Aue-Coach Tedesco: Im Eiltempo von der Kreisliga in den Profifußball

In der Saison 2010/11 stand Domenico Tedesco noch bei seinem Jugendverein in der Kreisliga B an der Seitenlinie. Seit zwei Monaten coacht der erst 31-Jährige den FC Erzgebirge Aue – und das mit bemerkenswertem Erfolg. FT wirft einen Blick auf den ungewöhnlichen Weg des Shootingstars am Trainerhimmel.

von Matthias Rudolph
3 min.
Brachte den Erfolg nach Aue: Domenico Tedesco @Maxppp

Veilchen bringen Glück, sagt man. Im Fall von Erzgebirge Aue waren es aber eher die Veilchen selbst, die nach der Trennung von Pavel Dotchev einen neuen Trainer brauchten, der das Glück – oder besser gesagt den Erfolg – zurückbringt. In Domenico Tedesco hat der Zweitligist diesen zweifellos gefunden. 17 Zähler aus acht Spielen sprechen eine eindeutige Sprache. Der 31-Jährige hat den Punkteschnitt damit von 0,8 auf 2,13 verbessert. Mit Glück alleine lässt sich dies freilich nicht mehr erklären. Es steckt mehr dahinter. FT begibt sich auf Spurensuche.

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Als Spieler selbst kam Tedesco bei seinem Heimatverein ASV Aichwald nicht über die Kreisliga A hinaus. Sein damaliger Coach Zoran Pavic beschreibt den Offensivspieler als „extrem ehrgeizig. Als wir ihn einmal in einem wichtigen Spiel ausgewechselt haben, ist er schimpfend in die Kabine marschiert und hat sich erst Stunden später wieder blicken lassen“. Der unbedingte Wille zum Sieg war also schon früh ausgeprägt. Ob ihm das heute auch als Trainer hilft? Kann er sich besser in sensible Spieler hineinversetzen?

Tedescos Antwort spricht für ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen: „Es ist ein enorm wichtiger Punkt, mit den Spielern zu sprechen. Man trifft jeden Tag viele Entscheidungen und muss diese auch kommunizieren. Wenn ich einen unserer Innenverteidiger im Trainingsspiel zum Beispiel auf eine andere Position stellen muss und ich begründe das nicht, dann kann es sein, dass er negative Gedanken entwickelt. Man muss sicherlich nicht immer alles erklären, aber Kommunikation ist sehr wichtig.“

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Und Tedesco trifft den richtigen Ton. Das zeigen seine Erfolge in Stuttgart, Hoffenheim und jetzt in Aue. Aichwalds Sportdirektor Manuel Oetinger erinnert sich: „Er hat mit jedem einzelnen sehr viel gesprochen, hat die Mannschaft neu motiviert und aus jedem Spieler mehr herausgekitzelt – im Training wie im Spiel. Er hat eine richtige Begeisterung ausgelöst und die Ergebnisse wurden besser. Die Spieler schwärmen heute noch von ihm.“

Startschuss in der U9

Die Laufbahn als Trainer startete Tedesco ebenfalls in Aichwald. Nach einem Jahr bei den Bambinis seines Jugendvereins bewirbt sich der gebürtige Italiener dann beim VfB Stuttgart. „Der VfB hat damals einen Co-Trainer für die U9 gesucht“, erzählt Tedesco, der sich vor allem mal „die Arbeit in einem Nachwuchsleistungszentrum ansehen“ wollte. Aus einer Saison wurden mehrere und nach fünf Jahren winkte der Job als Co-Trainer von Thomas Schneider bei der U17. Der Ex-Profi wurde wenig später zur Bundesliga-Mannschaft befördert und Tedesco übernahm als Cheftrainer. Eine glückliche Fügung.

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Wesentlich erfolgreicher als sein einstiger Chef in der Bundesliga war Tedesco bei den B-Junioren. Auf Anhieb erreichte er das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Und obwohl der heutige VfB-Coach Hannes Wolf mit Borussia Dortmund den Titel holte, hatte sich Tedesco als Trainertalent einen Namen gemacht. Sein Wechsel zur TSG Hoffenheim war am Tag des Endspiels schon lange in trockenen Tüchern. Der VfB hatte sich zu spät um eine Vertragsverlängerung bemüht.

Es folgte eine Saison bei der U16 der Sinsheimer, wobei Tedesco häufig beim Lehrgang für Fußball-Lehrer in Köln weilte – gemeinsam mit Julian Nagelsmann. Das Trainer-Wunderkind aus dem Hoffenheimer Stall ließ der Deutsch-Italiener bei der Notenvergabe dann aber hinter sich. Nur einmal gab es die 1,0 und die sicherte sich Tedesco. Die folgende Saison als Nagelsmann-Nachfolger bei der U19 brachte der mittlerweile 31-Jährige dann nicht mehr zuende. Stattdessen folgte Tedesco dem Ruf des FC Erzgebirge Aue. Denn Veilchen bringen schließlich Glück.

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Am morgigen Freitag folgt auf FT ein Interview mit Domenico Tedesco. Darin spricht er über den Traumstart bei Erzgebirge Aue, die Rückkehr zu seinem Heimatverein VfB Stuttgart und seine Zeit als Trainer in der Kreisliga.

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