EM-Vorschau Türkei: Mit Kapitän Calhanoglu & den Fans im Rücken

von Martin Schmitz
5 min.
EM Vorschau Türkei @Maxppp

Am 14. Juni fällt der Startschuss zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Auch für die Türkei ist das Turnier so etwas wie ein Heimspiel. Die junge Mannschaft hat einiges vor, zuletzt lief es allerdings nicht rund. FT wirft einen detaillierten Blick auf die Ausgangslage der Ay-Yildizlilar.

Aktuelle Form

Die Türkei ging noch mit Stefan Kuntz als Nationaltrainer in die EM-Qualifikation. Als diese jedoch nach schwachen Ergebnissen im vergangenen Herbst in Gefahr geriet, wurde der heutige Sportvorstand des Hamburger SV durch Vincenzo Montella ersetzt. Diesem gelang es, in der schwierigen Gruppe mit Kroatien und Wales das EM-Ticket als Tabellenerster zu lösen.

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Im Anschluss an die geglückte Qualifikation lief es allerdings für die türkische Elf so gar nicht mehr. In diesem Jahr verlor die Mannschaft mit 0:1 in Ungarn und geriet in Österreich mit 1:6 so richtig unter die Räder. Das abschließende Testspiel vor der finalen Kadernominierung gegen den amtierenden Europameister Italien endete zwar mit einem torlosen Unentschieden akzeptabel, die Verletzung von Ozan Kabak überschattete jedoch das Spiel. Der Innenverteidiger der TSG Hoffenheim erlitt einen Kreuzbandriss, sein Ausfall ist ein herber Verlust für das Team.

Lese-Tipp Die FT-Topelf zum EM-Achtelfinale

Stärken & Schwächen

Der Kader verfügt über einige Spieler mit großer internationaler Erfahrung und einige vielversprechende Talente, die sich auf der großen Bühne der Europameisterschaft beweisen möchten. Die größten Stärken des Teams liegen in der Offensive. An guten Tagen können Hakan Calhanoglu, Arda Güler und Co. so ziemlich jede Abwehrreihe schwindlig spielen. Auch das Konterspiel der Türken ist eine echte Waffe, das musste auch die deutsche Mannschaft bei der Testspielniederlage (2:3) im vergangenen November erfahren.

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Das Team ist jedoch häufig sehr abhängig von den Ideen und der Form von ihres Kapitäns Calhanoglu. Wenn es bei ihm nicht läuft, wird es schwer. Dazu ist die Defensive nicht immer sattelfest. Auf der Torhüterposition fehlt es an Qualität und mit den verletzungsbedingten Ausfällen von Ozan Kabak und Caglar Söyüncü brechen stabile Säulen in der Abwehr weg. Im Sturm gibt es keinen zuverlässigen Knipser, der dauerhaft für Gefahr sorgen kann. Zudem fehlt es insgesamt etwas an (internationaler) Erfahrung. Die Türkei wird auch nach der finalen Kaderbekanntgabe zu den jüngsten Teams des Turniers gehören.

Der Trainer: Vincenzo Montella

Vincenzo Montella 50 Jahre - 7 Pflichtspiele Italien Vincenzo Montella
71% 5 Siege 14% 1 Unentschieden 14% 1 Niederlage

Der Türkei-Job ist die erste Anstellung von Vincenzo Montella als Nationaltrainer. Der Italiener war früher Mittelstürmer (141 Tore in der Serie A) und lässt auch als Trainer gerne offensiv spielen. Sein favorisiertes System ist das 4-2-3-1. Dennoch lässt der 49-Jährige seine Elf meist ohne echten Mittelstürmer auflaufen, weshalb er von den türkischen Medien teils harsche Kritik einstecken muss.

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Montella betonte zuletzt, dass die misslungenen Testspiele in diesem Kalenderjahr ihn und die Mannschaft eher motivieren würden und der perfekte Ansporn sind, es bei der Europameisterschaft besser zu machen.

Der Star & Kapitän: Hakan Calhanoglu

Hakan Calhanoglu ist der unumstrittene Star und Anführer der Mannschaft. In der Serie A hat sich der Ex-Leverkusener zu einem Topspieler entwickelt. Seine Standards und Weitschüsse kennt jeder Fan noch aus der Bundesliga. Doch mit der Zeit hat sich der 30-Jährige zu einem echten Spielgestalter entwickelt. Beim italienischen Meister Inter Mailand zieht Calhanoglu auf der Sechs die Fäden, leitet viele Situationen ein und kommt auch selbst aus der Tiefe des Raumes häufig zum Abschluss.

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So erzielte er in der abgelaufenen Saison in der Serie A beachtliche 13 Saisontore in 32 Spielen. Zudem hat der gebürtige Mannheimer mit den Jahren sein Verhalten in Defensiv-Zweikämpfen deutlich verbessert und gewinnt wichtige Bälle. Bei der EM soll Calhanoglu als Leitwolf die junge türkische Mannschaft anführen und den Weg in die K.O.-Phase weisen.

Player to watch: Kenan Yildiz

Natürlich ließe sich an dieser Stelle auch Arda Güler nennen, der spätestens seit seinem Wechsel zu Real Madrid den Fokus im türkischen Fußball mehr und mehr auf sich zieht. Doch der 19-Jährige erlebte eine sehr durchwachsene Debütsaison in Spanien und kommt nach einigen Verletzungen nur langsam wieder in Tritt. Kenan Yildiz dagegen hat sich in einer sportlich schweren Saison bei Juventus Turin durchgesetzt und lief regelmäßig für den italienischen Rekordmeister auf.

Zwar steuerte der ehemalige Jugendspieler des FC Bayern München in 27 Saisonspielen der alten Dame lediglich drei Scorerpunkte bei, trotzdem wusste er spielerisch zu überzeugen und bestach vor allem durch seine Flexibilität in der Offensive. Für Juve lief der technisch starke 19-Jährige sowohl auf beiden Flügeln als auch als hängende Spitze und als echter Mittelstürmer auf. Gerade diese Anpassungsfähigkeit gefällt Nationaltrainer Montella besonders gut. Yildiz kann auf allen vier Offensivpositionen im 4-2-3-1 auflaufen.

Die Topelf

Türkei Aufstellung EM 24

Die FT-Prognose

Das beste Ergebnis der Türkei bei einer Europameisterschaft war der Halbfinaleinzug 2008. Seitdem kam das Team nie über die Vorrunde hinaus. In diesem Jahr soll mindestens das Achtelfinale drin sein. Das kann die junge Elf auch schaffen. Die starken Portugiesen könnten eine Nummer zu groß für Montellas Mannschaft sein, doch mit Tschechien und Georgien warten zwei machbare Gegner im Kampf um Platz zwei in der Gruppe. In der K.O.-Phase hängt viel vom Verlauf der anderen Gruppen ab. Mit etwas Glück, einem überragenden Calhanoglu und der sicherlich großen Fanunterstützung im Rücken könnte das Viertelfinale möglich sein. Weiter wird es angesichts der drohenden Gegner wohl nicht gehen.

Der EM-Kader der Türkei

Torhüter

  • Altay Bayindir (26/Manchester United)
  • Ugurcan Cakir (28/Trabzonspor)
  • Mert Günok (35/Besiktas)

Abwehr

  • Samet Akaydin (30/Panathinaikos Athen)
  • Kaan Ayhan (29/Galatasaray)
  • Abdülkerim Bardakcı (29/Galatasaray)
  • Zeki Celik (27/AS Rom)
  • Merih Demiral (26/Al Ahli)
  • Ferdi Kadioglu (24/Fenerbahce)
  • Ahmetcan Kaplan (21/Ajax Amsterdam)
  • Mert Müldür (25/Fenerbahce)

Mittelfeld

  • Kerem Aktürkoglu (25/Galatasaray Istanbul)
  • Hakan Calhanoglu (30/Inter Mailand)
  • Arda Güler (19/Real Madrid)
  • Irfan Kahveci (28/Fenerbahce)
  • Orkun Kökcü (23/Benfica Lissabon)
  • Salih Özcan (26/Borussia Dortmund)
  • Yusuf Yazıcı (27/Lille OSC)
  • Kenan Yildiz (19/Juventus Turin)
  • Okay Yokuslu (30/West Bromwich)
  • Ismail Yüksek (25/Fenerbahce)

Angriff

  • Yunus Akgün (23/Leicester City)
  • Semih Kilicsoy (18/Besiktas)
  • Cenk Tosun (32/Besiktas)
  • Bertug Yildirim (24/Galatasaray)
  • Barıs Yilmaz (21/Stade Rennes)

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