Der Gewinner heißt... Juventus: Die Wechselsoap des Arturo Vidal
Mit Arturo Vidal verlässt in diesem Sommer einer der besten Bundesliga-Spieler die höchste deutsche Spielklasse. Doch statt für Wehmut sorgt der Transfer, je nachdem wen man befragt, für Zorn, Unverständnis, Gelächter, aber auch Zustimmung. Die Wechselgeschichte des Arturo Vidal hat ihren Platz in der Historie des deutschen Transfermarkts sicher.
In Arturo Vidals Leben musste es immer schnell gehen. Mit 18 feierte der Chilene sein Profidebüt für Colo Colo. Ein Jahr später gewann er die chilenische Apertura- und Clausura-Meisterschaft. Mit 20 wagte er den großen Sprung nach Europa. Bayer Leverkusen griff zu. Kurz zuvor feierte er seine Premiere in der Nationalmannschaft. Auch in der Bundesliga ging Vidals Karriere im Eiltempo voran. Der erste Einsatz erfolgte bereits am zweiten Spieltag der Saison 2007/08, seinen ersten Treffer markierte der Chilene am sechsten Spieltag der Saison gegen Hannover 96. Unter Jupp Heynckes reifte Vidal nicht nur zum Leistungsträger, sondern auch zur Führungsfigur der ‚Werkself‘.
Die Entwicklung zum Führungsspieler
In der Saison 2010/11 war aus dem Heißsporn endgültig der ‚Leader‘ geworden. Die Transfergerüchte zu Beginn der Saison, Lazio Rom interessiere sich für ihn, störten dabei kaum. Zu eng war das Verhältnis zu Heynckes, zu wohl schien sich Vidal auch in Leverkusen zu fühlen. Er werde, verkündete der Mittelfeldspieler aus diesem Grund, seinen Vertrag bei Bayer vorzeitig um zwei Jahre bis 2014 verlängern. Diesmal waren Klub und Spieler jedoch gemeinsam zu schnell in ihren Äußerungen und die Transfergeschichte des Arturo Vidal nahm ihren Anfang. Bayer plante, gemeinsam mit der Vertragsverlängerung Colo Colo auch die restlichen 30 Prozent der Transferrechte, die sich der chilenische Klub clever gesichert hatte, abzukaufen. Der verweigerte den Verkauf. Der bereits unterschriebene Vertrag von Vidal verlor seine Gültigkeit.
Der Beginn der Transfergeschichte
Kurze Zeit später gab es die ersten Gerüchte, der Chilene könne Bayer verlassen und zu einem Spitzenklub wechseln. Ernst wurden diese jedoch erst, als bekannt wurde, dass Heynckes in der Folgesaison den FC Bayern München übernehmen würde. Der 66-Jährige machte sich vom ersten Tag an für einen Wechsel seines Lieblingsschülers stark. Vidal selbst, immer noch von der Eile getrieben, versuchte seinerseits den Wechsel zu forcieren und erklärte, er würde gern für den deutschen Rekordmeister spielen. Gegenüber Heynckes gab er mehrfach zu verstehen, er werde nur nach München wechseln. Wenn nicht in diesem Jahr, dann eben ablösefrei 2012. Beim FC Bayern verließ man sich auf diese Worte.
Das überraschende Ende
Doch Leverkusen wollte seinen besten Spieler nicht an einen direkten Konkurrenten abgeben. Der Klub ließ sogar schriftlich festhalten, dass Vidal keinesfalls innerhalb der Bundesliga wechseln dürfe und lud zeitgleich alle ausländischen Vereine ein, Angebote für den Chilenen abzugeben. Juventus Turin folgte dem Ruf, während man in München auf das Wort Vidals vertraute. Doch die Italiener fanden die richtige Ansprache und überzeugten den 24-Jährigen vom sofortigen Transfer. Es passt zur Art des Chilenen, dass er selbst den Transfer an einem Tag perfekt meldete, an dem sein bisheriger Sportchef Rudi Völler eigentlich erklärte, man sei auf dem Weg, aber beschlossen sei noch nichts. In Vidals Leben muss es schnell gehen. In Deutschland hinterlässt sein Wechsel viele Fragen: Die wichtigste lautet, wie ihn die ‚Alte Dame‘ davon überzeugt hat, die Perspektive Königsklasse in der Bundesliga (egal ob mit Bayern oder Bayer) aufzugeben und sich einem Team anzuschließen, dass in den letzten beiden Jahren weit hinter den Erwartungen blieb? Aber auch diese Frage wird der 24-Jährige beantworten – vermutlich schnell und gründlich.
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