Interview mit Lucas Barrios: "Ich kann mir vorstellen, für immer beim BVB zu bleiben"
Lucas Barrios ist einer der Stars der Bundesliga. Die sensationelle Saison von Borussia Dortmund ist zu einem großen Anteil auch auf ihn zurückzuführen. 13 Tore und sieben Vorlagen gelangen ihm in 23 Pflichtspielen für den BVB. Der Paraguayer ist auf dem besten Weg, einer der Topstürmer in Europa zu werden. Mit der französischen Korrespondenz von FussballTransfers spricht er über die Weltmeisterschaft, seine Zukunftspläne und die Ziele der Borussia in dieser Saison.
FussballTransfers: Gratulation zu eurer herausragenden Saison. Was sind die Gründe für den fantastischen Saisonstart?
Lucas Barrios: Wir haben einfach furios begonnen. Aber es sind noch drei Spiele bis zur Winterpause und wir müssen diesen Weg weitergehen. Wir sind eine junge Mannschaft und freuen uns über den ersten Platz. Trotzdem, wir haben noch gar nichts gewonnen. Wir haben vielleicht ein kleines Polster zum Zweiten, Dritten und Vierten. Jetzt müssen wir aber so weitermachen, um diese Führung zu halten.
FT: Wie lautet denn Ihr Saisonziel?
Barrios: Das Ziel ist, dass wir uns wieder für den europäischen Wettbewerb qualifizieren, wie letzte Saison. Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition, damit es die Champions League wird. Das ist jetzt auch das Hauptziel, auf das wir uns konzentrieren. Und falls es, worüber ja jeder schon spricht, am Ende der Titel ist, würden wir uns sehr freuen. Aber noch haben wir nichts erreicht, also müssen wir den richtigen Fokus wahren.
FT: Haben Sie sich ein persönliches Ziel gesetzt, was Tore angeht?
Barrios: Nein, das mache ich nie. Ich versuche immer zum Wohl der Mannschaft zu arbeiten, Situationen gut zu lösen, und natürlich auch als Stürmer möglichst viele Tore zu schießen. Aber ich will eben auch Chancen vorzubereiten. Das ist, was mein Trainer und meine Mitspieler von mir erwarten, schließlich haben sie mir immer geholfen, darum versuche ich, das auch zu tun. Ich bin einfach glücklich, bei einer Mannschaft in Topform zu spielen.
FT: Wie erklären Sie sich die kurze Gewöhnungszeit an den europäischen Fußball mit 27 Toren in 47 Bundesliga-Spielen seit dem Wechsel 2009?
Barrios: Zunächst hatte ich schon Probleme. Die Spiele sind anders, als ich es aus Südamerika gewohnt bin. Sie sind schneller und verlangen viel mehr Laufarbeit. Am Anfang habe ich zwei Monate lang nicht getroffen, teilweise nicht gespielt. Ich habe aber gemerkt, wenn ich arbeite und mich für die Mannschaft aufopfere, bin ich wertvoll. Zum Glück hat es dann schon nach zwei Monaten geklappt. Bei manchen dauert es deutlich länger. Ich hoffe, damit auch ein positives Beispiel für Spieler zu sein, die aus Südamerika hierher kommen. Ich bin sehr glücklich, dass ich mich so gut eingefunden hab und die entsprechende Reputation genieße.
FT: Sprechen Sie schon gut Deutsch?
Barrios: Um ehrlich zu sein, noch nicht. Ein paar Sätze schaffe ich, aber darum geht es auch nicht. Ich mache mein Möglichstes, damit die Verständigung mit meinen Mitspieler funktioniert.
FT: Können Sie sich vorstellen, einmal woanders zu spielen, zum Beispiel in Frankreich?
Barrios: Im Moment bin ich in Deutschland und habe noch lange Vertrag. Mein weiß nie, wie die Karriere weitergeht. Aber ich bin glücklich in Dortmund und wenn es nach mir geht, könnte ich auch für den Rest meiner Karriere hier zu bleiben. Borussia hat mich geholt, hat viel in mich investiert, an mich geglaubt. Ich möchte viele Jahre lang hier bleiben. Nach heutigem Stand möchte ich in Deutschland bleiben und weiter so glücklich sein, wie ich jetzt bin.
FT: Bevor Sie zu Dortmund gegangen sind, war ein Wechsel zum AS Nancy kurz vor dem Abschluss. Können Sie das genauer erklären.
Barrios: Nancy wollte mich haben, als ich noch in Chile bei Colo Colo gespielt habe, aber der Transfer scheiterte wegen eines Mittelsmanns. Alles war eigentlich klar. Aber so etwas passiert, wenn Vereine auf Mittelsmänner vertrauen, anstatt direkt mit dem Spieler und dem Verein zu verhandeln. Finanzielle Details bleiben ungeklärt und der Transfer wird nicht abgeschlossen. In diesem Fall wurde Nancy ungerecht behandelt. Ich war bereit und wollte in Frankreich spielen. Alles war schon fast in trockenen Tüchern. Aber am Ende kam es zu keiner Einigung.
FT: Auch wenn es in Dortmund gut läuft, wollen Sie nicht einmal in eine noch größere Liga, zu einem noch größeren Verein gehen?
Barrios: In Dortmund bin ich doch gut aufgehoben. Es ist ein großer Verein in Europa, der auf demWeg zurück an die Spitze ist. Wir versuchen, weiter den Verein nach oben zu bringen, wo er auch hingehört. Im Moment habe ich keine anderen Gedanken.
FT: Nelson Valdez hat uns vor einigen Wochen erzählt, dass die Weltmeisterschaft einen bitteren Nachgeschmack in Paraguay hinterlassen hat. Stimmen Sie zu?
Barrios: Die Weltmeisterschaft war ein einzigartiges Erlebnis. Es war meine erste Weltmeisterschaft. Die Bitterkeit kommt durch die Niederlage im Viertelfinale gegen Spanien. Wir hatten das Gefühl, dass wir Spanien hätten schlagen können. Aber Spanien hatte das Glück eines Weltmeisters und wir haben einen Elfmeter verschossen. Gott wollte nicht, dass wir weiterkommen. Aber insgesamt bleibt die WM eine tolle Erinnerung. Wir haben ein sehr gutes Turnier gespielt. Wir haben gegen einige der besten Mannschaften gespielt. Gegen Italien und Spanien wir waren ebenbürtig. Wir sind stolz, den Namen und die Farben Paraguays gut vertreten zu haben.
FT: Nächstes Jahr ist die Copa America in Argentinien. Wie sehen Sie diesen Wettbewerb?
Barrios: Ich denke, es wird eine große Show. Der südamerikanische Fußball entwickelt sich gut. Uruguay ist bei der WM bis ins Halbfinale gekommen. Wir waren im Viertelfinale. Argentinien ist auch stark, Brasilien sowieso. Ich bin überzeugt, wir werden den Zuschauen ein riesiges Spektakel liefern. Und Paraguay wird versuchen, so zu glänzen, wie es das schon bei der WM getan hat.
FT: Nun, was können wir Ihnen zum Abschluss für die restliche Saison wünschen?
Barrios: Dass alles weiter so gut läuft! Dass wir Erster bleiben und weiterhin so glücklich sind hier in Dortmund.
Das Interview führte Khaled Karouri.
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