Interview mit Grafite: "Ich will meinen Vertrag beim VfL erfüllen"
Der VfL Wolfsburg steht mit dem Rücken zur Wand. Im Abstiegsduell gegen St. Pauli zählt nur ein Sieg. Dazu beitragen will Stürmer Grafite. Mit unserer Redaktion sprach der Brasilianer über die missglückte Transferpolitik, über das Verhältnis zu Ex-Trainer Steve McClaren und über seine Zukunftsplanung.
FT: In der Saison 2008/2009 erzielten Sie 28 Tore und wurden mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister. War das die beste Spielzeit Ihrer Karriere?
Grafite: Das kann man sagen, vor allem weil ich in die Seleção berufen wurde und bei der Weltmeisterschaft im Kader stand. Das war eine Bestätigung für meine Leistungen während der Saison. Wir haben mit einer Mannschaft den Titel geholt, die niemand auf der Rechnung hatte. Ich habe in meiner Karriere viele großartige Momente erlebt, aber diese Saison war etwas Besonderes, weil es ein Titelgewinn in einer der stärksten Ligen Europas war.
FT: Wie erklären Sie sich die Schwierigkeiten, die Sie und Ihre Mannschaft dabei haben, diese Leistung zu wiederholen?
Grafite: Das passiert im Fußball. Nach dem Titelgewinn haben unsere Gegner uns besser bewacht. Wir haben uns verstärkt, aber alle anderen Mannschaften haben sich auch verstärkt und diese Verstärkungen haben besser gepasst als unsere. Plötzlich konnten wir unsere Spielstärke nicht mehr zeigen. Das kann passieren. Manchmal haben wir trotz guter Leistung nicht das verdiente Ergebnis erreicht.
FT: Wolfsburg war in den letzten Transferperioden sehr aktiv. Erklärt das die Schwierigkeiten der Mannschaft?
Grafite: Jeder hat eine andere Ansicht, um zu erklären, was passiert ist. Ich für meinen Teil glaube, dass sich die Neuverpflichtungen nicht so schnell integriert haben, wie wir uns das erhofft hatten. Wolfsburg versucht stets, sich zu verstärken, was sehr wichtig ist. Aber meiner Meinung nach hat die Bindung untereinander gefehlt und das hat sich in unseren Leistungen widergespiegelt. Selbst wenn die Verpflichtungen gut waren und die Mannschaft eigentlich stark.
FT: Denken Sie wehmütig an die Zeiten zurück, in denen Edin Džeko und Zvjezdan Misimović noch da waren?
Grafite: Ich vermisse es, mit ihnen zu spielen. Ich bedaure Ihre Abwesenheit aber nicht, weil ich meine Mitspieler respektiere und an das Potenzial von allen hier in Wolfsburg glaube. Aber Džeko und Misimović waren Teil einer großen Ära, in der hier in Wolfsburg gute Arbeit geleistet wurde. Es war ein Vergüngen, mit ihnen zusammen zu spielen.
FT: Ihre Beziehung zu Steven McLaren war kompliziert. Sie wurden oft ausgewechselt. Haben Sie im Winter darüber nachgedacht, Wolfsburg zu verlassen?
Grafite: Ich habe nicht an einen Weggang gedacht. Ich war immer darauf fixiert und entschlossen, in Wolfsburg zu bleiben, vor allem, um der Mannschaft in einer besonders schwierigen Saison zu helfen.
FT: Die WM 2010 war eine Enttäuschung für die Seleção. Sie standen im Kader. Wie erklären Sie das Ausscheiden im Viertelfinale gegen die Niederlande?
Grafite: Wir waren eigentlich zuversichtlich, unser Ziel Titelgewinn erreichen zu können. Gegen die Niederlande (1:2, Anm. d. Red.) erwischten wir einen guten Start und dominierten das Spiel bis zum Gegentor. Danach waren wir aus der Balance und nicht in der Lage zu reagieren. Die Niederlande hat das ausgenutzt und uns im Anschluss dominiert. Das war ein bitterer Moment für uns, vor allem weil wir die meiste Zeit des Spiels besser waren. Aber das passiert, diese Erfahrung sollten wir mitnehmen, um Ähnliches 2014 zu vermeiden.
FT: Wären Sie daran interessiert, im Sommer nach Frankreich zurückzukehren?
Grafite: Ich hoffe, ich habe in Frankreich gute Erinnerungen hinterlassen. Ich schließe meine Türe nicht komplett und ich werde irgendwann irgendwo hingehen, wo ich ebenso glücklich bin. Aber jetzt fokussiere ich mich nur auf Wolfsburg und bin entschlossen, meinen bis 2012 laufenden Vertrag zu erfüllen.
FT: Wenn Sie nach Brasilien zurückgehen würden, welcher Verein wäre Ihr Favorit?
Grafite: Zunächst muss man sehen, wer mich überhaupt haben will (lacht). Ich bin sehr professionell und will nur bei Teams spielen, die meinen Fußball mögen. Ich habe gute Erfahrungen bei São Paulo gesammelt, dort wurde ich berühmt. Aber in Brasilien gibt es viele tolle Teams mit viel Tradition, mit denen ich mich bei einem Angebot beschäftigen würde. Diese Frage kann ich also erst beantworten, wenn mir Angebote vorliegen. Aber ich wiederhole: Ich will bis zum Ende meines Vertrags bei Wolfsburg bleiben.
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