Die treuesten Spieler der Welt: Javier Zanetti – der adrette Traktor
601 Serie A-Partien. Davon 137 am Stück. 18 Jahre, ein Verein. Javier Zanetti hat in seiner langen Zeit bei Inter Mailand einige historische Ausrufezeichen gesetzt. So skandalöse Schlagzeilen der italienische Fußball schon geschrieben haben mag, so vorbildlich ist die Karriere des Javier Zanetti. Aus dem Leben eines Musterprofis.
Fußballerisch galt er schon als tot. Doch nach seinem Achillessehnenriss und sechsmonatiger Pause steht Javier Zanetti nun doch wieder auf dem Platz – und das im Alter von 40 Jahren. Am vergangenen Sonntag feierte er beim 2:0-Sieg gegen den AS Livorno sein Comeback und bereitete sogleich den Siegtreffer vor. Der Dauerbrenner ist nicht kleinzukriegen.
Dabei sitzt der adrette Scheitel heute noch genauso perfekt wie vor 18 Jahren. Damals kam der Argentinier für stolze 6,5 Millionen Euro von Club Atlético Banfield zu Inter. Präsident Massimo Moratti hatte gerade sein Amt angetreten und tätigte mit Zanetti womöglich den besten Transfer seiner Amtszeit.
Seinen Anfang nahm alles mit einem Paar Fußballschuhen und einer Plastiktüte. Damals, 1995, stand der 22-jährige Javier Zanetti vor dem Trainingsgelände von Inter Mailand. Trainer war Luis Suárez, dem im November der heutige Nationalcoach Englands, Roy Hodgson, folgte. Seitdem beackert ‚Pupi‘, wie er unter anderem genannt wird, unermüdlich mal die rechte, mal die linke Seite der ‚Nerazzurri‘. 1999 bekam er von Giuseppe Bergomi, einer weiteren Inter-Legende, schließlich die Kapitänsbinde überreicht, die er seither mit Stolz und Würde trägt.
Meisterstück gegen Messi und Robben
Die große Bühne überlässt er lieber den extrovertierten Kollegen. Dabei spielte er zusammen mit Weltstars wie Ronaldo, Roberto Baggio, Fabio Cannavaro, Zlatan Ibrahimović, Patrick Vieira und Luís Figo. Alle zogen irgendwann weiter – Zanetti blieb. Wenn er auffiel, dann durch seine Leistungen auf dem Platz. Der Inter-Kapitän verkörpert die alten Fußballtugenden. Laufbereitschaft, unbändiger Wille und Disziplin. Kein Wunder, dass er sich im Mutterland des ‚Catenaccio‘ so wohl fühlt.
Sein Meisterstück gelang ihm wohl in der Champions League-Saison 2010. Unter Defensivfanatiker José Mourinho brachte der zu diesem Zeitpunkt bereits 36-Jährige zunächst Lionel Messi im Halbfinale und anschließend Arjen Robben im Finale zur Weißglut. Mourinho fand in Zanetti das Kryptonit der beiden damals wie heute prägenden Superstars von Barcelona und Bayern. Am Ende stand schließlich der Champions League-Titel.
„Ich bin wie ein Traktor“
Darüber hinaus gilt der Argentinier als absoluter Disziplinfanatiker. So stand er nach der Trauung mit seiner Frau Paula am Nachmittag bereits wieder auf dem Trainingsplatz. Ebenso wie nach der Geburt seines Sohnes Thomas. Als Vorbild nennt der 40-Jährige das fleischgewordene Kraftpaket, Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Auf die Frage, wie er sich selbst einschätzen würde, entgegnet er kurz: „Ich bin wie ein Traktor.“
Zanetti ist nach Art seines Idols Rekordnationalspieler Argentiniens. In seiner mustergültigen Karriere gewann der Flügelspieler fünf italienische Meisterschaften, viermal den italienischen Pokal sowie je einmal die Champions League (2010) und den UEFA-Cup (1998). Sein Vertrag läuft noch bis Sommer. Bei seinem Lebensstil ist es aber gut möglich, dass ‚El Tractor‘ um ein weiteres Jahr verlängert und den Rekord von Italien-Legende Paolo Maldini knackt. Der brachte es von1985 bis 2009 auf insgesamt 616-mal für den Stadtrivalen AC.
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