Premier League

TV-Vermarktung: Premier League kassiert 9,5 Milliarden – Bundesliga weit abgehängt

Sportlich hatte die Premier League in den zurückliegenden Jahren nicht viel zu bestellen. Während der vergangenen beiden Spielzeiten schaffte es keine englische Mannschaft in das Champions League-Finale. Lediglich der FC Chelsea, der 2012 als letzte englische Mannschaft das Finale der Königsklasse gegen die Bayern gewinnen konnte, hält die Fahnen hoch. Wirtschaftlich hingegen wird die Kluft zwischen England und dem Rest der Welt immer größer – einem neuen Milliarden-Deal sei Dank.

von Remo Schatz
2 min.
Sportlich die vergangenen Jahre eher Mittelmaß – wirtschaftlich unschlagbar @Maxppp

Der neue TV-Vermarktungsvertrag der englischen Premier League stößt in bislang ungekannte Sphären vor. Für die kommenden drei Spielzeiten bis 2019 kassiert die englische Topliga aus den nationalen TV-Übertragungen umgerechnet 6,9 Milliarden Euro. Inklusive der Auslandsvermarktung, die vor allem im asiatischen Raum vorangetrieben wird, werden 9,5 Milliarden eingenommen. Ein vor allem im Vergleich zur deutschen Bundesliga irrsinniger Betrag.

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Bundesliga meilenweit abgehängt

Der aktuelle TV-Vermarktungsvertrag der deutschen Elite-Klasse läuft noch bis zum Ende der Saison 2016/17. Ein Gesamtvolumen von 2,51 Milliarde Euro garantiert der Vierjahresvertrag, pro Saison demnach durchschnittlich 628 Millionen Euro. Der neue englische Vertrag spült jährlich rund 3,2 Milliarden Euro in die Klubkassen. „Die Zahlen der Premier League sind im Vergleich zu allen anderen Fußball-Ligen in einer anderen Dimension, aber sie überraschen mich nicht“, so DFL-Chef Christian Seifert gegenüber der ‚Bild‘, „diese Summe ist allein auf die Konkurrenz-Situation auf dem englischen Medienmarkt zurückzuführen.

Im Vergleich auf Klubebene wird der Unterschied zwischen England und Deutschland besonders frappierend. Der deutsche Primus FC Bayern, der in den vergangenen drei Spielzeiten stets zumindest das Halbfinale der Champions League erreichte, kassierte 36,9 Millionen aus dem TV-Pott. Cardiff City, das im vergangenen Jahr als Tabellen-Schlusslicht den Gang in Liga zwei antreten musste, erhielt 74,5 Millionen.

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Auswirkungen auf den Transfermarkt

Ein Vergleich der Transferaktivitäten zwischen Deutschland und England ist nicht ohne weiteres möglich. Da auf der britischen Insel Vorschriften wie die 50+1-Regel Fremdwörter sind, können Öl-Scheichs, russische Oligarchen oder US-amerikanische Milliardäre ganze Klubs kaufen und damit – zumindest in den Grenzen des Financial Fairplay – schalten und walten wie sie wollen.

Aufgrund der neuen TV-Vermarktung und der sich damit immer weiter öffnenden wirtschaftlichen Schere wird es für deutsche Klubs noch schwieriger, im Transferpoker auch gegen die kleineren englischen Klubs zu bestehen. Solche Spieler, die aus der englischen Premier League auf das Festland wechseln, werden deutlich teurer. Der Transfer von André Schürrle zum VfL Wolfsburg, der mit 32 Millionen Euro zu Buche schlägt und für viele Experten trotz der Klasse des Weltmeisters deutlich zu teuer ausfällt, kann durchaus als erster Vorgeschmack betrachtet werden.

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Bundesliga muss sich verändern

Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung werden wohl die Fans zu tragen haben. Vorstellbar ist, dass die Anstoßzeiten der deutsche Eliteklasse an die Wünsche und Vorstellungen der TV-Partner angepasst werden. Auf der anderen Seite muss die nach wie vor sträflich vernachlässigte Auslandsvermarktung vorangetrieben werden. Die Premier League kassiert im Vergleich zur Bundesliga zehnmal so viel aus der internationalen TV-Vermarktung. Eine Diskrepanz, die indiskutabel ist.

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