Lahm vor Karriereende – fünf Erben gehandelt
Was sich seit Wochen abzeichnet, wird immer wahrscheinlicher. Philipp Lahm wird seine aktive Karriere im Sommer beenden und einen Managementposten beim FC Bayern einnehmen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren.
Exakt 500 Pflichtspiele hat Philipp Lahm mittlerweile für den FC Bayern auf dem Buckel. Dass noch bedeutend mehr hinzukommen, wird zunehmend unwahrscheinlicher. Immer mehr deutet daraufhin, dass der Kapitän der Münchner seine Fußballschuhe im Sommer an den Nagel hängen wird, um den derzeit vakanten Posten des Sportdirektors zu besetzen. Davon geht nun auch der ‚kicker‘ aus, der von einem Gespräch mit den Bayern-Bossen erfahren haben will.
Demnach ging es beim Treffen mit Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und dessen Stellvertreter Jan-Christian Dreesen um die Zukunft des Weltmeisters. Dabei „zeichnet sich klar der Trend ab, dass er zum Saisonende aufhören wird“, so das Fachblatt. Lahm habe „klare Vorstellungen für seinen Part auf der Führungsebene des Rekordmeisters und sieht sich gewiss in einer prägenden Rolle, etwa bei der Kadergestaltung und Transfers“.
Fünf Namen gehandelt
Genau in diesem Punkt müsste er wohl zwangsläufig ansetzen, um seinen eigenen Nachfolger als Rechtsverteidiger ausfindig zu machen. Derzeit drängen sich fünf Kandidaten auf, die das schwere Erbe ab kommender Saison antreten könnten. Mit dabei: interne Lösungen, deutsche Talente und ein wahrscheinlich teurer Portugiese. FT verschafft einen Überblick.
Joshua Kimmich: Die wahrscheinlich am nächsten liegende Lösung ist der gelernte Mittelfeldspieler Kimmich. In der deutschen Nationalmannschaft trat der 22-Jährige bereits den Beweis an, Lahm vergessen machen zu können. Hoeneß schwärmte unlängst gegenüber der ‚Sport Bild‘: „Ich glaube nicht, dass Lahm in diesem Alter besser war als rechter Verteidiger. Ich glaube, dass er dort spielen kann. Dann wäre für uns auch das größte Problem für die Zukunft gelöst, wenn Philipp Lahm aufhört: Kimmich ist torgefährlich, geschickt und kann Flanken aus vollem Lauf schlagen.“ Einziges Problem: Sowohl Kimmich selbst als auch Trainer Carlo Ancelotti sehen den Ex-Leipziger eher im Zentrum des Spiels denn als Flügelflitzer.
Sebastian Rudy: Der Sommertransfer des Kapitäns der TSG Hoffenheim an die Säbener Straße ist bereits in trockenen Tüchern. Auch Rudy bringt Erfahrung als Rechtsverteidiger mit. Bundestrainer Joachim Löw ließ ihn in acht seiner zwölf Länderspiele als Außenverteidiger ran. Diesen Job erledigte der 26-Jährige meist ordentlich, wenn auch nicht auf allerhöchstem europäischen Niveau. Da auch Xabi Alonso aller Voraussicht nach seine Karriere im Sommer beenden wird, schielt Rudy wohl ohnehin eher auf einen Platz im Mittelfeld des Rekordmeisters.
Benjamin Henrichs: „Topvereine aus ganz Europa haben sich schon gemeldet“, verriet Berater Ali Bulut noch vor rund einem Monat gegenüber FT. Nach Informationen unserer Redaktion zählt auch der FCB zum Interessentenkreis für Henrichs. Der gelernte Offensivspieler schaffte in der laufenden Spielzeit den endgültigen Durchbruch bei Bayer Leverkusen und debütierte schon für die A-Nationalmannschaft. Dem von Hoeneß gesteckten Ziel, zukünftig wieder mehr deutsche Nationalspieler zu beschäftigen, würde ein Henrichs-Transfer durchaus schmeicheln. Auch, wenn Bulut zurecht sagt: „Er muss die Leistungen jetzt erstmal bestätigen.“
Jeremy Toljan: Ebenfalls ins nationale Muster würde Jeremy Toljan von der TSG Hoffenheim passen. Bereits im vergangenen Dezember brachte ‚Sky Sport News HD‘ den schnellen Rechtsfuß, der auch links hinten auflaufen kann, bei den Bayern ins Spiel. Tatsächlich erlebt Toljan aber eine von Verletzungen geplagte Saison bei seinem Heimatklub. Ein Wechsel zum Branchenprimus käme einer großen Überraschung gleich. Dass die Bayern allerdings über gute Kontakte nach Sinsheim verfügen, ist nicht erst seit den Verpflichtungen von Rudy und Niklas Süle bekannt. Der Vertrag des 22-jährigen Toljans läuft 2018 aus.
Nélson Semedo: Geht es um die Lahm-Nachfolge, hält sich der Name Nélson Semedo hartnäckig. Der 23-Jährige liefert in der laufenden Spielzeit starke Leistungen für Benfica Lissabon und wurde unlängst auch wieder in die portugiesische Nationalmannschaft berufen. Der offensivstarke Semedo steht in der Hafenstadt noch bis 2021 unter Vertrag. Entsprechend würde seine Verpflichtung alles andere als ein Schnäppchen werden. Gerüchten zufolge ist Manchester United bereit, umgerechnet rund 41 Millionen Euro für den 1,77 Meter-Mann auf den Tisch zu legen. Eine Summe, die den Bayern wohl zu hoch sein dürfte.
Fazit: Die Bayern scheinen für den Fall, dass Lahm bereits ab Sommer nicht mehr als Spieler zur Verfügung steht, vorbereitet zu sein. Allerdings ist auch klar, dass keine der genannten Alternativen bereits jetzt über die Erfahrung und Qualität des jahrelangen Spielführers verfügen kann. Konkret dürfte die Planung auf der Rechtsverteidigerposition auch von Transferaktivitäten für das zentrale Mittelfeld abhängen. Kommt ein neuer Top-Sechser, wäre Platz für Kimmich oder Rudy als Außenverteidiger.
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