Krasse Abrechnung: Geraerts lästert über Schalke
Rund eineinhalb Monate sind vergangenen, seitdem Karel Geraerts bei Schalke 04 entlassen wurde. In einem Interview findet der Ex-Trainer nun deutlich Worte über seine Zeit bei den Königsblauen.
Kampf gegen den Abstieg, Suspendierungen von etablierten Kräften wie Timo Baumgartl und Dominick Drexler (Stichwort Schokomilch), öffentliche Kritik des neuen Sportchefs Ben Manga, dramatische Niederlagen – Karel Geraerts hat während seiner Zeit beim FC Schalke 04 die volle Breitseite von dem erlebt, was der Gelsenkirchener Traditionsklub an Chaos bereithält.
Von Oktober 2023 bis September 2024 war der Belgier der Chefcoach der Königsblauen. Eine Zeit, in der er sich „ein dickes Fell zugelegt“ hat, wie er nun im Interview mit ‚Het Laatste Nieuws‘ verrät, „ich habe in einem Jahr auf Schalke mehr erlebt als in meiner gesamten vorherigen Karriere zusammen.“
Vor seiner Unterschrift sei er gewarnt worden, dass S04 einer der „Top30 Klubs weltweit“ sei, was die mediale Aufmerksamkeit angeht. „Das hat sich bewahrheitet“, so Geraerts, der gegenüber der belgischen Zeitung kein Blatt vor den Mund nimmt, „jede Woche wurde ich mit zwei, drei neuen Dingen konfrontiert. Von manchen Sachen wusste ich zuvor nichts, manche Sachen wurden verdreht wiedergegeben.“
Leaks auf Schalke
Einige Geschichten, die an die Öffentlichkeit gerieten, seien aber wahr gewesen. Nach einem Beispiel gefragt bestätigt Geraerts indirekt die seit langer Zeit bestehende Vermutung, dass zahlreiche Interna bewusst an Medien weitergegeben werden: „Einmal hatte ich ein Gespräch mit jemandem aus dem Management. Die Unterhaltung ist vorbei, wir gehen getrennte Wege und keine 15 Minuten später ist alles online. Der komplette Gesprächsinhalt.“
Der 42-Jährige teilt gegen seinen Ex-Klub aus: „Es gibt viele unterschiedliche Strömungen innerhalb des Vereins. Jeder hat seine eigene Agenda und jeder macht sein eigenes Ding.“
Problem mit Manga?
Auch auf Kaderplaner Ben Manga angesprochen, der im Mai 2024 auf Schalke übernahm und zu Saisonbeginn Geraerts Aufstellungen öffentlich kritisierte, findet er deutlich Worte: „Ich glaube, dass nicht wir ein Problem miteinander, sondern er vor allem ein Problem mit mir hatte. Ich weiß nicht, was der Grund dafür war.“
„Nach diesem Interview ist der ganze Ort in Flammen aufgegangen, während man mich nicht informierte“, fährt Geraerts fort, der durchblicken lässt, dass er trotz allem bedauert, dass seine Zeit beim S04 endete: „Ich sage, dass meine Entlassung ungerechtfertigt war. Ich hatte das Gefühl, dass ich in der Lage gewesen wäre, Schalke auch in dieser Saison zu stabilisieren. Obwohl wir kaum Ressourcen hatten, waren alle Werkzeuge dafür da. Das Team wuchs zusammen.“
Stillose Entlassung
Der Knackpunkt aus seiner Sicht: „Nicht jeder im Klub hat an einem Strang gezogen. So ist es als Trainer und als Klub unmöglich, erfolgreich zu sein.“ Auch seine Entlassung sei stillos abgelaufen: „Mittlerweile kann ich darüber lachen, aber das war sehr schwach von Schalke.“
Geraerts und seine zwei belgischen Assistenztrainer seien normal zum geplanten Training erschienen. Kein anderer Mitarbeiter des Klubs sei jedoch auf dem Vereinsgelände gewesen – auch der deutsche Teil seines Staffs nicht. Der Ex-Coach deutet dies so, dass alle relevanten Personen über seine Entlassung vorab informiert worden seien, „nur wir drei nicht“.
Von Manga, der maßgeblich für seine Entlassung verantwortlich gewesen sein soll und ihn schlussendlich durch Kees van Wonderen ersetzte, habe er „bis zum heutigen Tage noch nicht einmal eine Textnachricht erhalten“. Er bereue dennoch nichts: „Ich bedauere nur, dass es vorbei ist.“ Ein Schicksal, das auf Schalke schon so manchen Trainer ereilt hat.
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