Der FC Bayern und der Streit mit van Gaal
Louis van Gaal ist in den letzten Wochen der große Zankapfel beim FC Bayern München. Egal, um welche Personalie es ging, der Trainer schien immer der Schuldige zu sein. Mit seiner direkten Art gab er mehreren Spielern zu verstehen, dass er nicht mehr mit ihnen plant. Wechselten diese Akteure zu einem anderen Verein, war stets von einer schlechten Kommunikation des Niederländers die Rede. Fussballtransfers zeigt eine kurze Chronik der Vorkommnisse auf.
Nach Louis van Gaals Alleingang in Sachen Ergänzungsspieler kritisierte Uli Hoeneß den Übungsleiter von Bayern München öffentlich, indem er ihm eine gewisse Beratungsresistenz vorwarf: „Es ist schwierig, mit ihm zu reden, weil er eine andere Meinung als seine nicht akzeptiert.“ Damit reagierte der Bayern-Präsident auf van Gaals Aussagen, mehrere Spieler im Kader nicht gebrauchen zu können. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war jedoch nach einer einstweiligen Versöhnung sicher, das Thema abschließen zu können: „Ich habe ihren Händedruck gesehen, der war ehrlich gemeint.“
Schwelender Machtkampf
Doch was folgte, war ein immer heftiger werdender Machtkampf, der bis zum heutigen Tag andauert. Der beim Champions League-Spiel in Rumänien beschlossene ‚Kreis von Cluj‘, der Hoeneß, Nerlinger, Rummenigge und van Gaal regelmäßig an einen Tisch bringen sollte, erwies sich als zwecklos. Stets kamen von allen Seiten Attacken über die Medien, wie Hoeneß‘ erneute Klage über die fehlende Absprache mit dem 59-jährigen Cheftrainer: „Es ist die Frage, ob man immer mit dem Kopf durch die Wand muss. Van Gaal ist van Gaal, das betont er selbst.“ Der wiederum antwortete darauf: „Ich werde einer Ikone nicht widersprechen. Aber ob es von ihm die Wahrheit ist, ist etwas anderes.“
Mit diesem Konter verlor er nach Franz Beckenbauer auch seinen letzten Fürsprecher im Führungsstab des FCB, Christian Nerlinger: „Wenn Uli Besorgnis äußert, dann muss man das sehr ernst nehmen“, erklärte der Sportdirektor. Als er zuletzt öffentlich machte, dass Superstar Franck Ribéry nicht rechtzeitig zum Meisterschaftsspiel gegen Werder Bremen fit werden könnte, kritisierte das ‚Feierbiest‘ das Eindringen in sein Hoheitsgebiet. Nerlinger reagierte stocksauer: „Als direkter Vorgesetzter und auch sportlich Mitverantwortlicher ist es mein Recht und auch meine Pflicht, mich zu solchen Dingen zu äußern. Sich darüber aufzuregen, […] empfinde ich als lächerlich.“
„Papageien-Geplapper“
Doch nicht nur mit seinen Vorgesetzten legte sich der niederländische Meistertrainer an. Mehmet Scholls und Oliver Kahns Kritik, immerhin Bayern-Urgesteine, tat er recht selbstbewusst als „Papageien-Musik“ ab. Überdies machte er seinem Unmut Luft, dass nach mehreren eigenverantwortlichen Spielerverkäufen und -leihen sein Profikader zu klein sei. Im Umfeld des FCB macht sich van Gaal derzeit wenige Freunde.
Immerhin kommt der aktuelle Kader des deutschen Rekordmeisters offenbar ganz gut mit dem ‚Tulpengeneral‘ zurecht. Möglicherweise liegt das Kommunikationsproblem auch im Vorstand, der seinen Trainer öffentlich kritisiert. Egal wessen Schuld der schwelende Konflikt ist, am Ende entscheidet der Vorstand über Berufung und Abberufung des Cheftrainers. Das kann selbst der bisher erfolgreiche Louis van Gaal nicht verhindern. Sollte in den kommenden „Tod oder Gladiolen“-Spielen Erfolglosigkeit hinzukommen, dürfte seine Zeit schneller ablaufen als gedacht.
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