Interview mit Dante: "Bei Möglichkeit zum Wechsel – warum nicht?"
Einen Wermutstropfen hatte der 4:0-Derbysieg gegen den 1. FC Köln. Borussia Mönchengladbach muss bis zum Beginn der Rückrunde auf Innenverteidiger Dante verzichten. Gerade von einer Infraktion im Fußwurzelknochen genesen, zog sich der Brasilianer einen Teilriss des Innenbandes im Knie zu. Die freie Zeit nutzt er, um der französischen Korrespondenz von FussballTransfers Rede und Antwort zu stehen.
FT: Sie haben sich gegen Köln am Knie verletzt, erwarten Sie, lange auszufallen?
Dante: Ich denke, es wird bis Ende Dezember dauern, das ist klar. Wenn alles nach Plan läuft, kann ich Anfang Januar zur Mannschaft zurückkehren.
FT: Man muss annehmen, dass Sie sehr frustriert sind wegen der erneuten Verletzung.
Dante: Ja. Es ist jetzt schon eine Weile her, dass ich nicht verletzt war. Auf einmal passiert so etwas zweimal hintereinander. Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Aber ich denke auf der anderen Seite, wenn im Laufe einer Karriere mal eine Verletzung auftritt, macht es einen mental stärker. Also hoffe ich, es macht mich stärker.
FT: Sie sind jetzt fast zwei Jahre bei Borussia Mönchengladbach. Wie sehen Sie Ihre Zeit dort?
Dante: Es lief sehr gut. Als ich gekommen bin, war die Mannschaft in einer sehr schlechten Situation. Aber wir haben die richtigen Dinge getan und es geschafft, uns zu befreien. Wir mussten etwas sicherer durch die nächste Saison kommen. Das haben wir geschafft, wir wurden Zwölfter, also war es, denke ich, eine stabile Saison. Dieses Jahr wollten wir ein bisschen mehr. Aber bis jetzt läuft es nicht so gut. Wir sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Aber es sind noch eine Menge Spiele und wir müssen einfach eine Serie starten.
FT: Ist es schwierig, wegen der Verletzung nicht helfen zu können, wenn die Mannschaft auf dem Platz steht?
Dante: Natürlich. Man sieht die Spiele von der Tribüne und im Fernsehen – das ist hart, man kann nichts tun. Die Mitspieler sind verunsichert und man kann nichts tun. Das ist wirklich enttäuschend und tut weh. Wenn es läuft, freut man sich, weil die Mannschaft gewonnen hat. Aber wenn es nicht so läuft, ist es umso schwerer. Aber das Wichtigste ist jetzt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern zu arbeiten, so dass ich schnell wieder fit bin und meinen Mitspielern auf dem Platz helfen kann.
FT: Sie waren in Brasilien, Frankreich und Belgien. Jetzt sind Sie seit zwei Jahren in Deutschland. Wie bewerten Sie die Bundesliga?
Dante: Ich denke, die Bundesliga hat ein sehr, sehr gutes Niveau. Das ist ein klarer Unterschied zu Frankreich. Der Standard ist durch viele fantastische Spieler sehr hoch. Dazu gibt es mehr Angreifer. Es ist eine sehr offene Liga und es fallen viele Tore. Außerdem ist in den Stadien eine großartige, fantastische Atmosphäre. Die Infrastruktur ist sehr gut. Es ist eine sehr moderne Liga, was die Stadien und die Mannschaften betrifft. Das passt sehr gut zu mir und ich bin wirklich glücklich, hier zu sein.
FT: Ist es ein großer Unterschied zum französischen Fußball, wo man eher die Defensive in den Vordergrund rückt?
Dante: Ja. Die Franzosen bauen auf die Viererketten und viel Taktik. In Frankreich ist die defensive Disziplin sehr hoch und es gibt viele athletische Spieler. Hier öffnet man das Spiel mehr. Jede Mannschaft versucht, Tore zu schießen. Die deutsche Mentalität ist, selbst wenn du ein Tor kassierst oder sogar zwei, dass du immer versuchst, selbst zu treffen. Deshalb fallen so viele Tore. Da hat sich ganz klar Einiges geändert. Ich persönlich mag diese Liga.
FT: Wie schätzen Sie den Meisterschaftskampf ein, in dem Dortmund vorne steht und Bayern München schwächelt?
Dante: Borussia Dortmund hat eine sehr gute Mannschaft. Sie stehen vorne, weil sie die richtige Balance haben. Sie greifen an, aber nicht zu viel. Sie spielen vorsichtig, aber haben gute Stürmer. Bayern hat Probleme, aber sie haben große Spieler, die verletzt waren wie Ribéry, Robben oder van Bommel. Das ist eben auch die deutsche Liga. Wenn du zwei, drei Spiele nicht gut spielst, hängst du hinten dran.
FT: Zurück zu Ihnen: Haben Sie vor, in naher Zukunft eine neue Herausforderung zu suchen?
Dante: Borussia Mönchengladbach ist ein guter Verein mit einer großen Vergangenheit. Aber wir haben Ziele vor Augen und wenn wir sehen, dass wir diese nicht erreichen, macht das nachdenklich. Es ist doch klar, dass es besser ist, um Plätze für die Champions League oder die Europa League zu kämpfen, als nur ums Überleben. Ich mag es, in jedem Spiel Druck zu haben, Spiele zu spielen, in denen viel auf dem Spiel steht. Aber ich würde natürlich bevorzugen, um den Titel oder die Plätze für den europäischen Wettbewerb mitspielzuspielen, statt um den Klassenerhalt. Wir haben mit dem Verein gesprochen und es wurde uns gesagt, dass wir uns Jahr für Jahr verbessern, um an die Europapokal-Plätze anzuklopfen. Aber wenn man sieht, dass wir diese Saison ganz unten stehen, ist das enttäuschend.
FT: Gab es im Sommer Kontakt zu anderen Vereinen?
Dante: Ich denke, mein Berater hatte Kontakt, aber wir haben da nicht darüber gesprochen, damit ich mir gar keine Gedanken darüber mache. Ich habe mitbekommen, dass viele letztes Jahr gesehen haben, dass ich eine sehr gute Saison gespielt habe.
FT: Könnten Sie sich vorstellen, Deutschland zu verlassen?
Dante: Ich habe in vier verschiedenen Ländern gespielt: Brasilien, Frankreich, Belgien und jetzt Deutschland. Letztlich, wenn es gute Möglichkeiten in anderen Ländern gibt – warum nicht?
Das Interview führte Khaled Karouri.
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