Der neue Magath? Arnesen zieht HSV auf links
Frank Arnesen war die wichtigste Verpflichtung des Hamburger SV für diesen Sommer. Am 23. Mai trat der Däne seinen Dienst bei den Hanseaten an. Seine Aufgabe ist keine Geringere, als den Traditionsverein, der in letzten beiden Jahren auf ganzer Linie enttäuschte, fit für die Zukunft zu machen. Und Arnesen packt an – ohne Angst vor unangenehmen Entscheidungen.
Der Sportdirektor krempelt den Kader des Hamburger SV in einer Konsequenz um, die an das Engagement von Felix Magath bei Schalke 04 erinnert. Acht Abgänge stehen fest, viele weitere deuten sich an, vier Neuzugänge hat Arnesen dafür an die Elbe geholt. Im Gegensatz zu Magaths teilweise schleierhafter Einkaufswut verfolgt der Däne allerdings ein klar definiertes Ziel.
Mit Frank Rost, Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto, Collin Benjamin und Joris Mathijsen haben den HSV fünf Spieler verlassen, die älter als 30 Jahre sind. In Piotr Trochowski ging einer der Top-Verdiener, der diesen Status zuletzt nur selten mit entsprechenden Leistungen rechtfertigte. Einzig Eric Maxim Choupo-Moting (22, Mainz 05) und Tunay Torun (21, Hertha BSC Berlin) fallen aus dem Rahmen.
Eine Ablöse nahm der HSV nur im Fall Mathijsen ein. Für den Niederländer zahlt der FC Málaga 2,5 Millionen Euro. Allerdings stehen mit Jonathan Pitroipa (Stade Rennes ist interessiert) und David Rozehnal, derzeit zur Leihe beim OSC Lille, zwei weitere Transfers unmittelbar bevor. Die Leihgaben Alex Silva (FC São Paulo) und Mickaël Tavares (FC Middlesbrough) sollen ebenfalls nicht zurückkommen. In den Fällen Mladen Petrić und Marcell Jansen ist der HSV zwar um Ruhe bemüht, das letzte Wort muss jedoch noch nicht gesprochen sein.
Im Gegenzug setzt Arnesen auf junge, unverbrauchte Spieler. In Michael Mancienne, Gökhan Töre, Jacopo Sala und dem noch nicht offiziell bestätigten Wechsel von Jeffrey Bruma bringt Arnesen vier hungrige Spieler vom FC Chelsea mit. Mancienne ist mit 23 Jahren der Älteste. Auch hier scheut der Däne nicht die Kontroverse. In Presse und einschlägigen Fan-Foren ist schon vom „FC Chelsea Hamburg“ die Rede – zum Unverständnis der HSV-Verantwortlichen.
Zumal die Gerüchteküche noch weitere Namen kennt. Ludovic Obraniak (26, OSC Lille) ist nach FussballTransfers-Informationen ein Thema. Zudem geistern Namen wie Pirmin Schwegler (24, Eintracht Frankfurt) und Ivan Lendrić (19, HSK Zrinjski Mostar) durch die Presse. Arnesen verfolgt seine Linie rigoros. Der HSV der Zukunft wird jünger sein – und deutlich günstiger als in den enttäuschenden letzten beiden Jahren.