Sommertransfermarkt – die Baustellen der Bundesligisten: Hamburger SV
Eine turbulente Saison liegt hinter dem Hamburger SV. Mit Ach und Krach konnte der Bundesliga-Dino den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte abwenden. Rückkehrer Dietmar Beiersdorfer soll den HSV nun wieder in sichere Gefilde führen. Die Voraussetzungen könnten besser sein.
Beim Hamburger SV würden Fans wie Verantwortliche wohl am liebsten die Reset-Taste drücken. Nach einer desaströsen Saison, die um ein Haar mit dem Gang in die zweite Liga geendet hätte, soll der Blick nach vorne gehen. Wie zum Beweis musste Manager Oliver Kreuzer den Hut nehmen. Von nun an regiert wieder Dietmar Beiersdorfer an der Elbe.
Dass einige personelle Veränderungen keine Kehrtwende herbeiführen, wurde aber schon deutlich. Zunächst kritisierte Karl Gernandt öffentlich den Kauf von Zoltan Stieber: „Diesen Transfer hätten wir so nicht gemacht.“ Der Aufsichtsratsboss zeigte damit wieder einmal, dass beim HSV zu viele Mitarbeiter meinen, ihre Ansichten gegenüber der Presse zum Ausdruck zu bringen. Auch der Wirbel um Hakan Calhanoglu sorgte für reichlich Ärger. In sportlicher Hinsicht zeigte die 2:6-Niederlage im ersten Test gegen den chinesischen Klub Guangzhou Evergrande, dass die Probleme der jüngeren Vergangenheit nicht behoben sind.
Der Kader soll daher auf einigen Positionen umgebaut werden. Mit Calhanoglu ist einer der wichtigsten Spieler der abelaufenen Saison weg, der Geldbeutel ist dafür etwas voller. Mehr als die Hälfte der Einnahmen investierte der HSV in den Kauf von Pierre-Michel Lasogga, der gemeinsam mit Rückkehrer Artjoms Rudnevs für Tore sorgen soll. Die beiden WM-Fahrer Mauricio Pinilla (Cagliari Calcio) und Georgios Samaras (vereinslos) standen zwischenzeitlich auf der Liste. Dürften aber nach dem Lasogga-Deal kein Thema mehr sein.
Chile-Motor im Blick
Im Mittelfeld klafft dagegen nach Calhanoglus Verkauf eine große Lücke, die Rafael van der Vaart wohl nicht füllen können wird. Der Niederländer ist seit Monaten völlig außer Form und man fragt sich, ob er noch einmal an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen kann. Investor Klaus-Michael Kühne forderte bereits den Verkauf des einstigen Heilsbringers – vor den Mikrofonen der Presse natürlich. Doch van der Vaart will seinen Vertrag bis 2015 erfüllen.
Den Weggang von Calhanoglu sollen stattdessen mehrere Neuzugänge auffangen. Per Skjelbred kehrt nach einer guten Saison bei Hertha BSC zurück. Als Neuzugang im Gespräch ist zum einen Hiroshi Kiyotake vom 1. FC Nürnberg. Weil die Franken aber eine stattliche Ablöse von rund fünf Millionen Euro für den Japaner fordern, stocken die Verhandlungen. Ebenfalls im Visier der Hanseaten ist der chilenische Nationalspieler Marcelo Díaz. Der 27-jährige Mittelfeld-Motor vom FC Basel wäre eine Bereicherung für die zuletzt wenig dynamischen Hanseaten. Angesichts der teilweise namhaften Konkurrenz (FC Schalke 04, AC Florenz, Lazio Rom, FC Turin, US Sassuolo, US Palermo) müssen die Hamburger sich aber ordentlich strecken, wenn sie eine Chance bei Díaz haben wollen.
Hängepartie um Ostrzolek
Gleiches gilt beim niederländischen Nationalspieler Stefan de Vrij, der der löchrigen Abwehr neue Stabilität verleihen soll. Aber auch Lazio Rom und der FC Schalke 04 sind in Gesprächen mit dem 22-Jährigen von Feyenoord Rotterdam. Die gute WM, die de Vrij gespielt hat, verkleinern die Chancen der klammen Norddeutschen.
Für die linke Abwehrseite war Matthias Ostrzolek fest eingeplant. Obwohl sich der 24-Jährige öffentlich zum HSV bekannt hat, konnten sich die Bosse mit dem FC Augsburg noch immer nicht auf eine Ablöse einigen. Die Schwaben fordern drei Millionen, die der HSV angesichts des 2015 auslaufenden Vertrags nicht zahlen will. Gut möglich, dass Ostrzolek im nächsten Sommer dann ablösefrei kommt. Praktischerweise läuft dann auch der Kontrakt von Top-Verdiener Marcell Jansen aus.
Fazit: Auf Führungsebene hat der Hamburger SV ein neues Gesicht erhalten. Vom Kader kann man das zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht behaupten. Die Mannschaft braucht das eine oder andere neue Gesicht. Die Fans brauchen das auch, so die Forderung von Trainer Mirko Slomka, dessen Zukunft auch noch nicht zu 100 Prozent gesichert ist. Mit den Altlasten der Vergangenheit wird es Beiersdorfer nicht leicht haben, kurzfristigen Erfolg herbeizuführen. Allen voran der Verlust von Calhanoglu dürfte zumindest in sportlicher Hinsicht kaum zu kompensieren sein. Den Hanseaten steht wohl erneut eine ereignisreiche Saison ins Haus.
*Die Baustellen: