Premier League

Der K.O. der Premier League – was läuft international schief?

Der FC Liverpool musste bereits in der Gruppenphase die Koffer packen, London verabschiedete sich mit dem FC Arsenal und dem FC Chelsea überraschend schon im Achtelfinale. Und der englische Nordwesten folgte mit Manchester City am gestrigen Mittwochabend. Warum hinkt die Premier League international so weit hinterher? Ein Erklärungsversuch.

von Kevin Niekamp
4 min.
Der K.O. der Premier League – was läuft international schief? @Maxppp

An Dramatik überboten wohl nur die beiden Spiele in Madrid mit deutscher Beteiligung das, was der FC Arsenal und der FC Chelsea in ihren Rückspielen auf den Rasen brachten. Arsenal spielte die AS Monaco über 90 Minuten her, brachte am Ende aber nur zwei Tore auf die Anzeigetafel. Eins zu wenig.

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Auch der FC Chelsea musste sich im Achtelfinale der Champions League mit einem französischen Team messen. Gegen Meister Paris St. Germain spielten die ‚Blues‘ lange in Überzahl und gingen spät in Führung. Noch später fiel jedoch der Ausgleich – Verlängerung. Auch dort schoss Paris ein Tor und besiegelte somit das Ausscheiden des englischen Tabellenführers.

Zu guter Letzt machte sich am gestrigen Mittwochabend Manchester City auf die Mission, im altehrwürdigen Camp Nou zu Barcelona ein enttäuschendes 1:2 aus dem Hinspiel wettzumachen. Wie erwartet gab sich der FC Barcelona aber keine Blöße und gewann nach einem Tor von Ivan Rakitic mit 1:0.

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TV-Milliardenvertrag aber in Europa chancenlos

Wie kommt es also, dass die Liga erst Wochen vor dem Achtelfinal-K.O. einen neuen, nie da gewesenen Milliardendeal abschließt, die Top-Teams aber im europäischen Vergleich hinterherlaufen – und das seit Jahren?

In der letzten Saison waren mit dem FC Chelsea und Manchester United zwei Teams im Viertelfinale, 2013 war kein Insel-Klub vertreten. Diese Liste lässt sich weiter fortsetzen. Die glorreichen Zeiten aus dem Jahr 2008, in denen der FC Liverpool, Chelsea und United im Halbfinale standen und das englisch-englische Finale in Moskau möglich machten, sind vorbei. Der Tiefpunkt aus englischer Sicht war das deutsch-deutsche Finale 2013. Ausgerechnet im legendären Wembley-Stadium.

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61 Spiele, Boxing Day – ohne Pause

Vermarkten können sie ihre Liga, kassieren dafür Milliarden, doch gerade die Top-Klubs zahlen dafür international einen hohen Preis. Inklusive der beiden Pokalwettbewerbe kommt ein möglicher Champions League-Finalist aus England im äußersten Fall auf 61 Pflichtspiele in knapp 40 Wochen.

Gerade um die Feiertage zum Jahresende, wenn es in den anderen europäischen Ligen etwas ruhiger wird, oder wie in der Bundesliga die Kugel komplett ruht, drehen sie auf der Insel richtig auf. Der Boxing Day gehört zu Weihnachten wie Fish zu Chips.

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Einem Spieler wie Mesut Özil oder auch Alexis Sanchez ist diese Belastung, gerade in der ersten Saison in der Premier League, in den Spielen im Februar und März, wo sich der Verlauf einer Saison maßgeblich entscheidet, anzumerken. Die Spieler sind müde, geschlaucht und überspielt.

Taktischer Rückfall

Als Argument wird dagegen gehalten, dass mit dem vielen Geld aus der Vermarktung, der Kader so aufgebaut werden kann, dass Rotation möglich ist. Das eine Mannschaft mit 20 oder mehr Topspielern Utopie ist und in Phasen, in denen alle Spieler einsatzfähig sind, kaum zu kontrollieren ist, wird da allerdings unter den Tisch gekehrt.

Doch auch auf der taktisch-spielerischen Ebene sind andere Vereine in den vergangenen Jahren vorbeigezogen. Die Leistung der ‚Gunners‘ im Hinspiel war eine Offenbarung. Arsène Wenger sprach öffentlich vom „Selbstmord seiner Verteidigung“ – viel besser kann man es nicht ausdrücken. Im Rückspiel zeigte Arsenal eine deutliche Reaktion: Eine konzentrierte Leistung mit einem Plan, der von Minute eins bis 95 durchgezogen wurde. Am Ende hatte jedoch der Pfosten und Monaco-Keeper Danijel Subasic etwas gegen das Weiterkommen der Nordlondoner.

Beim Spiel an der Stamford Bridge standen den Chelsea-Spielern nach der Roten Karte für Zlatan Ibrahimovic die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Paris spielte das, was Chelsea zwei Mal ins Halbfinale gebracht hatte. Defensiv zerstörerisch mit gelegentlichen Konter und Torgefahr bei Standards.

Harter Kampf um die internationalen Plätze

Der Kampf um die Champions League-Plätze und den Meistertitel ist in keinem Land ausgeglichener und letztlich spannender als auf der Insel. In der Bundesliga sind die Bayern das Nonplusultra. Allenfalls dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund sind in den nächsten Jahren realistische Chancen auf die Meisterschaft einzuräumen. In Spanien führt kein Weg am FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid vorbei. Juventus Turin ist in Italien seit Jahren unantastbar. Und der spannende Meisterkampf in Frankreich ist der Tatsache geschuldet, dass sich Paris in dieser Saison selbst das Leben am schwersten macht.

Der englische League Cup wird allein durch die Berechtigung zur Teilnahme an der Europa League immer wichtiger. Über die Liga können sich nur fünf Verein für die internationalen Wettbewerbe qualifizieren. So fällt bei Arsenal, Chelsea, United, City, Liverpool und Tottenham einer sicher raus. Die aufstrebenden Teams aus Southampton, Newcastle und Everton noch nicht mit eingerechnet.

Viertelfinale Europa League und Abstiegssorgen

Was passiert, wenn man den europäischen Wettbewerb in den Vordergrund stellt, ist aktuell beim FC Everton zu beobachten. Die ‚Toffees‘ sind in der Europa League noch dabei und haben nach dem Hinspielsieg gegen Dynamo Kiew gute Chancen auf das Weiterkommen. Wenn die Liverpooler aber auch im kommenden Jahr international spielen wollen, müssen sie zwangsläufig das Finale in Warschau gewinnen. In der Liga liegt Everton sechs Punkte vor den Abstiegsrängen auf Platz 14.

So wird es auch in den kommenden Jahren ein englischer Drahtseilakt, die richtige Mischung zu finden aus notwendiger Rotation und Konzentration auf die Liga sowie Königsklasse. Nur mit Geld allein, das unzweifelhaft im Mutterland des Fußballs dank TV-Milliarden und herausragender Asienvermarktung im Überfluss vorhanden ist, ist dem Problem nicht beizukommen.

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