Die TSG Hoffenheim steht vor der Verpflichtung von Gift Orban. Der Nigerianer wurde lange als heißes Talent gehandelt, sorgte zuletzt aber vor allem für negative Schlagzeilen. Sein Talent ist unbestritten, in Sinsheim muss er wieder in die Spur finden.
Die Karriere von Gift Orban liest sich wie ein Märchen. 2023 hatte Samuel Cárdenas, damals Chefscout bei der KAA Gent, über den heute 22-Jährigen gesagt: „Vor einem Jahr hat er noch für einen Klub gespielt, den man nicht mal auf Google findet. Und jetzt drehen alle durch.“ Da war Orban gerade für gut drei Millionen Euro aus der zweiten norwegischen Liga zum belgischen Erstligisten gewechselt und hatte damit seine Profi-Karriere endgültig eingeleitet.
Denn zuvor hatte der exzentrische Stürmer, der abseits des Platzes stets gut gelaunt daherkommt, am Scheideweg gestanden. Der norwegische Klub Stabaek war erst im zweiten Anlauf überzeugt von dem Nigerianer und durchaus skeptisch, gab dem Projekt aber doch eine Chance und holte Orban aus seinem Heimatland.
Orban schlug voll ein und erlebte auch in der Saison danach in Gent einen kometenhaften Aufstieg. Garniert wurde seine Anfangszeit mit einem Stück Fußballgeschichte: In der Conference League erzielte der Stürmer im März 2023 gegen Basaksehir FK (4:1) binnen 204 Sekunden den schnellsten Hattrick der Europapokal-Geschichte und sorgte erstmals auch international für Schlagzeilen.
„Fügt sich nicht in das Kollektiv ein“
Für Gent markierte Orban in 16 Spielen auf europäischer Ebene sage und schreibe 14 Treffer und auch, wenn es in der Hinrunde der Saison 2023/24 mit den Toren nicht mehr ganz so rund lief, holte Olympique Lyon den Mittelstürmer für 14 Millionen.
In Frankreich waren Freude und Erwartungshaltung enorm. Orban kündigte bei seiner Ankunft im Januar 2024 spaßig an, er werde den Platz von Kapitän Alexandre Lacazette einnehmen.
Stattdessen entpuppt sich die Beziehung aber als großes Missverständnis. „Er ist ein schneller, kraftvoller Spieler. Er kann sehr effektiv sein, wenn er in eine gute Position gebracht wird. Technisch hat er aber Schwierigkeiten. Außerdem fügt er sich nicht in das Kollektiv ein“, sagt der französische FT-Korrespondent Aurélien Macedo von Foot Mercato.
Bei Lyon Kredit verspielt und aus dem Kader gestrichen
Seine Stärken kommen in der Ligue 1 noch überhaupt nicht zur Geltung. Nach einer schwachen ersten Halbserie hätte OL den Angreifer beinahe noch im September in die Türkei zu Trabzonspor abgegeben, doch der Transfer scheiterte. Orban nahm einen neuen Anlauf, verschlimmerte aber seine Lage.
Bei den Fans hat er den Kredit längst verspielt, nachdem er Ende Oktober beim 2:2 gegen AJ Auxerre Gegenspieler Sinaly Diomandé öffentlich zu dessen Treffer gratuliert hatte. Der Verein suspendierte Orban, der unter Trainer Pierre Sage kein gutes Standing genießt und seit Ende September gar nicht mehr im Kader des finanziell gebeutelten Klubs steht.
„Er hat eine exzentrische Persönlichkeit. In einer Umgebung mit vielen Spielern, die im Verein ausgebildet wurden, ist es schwer, sich von außen zu integrieren. Orban hatte auch eine etwas lässige Einstellung und insgesamt war sein Niveau nicht wie gewünscht“, erklärt Macedo das letztlich gescheiterte Projekt.
Pokerspiel für die TSG
Jetzt zieht es Orban also nach Deutschland zur TSG Hoffenheim. Für Macedo ein Wechsel, der durchaus aufgehen könnte: „Orban hat in Belgien, einer Liga, die – wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau – der Bundesliga nahekommt, stark gespielt. Orban sollte versuchen, in die Fußstapfen von Undav, Boniface oder Amoura zu treten. Er ist ein Spieler, der für das direkte, schnelle Spiel gemacht ist. Da kommen ihm die Bundesliga und der Europapokal entgegen.“
Worte, die in Sinsheim sicherlich gerne gehört werden. Der 1,78 Meter große Angreifer könnte der dringend benötigte Goalgetter beim Bundesligisten sein. Doch der Transfer birgt auch Risiken: „Wenn er sich an einen Klub anpasst, kann er schnell viele Tore schießen. Passt es jedoch nicht, droht eine Katastrophe. Bei ihm ist es alles oder nichts“, so FT-Korrespondent Macedo.
Fest steht: Wechselt Orban in die Bundesliga, wird er in jedem Fall für Schlagzeilen sorgen. Spannend ist die Frage, ob diese positiv oder negativ ausfallen werden.
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