HSV-Umbruch: Boateng und Benjamin üben Kritik
Der Hamburger SV bekam in den zurückliegenden Wochen viel Beifall für den Mut, den eigenen Kader zu verjüngen und zu vergünstigen. Die kritischen Stimmen mehren sich erst, seit der Saisonstart misslang. Stellvertretend für diese stellen Jérôme Boateng und Collin Benjamin die eine Frage, deren Beantwortung bisher alle Verantwortlichen der Hanseaten aus dem Weg gingen: Was, wenn es nicht klappt?
Jérôme Boateng und Collin Benjamin spielten für den Hamburger SV, als dieser seine erfolgreichste Phase in den letzten Jahre hatte und zweimal hintereinander ins Halbfinale des UEFA-Cups (bzw. 2010 der Europa League) einzog. Beide Ex-Spieler verstehen die Verantwortlichen der Hanseaten deshalb nicht, die im Sommer die Mannschaft drastisch umgebaut haben.
„Man sollte nicht immer nur Dortmund nachmachen wollen. Ist ja schön, wenn man junge und ehrgeizige Spieler hat. Aber man sollte da nicht überdrehen. Du kannst nicht einfach alles so komplett umwerfen. Und es ist ja nicht so, dass wir mit dem HSV nicht nah dran waren, Titel zu gewinnen“, erklärt Boateng, der seit diesem Sommer beim FC Bayern München unter Vertrag steht, in der ‚Hamburger Morgenpost‘. „Wenn ich an die Halbfinals zurückdenke, die wir 2009 und 2010 mit dem HSV erreicht haben – das war doch ein Signal, zu sagen: Ja, wir sind auf dem richtigen Weg, wir machen so weiter“, pflichtet Benjamin, inzwischen Spieler von 1860 München, bei.
Es sei nicht nur die Mannschaft gewesen, weshalb Anspruch und Wirklichkeit an der Elbe in der letzten Saison so weit auseinander gingen, erläutert der 33-jährige Benjamin: „Diese wahnsinnige Unruhe spielt auch eine Rolle. Dass so viele Interna durch den Aufsichtsrat rauskommen ist ein Skandal, eine Katastrophe! Es herrscht nie Ruhe im Verein – das merkst du als Spieler. Vielleicht bringt es was, wenn man den Rat verkleinert. Dann wäre mehr Ruhe da. Das würdest du bis aufs Spielfeld sehen.“
Den Kaderumbau, den der neue Sportchef Frank Arnesen gemeinsam mit Trainer Michael Oenning durchgeführt hat, findet Boateng „krass. Was passiert denn, wenn es nicht gut läuft? Wer zieht den Karren dann aus dem Dreck“, sorgt sich der deutsche Nationalspieler. Trotzdem halte er seinen Ex-Klub tief in seinem Herzen, versichert der Innenverteidiger und will deshalb nicht ausschließen, auch in Zukunft noch einmal für den HSV aufzulaufen: „Man kann niemals nie sagen. Ich habe dem HSV ja auch viel zu verdanken. Aber jetzt bin ich bei Bayern – und habe andere Ziele.“ Am Samstag gastieren die Hanseaten in der Allianz Arena.
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