Bundesliga

Transferzeugnis: Frankfurts Rekordausgaben – ein Risiko, das sich lohnt

Insgesamt zwölf Neuzugänge verpflichtete Eintracht Frankfurt in diesem Sommer. Es wurden 18,3 Millionen Euro investiert - soviel wie noch nie. FT bewertet die Transferaktivitäten der Diva am Main.

von Steffen Röck
5 min.
Fredi Bobic bedient sich erneut in Spanien @Maxppp

Volltreffer

Sébastien Haller (FC Utrecht/ 7 Mio.): Der Franzose spielte sich mit viel Engagement und einer herausragenden Bilanz schnell in die Herzen der Eintracht-Fans. Der baumlange Mittelstürmer war der Königstransfer der Frankfurter und sammelte schon elf Scorerpunkte in elf Pflichtspielen. Nicht allein sein Seitfallzieher im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart macht am Main Hoffnungen auf mehr. Er ist als Stoßstürmer unter Trainer Niko Kovac gesetzt.

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Verstärkung

Kevin-Prince Boateng (UD Las Palmas/ ablösefrei): Mit Boateng hat die Eintracht in letzter Minute noch einen wichtigen Baustein für die Startelf verpflichten können. Der routinierte zentrale Mittelfeldspieler zieht die Fäden in der Offensive von Kovacs Team. Der Star der Mannschaft traf bisher lediglich einmal, aber seit seiner Ankunft in Frankfurt kann man einen neuen Geist spüren. Der einst schillernde Star hat sich zu einem stillen Antreiber und Organisator gewandelt.

Ante Rebic (AC Florenz/ Leihe): Ihn wollte die Eintracht unbedingt weiter verpflichten. Nachdem der Kroate schon in der Vorsaison ausgeliehen war, setzte Manager Bruno Hübner alle Hebel in Bewegung. Er konnte den Stürmer schließlich mit Kaufoption leihen. Noch wichtiger aber scheint, dass Rebic endlich das Tor trifft. Spät zur Eintracht gekommen stehen nach sieben Einsätzen schon vier Tore zu Buche. Mehr als in der gesamten letzten Saison. Als Halbstürmer initiiert er viele Angriffe und ist ein wichtiger Pressingspieler von Trainer Kovac.

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Jetro Willems (PSV Eindhoven/ 5 Mio.): Als Ersatz für Bastian Ozcipka geholt entpuppte sich Willems schnell als Soforthilfe für die linke Abwehrseite. Mit viel Offensivdrang ausgestattet stand der Neuzugang aus Eindhoven schon achtmal in der Startelf der Eintracht. Der 22-fache Nationalspieler der Niederlande zeigt zudem seine Stärken im Passspiel. Das Trainerteam und auch der Niederländer selbst sehen allerdings noch leichte Anpassungsprobleme in der Rückwärtsbewegung.

Mitläufer

Jonathan de Guzman (SSC Neapel/ ablösefrei): Mit dem ablösefreien Transfer des ehemaligen Nationalspielers ging die Eintracht kaum ein Risiko ein. Der erfahrene Mittelfeldmann zeigte schon bei seinen vorherigen Stationen FC Villarreal, Swansea City und dem SSC Neapel sein Können. Von Beginn an wirkte er mit seiner Erfahrung und seinen technischen Fähigkeiten auf das Team ein. Inzwischen übernimmt er sogar schon einige Standards der SGE. Zwar sprangen erst zwei Assists dabei heraus, aber wenn er eingesetzt wird, strukturiert er das Spiel besonnen. Allerdings lässt sein konditioneller Zustand noch zu wünschen übrig.

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Simon Falette (FC Metz/ 2,7 Mio.): Den meisten Eintracht-Fans dürfte der Franzose Falette vor der Saison nicht viel gesagt haben, doch der Linksfuß hat sich schnell in der Mainmetropole etabliert. An den ersten sieben Spieltagen stand Falette jeweils in der Startelf und wusste zu überzeugen. Die Rote Karte gegen Stuttgart wird Niko Kovac wahrscheinlich sauer aufgestoßen haben. Es bleibt abzuwarten, ob der Defensivspezialist nach Ablauf der Sperre wieder von Beginn an ran darf.

Carlos Salcedo (Deportivo Guadalajara/ Leihe): Niko Kovac hielt von Beginn an große Stücke auf den kantigen Verteidiger. Als rechter Innenverteidiger eingeplant verletzte sich der 24-Jährige während des Confed Cups in Russland. In der Vorbereitung fehlte er fast komplett. Den Rückstand hat er inzwischen aufgearbeitet und zeigte in seinen fünf Einsätzen gute Ansätze. Mehr als eine Rolle als Rotationsspieler sprang jedoch noch nicht heraus.

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Gelson Fernandes (Stade Rennes/ 0,35 Mio.): Der 31-jährige Schweizer wechselte von Stade Rennes zurück in die Bundesliga. Grade zu Saisonbeginn übernahm er die Aufgaben des verletzten Makoto Hasebe in der defensiven Schaltzentrale. Zwar spielte er dort nicht überdurchschnittlich gut, aber erfüllte seine Aufgaben. Seit drei Spieltagen mit einem Muskelfaserriss außer Gefecht wird es der Mittelfeldspieler schwer haben, wieder an Hasebe und Boateng vorbeizukommen.

Jan Zimmermann (1860 München/ ablösefrei): Als Backup für Stammtorwart Lukas Hradecky geholt ist der Platz des ehemaligen Frankfurter Jugendspielers auf der Bank. Geht es nach den Eintracht-Verantwortlichen bleibt er auch dort.

Enttäuschung

Luka Jovic (Benfica Lissabon/ Leihe): Die Frankfurter gingen wenig Risiko mit der Leihe des Angreifers. Zwar brachte er bei seinen vier Einsätzen jeweils frischen Wind. Allerdings verschaffte sein Trainer ihm lediglich unter der Woche im Pokal einen Startelfeinsatz. Seit Ante Rebic vom AC Florenz losgeeist werden konnte, stehen die Chancen des 19-Jährigen auf Spielzeit noch schlechter. Ein Treffer und eine Vorlage konnte der Serbe bisher immerhin beisteuern.

Daichi Kamada (Sagan Tosu/ 1,6 Mio.): Der Japaner stand am ersten Spieltag gegen den SC Freiburg in der Startformation von Trainer Kovac. Seitdem kam nicht mehr viel. Als Halbstürmer ist er nur dann gefragt, wenn die anderen Spieler Schonung benötigen. So spielte er am sechsten Spieltag noch einmal von Beginn an gegen RB Leipzig. Auch da war seine Durchschlagskraft mäßig. Dem 21-Jährigen merkt man an, dass der großen Sprung aus der japanischen J1 League in die Bundesliga ein großer ist.

Ohne Bewertung

Danny da Costa (Bayer Leverkusen/ 1 Mio.): Die Vorbereitung von Danny Da Costa war ansprechend. Er sollte der Ersatz für den Dauerbrenner Timothy Chandler sein. Doch nach zwei Kurzeinsätzen zu Saisonbeginn holte den 24-Jährigen das Verletzungspech ein. Ein Sehnenanriss zwingt ihn seitdem zum Zuschauen. Eine Bewertung ist bei dem Außenverteidiger daher nicht möglich.

Fazit

Unter der Ägide von Sport-Vorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner entwickelt sich die Eintracht zum Spezialisten für ungewöhnlich aktive Transferphasen. Die 18,3 Million Euro in diesem Sommer wurden sehr besonnen eingesetzt. Das Risiko bestand, mit zu hohem Einsatz zu pokern. Allerdings beweisen Haller, Boateng, Rebic und Co., dass mit Weitblick eingekauft wurde. Dass nicht jeder Transfer gesessen hat, liegt teilweise an akuten Verletzungen oder einkalkulierten Rückschlägen in der Anpassungszeit. FT verteilt die Gesamtnote 2.

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