Frederic Ananou im FT-Interview: „Hatte den Traum, für Chelsea zu spielen“

Frederic Ananou wechselte im vergangenen Sommer nach zehn Jahren in der Jugend des 1. FC Köln in die Eredivisie zu Roda JC Kerkrade. Im Profigeschäft fasste er schnell Fuß und ist fester Bestandteil der deutschen U20-Nationalmannschaft. Im Interview mit FT spricht der 19-Jährige über seinen Wechsel, die Eredivisie, die Nationalelf sowie seine Pläne und Träume für die Zukunft.

von Lukas Stellmach
9 min.
Frederic Ananou stand uns Rede und Antwort @Maxppp

Herr Ananou, seit dem Sommer laufen Sie für Roda JC Kerkrade auf, nachdem ihr Vertrag in Köln ausgelaufen ist. Was hat Sie zu dem Schritt in die niederländische Eredivisie bewogen?

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Frederic Ananou: Es war schon relativ früh klar, dass ich den 1. FC Köln verlassen werde.Ich habe mir gewünscht, dort eine Chance bei den Profis zu bekommen, die mir der Verein aber leider nicht gegeben hat. Ich bin deswegen aber überhaupt nicht böse und die Meinung des Vereins habe ich akzeptiert. Dann gab es verschiedene Optionen. Ich bin mit meinem Berater in die Niederlande gefahren, habe mir das Ganze in Kerkrade angeschaut. Das hat mich dann direkt überzeugt. Für mich war es eine völlig andere Welt, auch weil das Stadion viel größer war als die, die ich noch aus der Jugend kenne.

Haben Sie sich zu dem Zeitpunkt schon mit der niederländischen Liga befasst und sie als guten Ort für einen jungen Spieler wahrgenommen, um sich weiterzuentwickeln?

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Ehrlich gesagt habe ich mich damals nie mit der niederländischen Liga beschäftigt. Ich kannte natürlich die großen Vereine wie Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven oder Feyenoord Rotterdam. Roda kannte ich aber erstmal nur vom Namen her. Dort habe ich jedoch angefangen, mit vielen Leuten zu reden, die sich dort auskennen. Alle haben mir bestätigt, dass die Eredivisie ein guter Schritt für einen jungen Spieler sein kann.

Zuvor haben Sie für zehn Jahre das Trikot des 1. FC Köln getragen und mit Sicherheit vom Durchbruch beim Effzeh geträumt. Wie schwer ist Ihnen der Abschied von ihrem Jugendklub gefallen?

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Mir ist es damals nicht wirklich schwer gefallen, weil ich alles dafür getan habe, um dort Profi zu werden. Wenn der Verein dann andere Pläne hat, muss man das akzeptieren. Für mich stand aber im Mittelpunkt, dass ich irgendwo im Profifußball Fuß fasse. Roda hat mir dann letztendlich die Möglichkeit gegeben. Es ist natürlich schon irgendwie schwierig, wenn man zehn Jahre dasselbe Trikot getragen hat, dasselbe Umfeld hatte, dieselben Mitspieler und Trainer. Aber letztendlich steht das große Ziel im Vordergrund und deshalb war der Wechsel nötig.

Wie lief ihr Sommerwechsel letztendlich ab? War frühzeitig klar, dass Sie den Schritt nach Kerkrade machen oder gab es auch andere Profi-Anfragen zum Beispiel aus Deutschland?

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Ich wusste wie gesagt relativ früh, dass ich den Verein verlassen werde und es gab noch andere Optionen in Deutschland, die aber allesamt den Weg über die zweite Mannschaft bedeutet hätten. Obwohl das Finanzielle für mich im Moment nicht die große Rolle spielt, muss ich schon sagen, dass das Gesamtpaket von Roda einfach am attraktivsten für mich war. Sie haben mir eine Situation geschaffen, in der ich mir keine Sorgen außerhalb des Platzes machen muss und mich absolut auf die Arbeit auf dem Spielfeld konzentrieren kann. Außerdem haben sie mir das Gefühl gegeben, dass sie mich unbedingt haben wollen.

Von außen betrachtet war es ein mutiger Schritt zu Roda zu gehen. Die bisherige Zeit in Kerkrade scheint Ihnen absolut recht zu geben, können Sie das bestätigen?

Ja, absolut. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich selbst nicht gedacht, dass ich direkt im ersten Jahr so früh schon Spiele von Beginn an machen darf. Das war schon überraschend, aber ich habe in der Vorbereitung richtig Gas gegeben und das Maximum heraus geholt, um dem Trainer zu zeigen, dass ich da bin, wenn er mich braucht. Anscheinend habe ich mich dann in den Testspielen ganz gut angestellt und durchgesetzt – und das trotz meiner Größe (1,82 Meter, Anm. d. Red.) in der Innenverteidigung.

Sie haben sich schnell in Kerkrade eingefunden. Wie war es für Sie, als sie gleich am ersten Spieltag in der Startelf standen?

Das Gefühl als wir ins Stadion eingelaufen sind vor etwa 15.000 Zuschauern war einfach überragend. Ich erinnere mich noch gerne an diesen Tag zurück und weiß noch, was in diesem Moment in meinem Körper abging. Natürlich war ich etwas aufgeregt, aber durch die ersten zwei bis drei gelungenen Aktionen konnte ich das Drumherum dann etwas ausblenden und mich auf das Geschehen auf dem Platz fokussieren.

Der Kader von Kerkrade ist der älteste der Eredivisie. Wie läuft der Austausch mit den anderen Spielern? Bekommen Sie von den Routiniers Hilfe auf und neben dem Platz?

Neben dem Platz versuche ich viel alleine zu machen, da das für mich auch zum Erwachsenwerden dazu gehört. Da versuche ich zum Beispiel selbstbestimmt mal eine Zusatzeinheit zu absolvieren. Auf dem Platz gibt es natürlich Spieler, an denen ich mich orientiere. Das ist vor allem mein Partner in der Innenverteidigung, der manche Situationen einfach anders löst als ich und vielleicht noch mehr Ruhe am Ball hat aufgrund der langjährigen Erfahrung.

Welche Unterschiede haben Sie zwischen der U19 Bundesliga und der Eredivisie ausgemacht und wie äußern sich diese in der täglichen Arbeit auf dem Platz? Erkennen Sie nennenswerte Unterschiede in der Trainingsarbeit?

In Köln habe ich in den zehn Jahren eine sehr gute fußballerische Ausbildung erhalten. Da sind viele Dinge dabei, die ich heute in der Eredivisie anwenden kann. Vor allem im letzten Jahr in der U19 bei Köln unter Boris Schommers habe ich viel mitgenommen. Unser Training in Kerkrade empfinde ich als sehr intensiv. Das liegt aber sicher auch am Trainer. Deshalb kann ich da nicht den endgültigen Vergleich zwischen Holland und Deutschland ziehen.

Wie haben Sie das Spiel bei Ajax Amsterdam am zweiten Spieltag in Erinnerung? Immerhin zählt der Verein zu den traditionsreichsten Klubs Europas.

Das Spiel war ein Highlight. Ich durfte 90 Minuten auf dem Platz stehen, bin allerdings leider in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Trotzdem war es ein geiles Gefühl. Auch wenn die Stimmung nicht vergleichbar ist mit der in den deutschen Stadien, bin ich total froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Sie sind ein flexibel einsetzbarer Spieler, können sowohl auf der rechten, defensiven Außenbahn als auch in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen. Wo sehen sie sich stärker und warum?

Ich spiele lieber im Zentrum, da man dort viel mehr von sich zeigen kann und mehr Spielkontrolle hat. Die Rechtsverteidigerposition ist für mich aber auch kein Problem. Ich wurde dort genauso ausgebildet und weiß, wie die Abläufe dort sind. Für mich ist nur wichtig, dass ich auf dem Platz stehe und mich zeigen kann. Meine Schnelligkeit kann ich zudem auf beiden Positionen gut einbringen.

Nach einem persönlich guten Start haben Sie sich einen Leistenbruch zugezogen und sind über drei Monate ausgefallen. Wie enttäuschend war die Verletzung für Sie und wie schön war wiederum ihr Comeback am vergangenen Wochenende?

Ich war total enttäuscht. Ich stand regelmäßig auf dem Platz und dann das. Viele Leute in meinem Umfeld haben mich aber relativ schnell aus der Enttäuschung gehoben. Auch der Klub hat sich in der Phase absolut vorbildlich um mich gekümmert. Ich wurde von allen oft gefragt, wie es mir geht und auch von den Fans gab es sehr viel positive Unterstützung. Für die Psyche war das allerdings trotz der Unterstützung nicht leicht.

Auch ihre Nationalmannschaftskarriere treiben Sie fleißig voran. Im März des vergangenen Jahres wurden sie das erste Mal für die U19 des DFB eingeladen. Können Sie ihre Gedanken und Gefühle, im Moment als Sie von der Nominierung erfahren haben, beschreiben?

Zu dem Zeitpunkt des Anrufs war ich gerade zu Hause. Der Trainer (Guido Streichsbier, Anm. d. Red.) hat mir dann gesagt, dass er mich gerne für die zwei Länderspiele dabei hätte. Ich bin dann wortwörtlich aufgesprungen vor Freude. Die Nationalelf ist schon immer ein absoluter Traum von mir gewesen. Ich habe in beiden Spielen gegen Südkorea jeweils 45 Minuten spielen dürfen. Es war einfach ein unglaublich schönes Erlebnis.

Im September folgte dann die erneute Einladung zur Nationalmannschaft. Dieses mal war es die U20, die Guido Streichsbier nach der EM übernommen hat. Wie hat man rund um die U-Teams ihren Wechsel in die Eredivisie aufgenommen?

Bei der Nominierung war ich der einzige Spieler, der im Ausland spielt. Deshalb gab es von Seiten der Mitspieler auch viele Fragen zu meinem Wechsel, dem Niveau in Holland und ob ich einen Transfer in die Eredivisie empfehlen kann. Für mich ist es eine sehr gute Option, wenn man Profierfahrung und Spielzeit in jungem Alter sammeln möchte. Das habe ich den Jungs auch so berichtet, worüber viele positiv überrascht waren. Der Trainer hat mir gesagt, dass er das Ganze mitverfolgt und mich durchweg auf dem Radar hat. Wir stehen auch recht regelmäßig in Kontakt.

Ihre Eltern stammen aus Togo. Haben Sie den Afrika Cup verfolgt und gab es auch Kontakt zum togolesischen Verband?

Der togolesische Nationaltrainer war bereits in Kerkrade im Stadion und hat mich auch für den Afrika Cup nominiert. Ich habe mich letztendlich dagegen entschieden, auch weil ich noch etwas mit meiner Verletzung zu kämpfen hatte. Insgesamt sehe ich mich aber als Deutscher und habe mich für Deutschland entschieden.

Haben Sie einen klar vorgegebenen Karriereplan, der die nächsten Schritte bereits vorsieht? Welche Länder und Ligen reizen Sie besonders?

Die Bundesliga ist sehr reizvoll für mich. Irgendwann in einem der 18 besten deutschen Vereine in der höchsten Spielklasse aufzulaufen und sich zu etablieren – das ist ein absoluter Traum für mich. Trotzdem glaube ich, dass das noch sehr, sehr weit weg sein kann, auch aufgrund meines Alters. Deshalb muss ich mich der Floskel „ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt“ bedienen, weil man sich nur über Leistungen empfehlen kann.

Rein hypothetisch: Sie rücken durch die Einsatzzeiten bei Roda und in der Nationalmannschaft naturgemäß früher oder später in den Fokus anderer Vereine. Sollte sich im Sommer jemand melden, ihre Basis bleibt Roda?

Mir ist es vor allem sehr wichtig, dass ich das Vertrauen spüre und spielen darf. Es bringt keinem jungen Spieler etwas, wenn er bei einem großen Klub auf der Bank sitzt. Es gibt für mich momentan keinen Grund, etwas zu verändern.

Haben Sie einen absoluten Traumverein? Der 1. FC Köln geht seinen Weg, Spieler mit Kölner Vergangenheit zurückzuholen konsequent weiter. Wäre das auch für Sie vorstellbar?

Es gibt viele Vereine, die mich beeindrucken und die ich mir in Zukunft vorstellen könnte. Da ist Köln, von meiner Seite aus, auch überhaupt nicht ausgeschlossen. Aber auch Klubs wie Borussia Dortmund oder Schalke 04, faszinieren mich aufgrund ihrer Tradition. Generell möchte ich da überhaupt nichts ausschließen. Als Kind hatte ich allerdings immer den Traum, für den FC Chelsea zu spielen.

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