Im Moment geht es bei der TSG 1899 Hoffenheim turbulenter zu, als es ihrem scheidenden Trainer Julian Nagelsmann lieb sein dürfte. Das Hauptproblem im Kraichgau: Die gestiegene Erwartungshaltung.
„FC Hollywood“ lautet jene Floskel, mit der der FC Bayern München in turbulenten Zeiten beschrieben wird. Eine „TSG Hollywood“ hat sich bislang noch nicht etabliert, beschreibt aber schon ganz gut das, was sich gerade bei der eigentlich nicht für allzu viel Trubel bekannten TSG Hoffenheim zuträgt. Es kracht im Kraichgau – dabei wollten doch alle zum Abschied von Trainer Julian Nagelsmann noch einmal eine starke Rückrunde raushauen.
Mit dem 4:2-Auswärtserfolg gegen den SC Freiburg schien nach zuvor sieben sieglosen Pflichtspielen in Folge die erlösende Trendwende einzukehren – Pustekuchen. Das magere 1:1 zuhause gegen Fortuna Düsseldorf bedeutete einen neuerlichen Dämpfer, der für ziemlich viel Frust zwischen Rhein und Neckar sorgt.
Stress durch Amiri und Kramaric
Schon während der Partie machte Nadiem Amiri seinem Ärger Luft, als er unmittelbar nach seiner Auswechslung das Trikot wegschleuderte. Sein Kommentar: „Mir wurde die Chance genommen, das Spiel zu entscheiden.“ Nagelsmanns trockene Antwort: „Da hat er ja recht. Wenn er ausgewechselt wird, hat er keine Chance mehr.“
Das größte Problem: Die TSG schafft es derzeit nicht, Führungen ins Ziel zu bringen. Gegen die Fortuna gelang das nicht, „wie schon 150 Mal zuvor“, ätzte ein nicht minder angefressener Andrej Kramaric, der gerne auch im nächsten Jahr Champions League spielen würde. „Jetzt wird es sehr schwer, das noch zu schaffen. Es herrscht nicht die beste Atmosphäre“, so der Kroate.
Kramarics Worte lassen die gestiegenen Ansprüche der TSG erkennen. Klar, der Verein hat Blut geleckt, will zurück in die Königsklasse und es bei der nächsten Teilnahme besser machen. In der Hinrunde verpasste man durch mehrere ärgerliche Resultate und unnötige Fehler ein internationales Überwintern.
Fans contra Nagelsmann
Auch in Fan-Kreisen bildet sich diese Erwartungshaltung ab. Dort wird mittlerweile sogar vermehrt mit einem kurzfristigen Trainerwechsel geliebäugelt. Zur Erinnerung: Die TSG liegt nicht etwa auf Platz 15, sondern auf Platz acht – zwei Punkte von der Europa League-Qualifikation entfernt. Das reicht offenbar schon für den vielfach geäußerten Vorwurf, Nagelsmann erreiche die Mannschaft nicht mehr.
So ist es im Moment eine holprige Abschiedstour, auf die sich der ab Sommer bei RB Leipzig unter Vertrag stehende Trainer-Jungstar befindet. Ganz unbeteiligt ist er daran nicht. „Ich habe nicht gesagt, dass wir Meister werden, aber wir wollen es probieren“, sagte Nagelsmann zu Saisonbeginn. Aussagen wie diese lassen Platz acht in der Tat nicht mehr so schön aussehen. Irgendwie ist die „TSG Hollywood“ also auch sein Werk.
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