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Transferzeugnis: Die Noten für Borussia Dortmund

Michael Zorc musste dem Kader von Borussia Dortmund vor Saisonbeginn gezwungenermaßen ein neues Gesicht geben. Der findige Manager setzte auf eine Mischung aus Talenten und erfahrenen Nationalspielern. Insgesamt investierten die Schwarz-Gelben 110 Millionen Euro in neues Personal. FT stellt das zwischenzeitliche Transferzeugnis aus.

von Matthias Rudolph - Lukas Stellmach
5 min.
Neu beim BVB: Guerreiro, Dembélé & Götze @Maxppp

Volltreffer

Raphaël Guerreiro (FC Lorient/ 12 Mio.): Als Europameister startete Guerreiro in die Vorbereitung beim BVB. Ursprünglich als Linksverteidiger verpflichtet, beorderte ThomasTuchel ihn zur Überraschung vieler häufig ins zentrale Mittelfeld. Dort überzeugte Guerreiro mit Spielwitz, guter Technik, feinem Passspiel (fünf Vorlagen) und seiner Abschlussstärke, die sich in drei Treffern in neun Einsätzen widerspiegelt. Egal welche Rolle ihm in Zukunft zugewiesen wird, die Scoutingabteilung hat nach Aubameyang und zuletzt Dembélé mit Guerreiro erneut einen Spieler aus Frankreich aufgetan, der das Potenzial für eine ganz große Karriere hat.

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Ousmane Dembélé (Stade Rennes/ 15 Mio.): Innerhalb kürzester Zeit trickste sich der französische Nationalspieler mit seinen unwiderstehlichen Tempodribblings in die Herzen der Dortmunder Fans. Seine enorme Antrittsschnelligkeit und sein Mut zum offensiven Eins-gegen-Eins lassen die gegnerischen Außenverteidiger zum Teil schwindelig werden. Lediglich die Effizienz ist beim Flügelspieler mit mauretanischen Wurzeln ausbaufähig. Trotzdem ist Sportdirektor Michael Zorc mit der Verpflichtung von Dembélé ein echter Coup gelungen.

Marc Bartra (FC Barcelona/ 8 Mio.): Das schwere Erbe von Mats Hummels trat der Katalane im Sommer an. Ohne viel Spielpraxis, aber dafür mit dem Gütesiegel von La Masia – der berühmten Jugendakademie des FC Barcelona – ausgestattet, stellte sich der 25-Jährige dieser Aufgabe. Bisher meistert Bartra dieses Vorhaben mit Bravour und ist unumstrittener Stammspieler. Eine Adduktorenverletzung zwang ihn zuletzt zu einer Pause, die ihm laut Trainer Tuchel etwas den Rhythmus raubte und für den Schnitzer im Auswärtsspiel bei Sporting Lissabon verantwortlich war. Trotzdem zeigt sich Bartra in guter Form und hat das Können, auch langfristig den Hummels‘ Abgang vergessen zu machen.

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Verstärkung

André Schürrle (VfL Wolfsburg/ 30 Mio.): Der Transfer von Schürrle sorgte im Dortmunder Fanlager nicht nur für Euphorie. Doch ungeachtet der Skepsis, die ihm bei seinem Antritt in Schwarz-Gelb entgegenschlug, zeigte der Nationalspieler gute Leistungen zu Beginn der Saison. So steuerte der 25-Jährige zum Beispiel den wichtigen 2:2-Ausgleichstreffer im Champions League Gruppenspiel gegen Real Madrid bei. In der Bundesliga stehen vier Vorlagen auf seinem Statistikbogen. Unter seinem Ziehvater Tuchel hofft der weit gereiste Schürrle (vier Wechsel in den letzten fünf Jahren), endlich bei einem Verein dauerhaft seine Leistung abzurufen. In seinen bisherigen Auftritten deutete er sowohl den Willen als auch das Potenzial an, mit Tuchel und beim BVB den nächsten Entwicklungsschritt zu machen.

Emre Mor (FC Nordsjaelland/ 7 Mio.): Der 1,69m kleine Linksfuß sorgte bei seinen Kurzauftritten für die türkische Nationalmannschaft bei der EM in Frankreich für Aufsehen. Zuvor hatten sich die Dortmunder schon die Dienste des technisch extrem gewandten Offensivspielers gesichert. Der in Dänemark geborene 19-Jährige gilt als eines der größten Talente Europas und erinnert viele mit seinem Spielstil an einen gewissen Lionel Messi. Bis zum Niveau von La Pulga ist es aber zweifellos noch ein weiter Weg, allerdings zeigt sich das Dortmunder Umfeld sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung von Mor. Die ersten Etappenziele Bundesliga und Champions League hat die Nummer 9 des BVB gemeistert.

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Mitläufer

Mario Götze (FC Bayern/ 22 Mio.): Die Rolle rückwärts von Götze mit dem Wechsel aus München zurück in die fußballerische Heimat Ruhrgebiet sorgte für viel Diskussionsstoff. Teile der Fans waren – gelinde gesagt – nicht begeistert. Die Verantwortlichen in Dortmund sprachen sich gebetsmühlenartig für Geduld und offene Arme im Umgang mit dem Weltmeistermacher aus. Nach wenig Freude und Spielpraxis in der Vergangenheit scheint Götze auf dem Weg zu alter Stärke. Er wirkt fitter und dynamischer und entwickelt langsam wieder die Spielfreude, die ihn zu einem der begehrtesten Talente der Welt machte. Bis er allerdings sein Potenzial und seine Leistungen im schwarz-gelben Dress in Einklang bringt, wird er noch Zeit und vor allem Einsatzminuten benötigen.

Sebastian Rode (FC Bayern/ 12 Mio.): In der Vorbereitung punktete Rode als zentrale Figur im Dortmunder Mittelfeld. Früh gab er Kommandos und zeigte sich als Cheforganisator in den Vorbereitungsspielen in Asien. Doch Rode hat seinen Status eingebüßt und sammelte ab dem dritten Spieltag nach der vorangegangenen Niederlage bei RB Leipzig weniger Einsatzminuten. Insgesamt hat der Balleroberer dem Spiel des Revierklubs nicht nachweislich seinen Stempel aufdrücken können. Trotzdem ein nachvollziehbarer Transfer, da der BVB in Zukunft auf die Stärken von Rode, je nach eigener und gegnerischer Ausrichtung, angewiesen sein wird.

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Mikel Merino (CA Osasuna/3,75 Mio.): In den Aufstiegsplayoffs der spanischen La Liga schoss Merino seinen Verein fast im Alleingang in das Finale um den Einzug in Spaniens Eliteklasse. Drei Treffer sowie eine Vorlage steuerte er im Halbfinale bei und legte damit den Grundstein für den Aufstieg. Dementsprechend selbstbewusst und euphorisch reiste er nach Deutschland. Bislang verlief der Karriereschritt Dortmund allerdings eher enttäuschend. Zumindest wenn man die reine Einsatzzeit als Bewertungskriterium heranzieht. Der 20-jährige wurde allerdings bewusst als Perspektivspieler verpflichtet und gilt weiterhin als großes Talent. Deshalb gibt man dem Spieler viel Zeit, um sich an die deutlich höhere Qualität des Kaders und der Liga zu gewöhnen. Gegen Hertha BSC feierte Merino immerhin sein Startelf- und Bundesligadebüt und überzeugte. Ein Schritt, auf den in Zukunft weitere folgen sollen.

Enttäuschung

Fehlanzeige

Fazit

Nach dem Verlust von Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan und Mats Hummels sah sich die Borussia der Mammutaufgabe ausgesetzt, gleich drei Leistungsträger ersetzen zu müssen. Schon früh wurde deutlich, dass die Säulen des Dortmunder Spiels auf ihrem Niveau nicht adäquat eins zu eins zu ersetzen sind. Deshalb wählte der BVB den Weg mit vielen jungen, hungrigen Spielern die enormes Entwicklunspotenzial besitzen. Zudem haben Götze, Schürrle und Rode in ihren Vereinen vor dem Wechsel nach Dortmund nicht das Leistungniveau abgerufen, das ihnen zuzutrauen ist. Bisher kann man Michael Zorc und seine Scoutingabteilung nur beglückwünschen. Der Umbruch scheint erfolgreich eingeleitet, der Kader ist in der Breite deutlich besser aufgestellt und mit vielversprechenden Talenten gespickt. Trainer Tuchel hat es zudem geschafft, eine homogene Einheit zu formen und hat bis zur aktuellen Verletzungsseuche erfolgreich rotiert. Die Dortmunder werden mit diesem Kader weiter wachsen und die eingeschlagene Entwicklung fortführen. FT vergibt die Gesamtnote 1,5.

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