ghana also durchaus eine Vorgeschichte. „Der afrikanische Fußball ist erwachsen geworden“, attestiert Ghanas Nationaltrainer James Kwesi Appiah dem kontinentalen Fußball die notwendige Reife. Demzufolge besitzen die Top-Teams Afrikas nicht mehr nur herausragende Fußballer, sondern sind endlich auch reif für den Titel. „Ich denke, dass Ghana die Weltmeisterschaft gewinnen wird“, führt er ohne den Anflug von Zweifel fort.

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Ghana ist in Afrika derzeit die wohl stärkste Fußballnation. Schon bei den beiden vergangenen Turnieren kam man stets über die Vorrunde hinaus. 2006 scheiterten die ‚Black Stars‘ im Achtelfinale an Brasilien (0:3), vier Jahre später schied man hochdramatisch im Viertelfinale gegen Uruguay aus. Luis Suárez hielt damals in der Schlussphase der Verlängerung auf der eigenen Torlinie mit der Hand. Rot für den Liverpool-Star und Elfmeter für Ghana. Gyan Asamoah verschoss. Im anschließenden Elfmeterschießen versagten den Westafrikanern schließlich die Nerven. Orientiert man sich aber an diesem Trend, trägt der afrikanische Frohsinn die ‚Black Stars‘ 2014 bis ins Halbfinale – mindestens.

Schon fast traditionell ist Ghana vor allem in der Offensive hochkarätig besetzt. Den Kern des Teams von Trainer Appiah bildet die Mittelfeld-Zentrale um die beiden Teamkollegen Sulley Muntari und Michael Essien (AC Mailand) sowie Kevin-Prince Boateng. Sie sind die Organisatoren im Mittelfeld-Verbund der ‚Black Stars‘ und die Dirigenten im gefürchteten Umschaltspiel. Auf den Außen wirbeln der wuchtige Kwadwo Asamoah (Juventus Turin) und der wuselige Techniker André Ayew (Olympique Marseille). Selbst in der Verteidigung liegen die Stärken im Offensiv-Spiel. Gerade Linksverteidiger Daniel Opare schaltet sich sehr gerne in die Offensive ein und harmoniert mit dem einrückenden Asamoah. Im Angriffszentrum ist der tragische Held von 2010, Asamoah Gyan, der beste Torschütze. Auch wenn der 28-Jährige mitterweile bei Club Al-Ain kickt, ist er noch immer ein brandgefährlicher Torjäger von internationalem Format.

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Dünn besetzt ist man hingegen in der Innenverteidigung, die gleichzeitig als klare Schwachstelle der ‚Black Stars‘ auszumachen ist. Mit dem Ex-Hoffenheimer Isaac Vorsah und John Mensah fehlen die erfahrenen Stammspieler im Abwehr-Zentrum. Deren Alternativen heißen John Boye (Stade Rennes), Jonathan Mensah (Evian TG) oder Jerry Akaminko (Eskisehir), von denen keiner an die Qualität der beiden Stammverteidiger heranreicht.

Aussichten

Das ist eine Todesgruppe“, seufzte Coach James Kwesi Appiah im Anschluss an die Auslosung, zeigt sich postum aber sehr optimistisch: „Dennoch wüsste ich nicht, warum wir uns nicht behaupten sollten.“ In Gruppe G ist alles offen. Deutschland ist Favorit, aber längst nicht durch. Dahinter ist Portugal womöglich leicht favorisiert. Auch die als Kollektiv unter Jürgen Klinsmann und Berti Vogts beeindruckenden US-Boys werden ein Wörtchen mitreden. Dennoch – Ghana ist als Team gereift und verfügt nach wie vor über hohe Qualität. Schlüsselspiel wird wohl die Partie am letzten Vorrunden-Spieltag gegen Portugal sein. Halten die ‚Black Stars‘ Cristiano Ronaldo im Zaum, sollte das Achtelfinale drin sein. Prognose: Ghana qualifiziert sich zum dritten Mal in Folge für die K.O.-Phase der Weltmeisterschaft und lässt die Iberer hinter sich. Gegen denTrend wird es fürs Halbfinale aber wohl kaum reichen.

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Die Stars

Kevin-Prince Boateng (27/FC Schalke 04): Mit seinen 27 Jahren ist der einstige Staatsfeind charakterlich und in seiner Spielanlage enorm gereift. Obwohl er wenn überhaupt nur bedingt der einheimischen Gur-Sprachen und Kwa-Sprachen mächtig ist, genießt der Mittelfeld-Star im Team hohes Ansehen. Neben Routinier Essien und Muntari bildet er das Herzstück im Mittelfeld-Zentrum. Schussgewaltig sowie pass- und zweikampfstark ist er fraglos einer der Stars im Ensemble von Coach Appiah.

Asamoah Gyan (28/Al-Ain Klub): Der Mittelstürmer der Westafrikaner ist ein absolutes Multi-Talent. Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten ist er mit Ghanas Top-Musiker ‚Castro‘ musikalisch unterwegs und sahnte bereits mehrfach Awards ab. Zudem ist er Boxpromoter und für die gute Laune im Team verantwortlich. Mit 34 Toren ist Gyan hinter Baba Yara, aber vor den beiden Landes-Legenden Abédi Pelé und Anthony Yeboah, zweiterfolgreichster Torschütze in der Länderspiel-Historie Ghanas.

Michael Essien (31/AC Mailand): Auch wenn der Routinier aufgrund zahlreicher Verletzungen in der Vergangenheit nicht mehr über die herausragende körperliche Verfassung verfügt, die ihn einst bei Olympique Lyon und dem FC Chelsea zum Weltstar gemacht haben, ist Essien das Herz des ghanaischen Fußballs. Er hat den Fußball in Ghana nach vorne gebracht und ist eines der Aushängeschilder. Auch bei den ‚Rossoneri‘ zeigte seine Formkurve zuletzt wieder nach oben.

So könnten sie spielen

Das WM-Aufgebot

Tor: Adam Larsen Kwarasey (Strömsgodset Toppfotball), Fatau Dauda (Orlando Pirates), Stephen Adams (Aduana Stars)

Abwehr: Samuel Inkoom (FC Platanias), Daniel Opare (Standard Lüttich), Harrison Afful (Esperance Tunis), John Boye (Stades Rennes), Jonathan Mensah (FC Evian), Rashid Sumaila (Mamelodi Sundowns)

Mittelfeld: Michael Essien (AC Mailand), Sulley Ali Muntari (AC Mailand), Rabiu Mohammed (Kuban Krasnodar), Kwadwo Asamoah (Juventus Turin), Emmanuel Agyemang Badu (Udinese Calcio), Afriyie Acquah (FC Parma), Andre Ayew (Olympique Marseille), Mubarak Wakaso (Rubin Kasan), Christian Atsu Twasam (Vitesse Arnheim), Albert Adomah (FC Middlesbrough), Kevin-Prince Boateng (Schalke 04)

Angriff: Asamoah Gyan (Al Ain), Abdul Majeed Waris (FC Valenciennes), Jordan Ayew (FC Sochaux)





*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E

Gruppe F:

Gruppe G:

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