Deutschlands bester Nachwuchsspieler: Henrichs will durchstarten
Seit Gonzalo Castro hat es kein Eigengewächs von Bayer Leverkusen geschafft, sich ohne den Umweg einer Leihe in der Werkself zu etablieren. Benjamin Henrichs bildet da die Ausnahme. Der Sieger der Fritz-Walter-Medaille in Gold bringt das Rüstzeug mit, um in dieser Saison für Furore zu sorgen.
Die Jugendspieler von Bayer Leverkusen haben es in der Regel schwer. Zwar genießen sie bei der ‚Werkself‘ eine erstklassige Ausbildung, doch der Durchbruch bei den Profis bleibt den meisten verwehrt – zumindest auf direktem Weg. Spätestens seitdem Bayer im Jahr 2014 die Regionalliga-Mannschaft vom Spielbetrieb abmeldete, werden vielversprechende Nachwuchskicker an unterklassige Vereine verliehen oder mit Rückkaufklausel verkauft, um dort Spielpraxis zu sammeln.
Manche kommen nach einigen Jahren zurück, wie es jüngst Danny da Costa tat, viele von ihnen finden jedoch nie mehr zurück unters Bayerkreuz. Und dann ist da noch Benjamin Henrichs. Der 19-Jährige hat sich für den schwersten, den direkten Weg entschieden – und das mit Erfolg. Als erster Feldspieler seit Gonzalo Castro hat es der gelernte Mittelfeldspieler geschafft, sich ohne Umweg in Leverkusen zu etablieren.
Ein steiler Aufstieg
Henrichs Stern ging im vergangenen Winter auf. Im Trainingslager in Orlando testete Trainer Roger Schmidt den gebürtigen Kölner auf ungewohnter Position als Außenverteidiger. Henrichs zeigte gute Leistungen und verdrängte schnell Sebastian Boenisch als Linksverteidiger Nummer zwei hinter Wendell. Als der Brasilianer dann verletzt ausfiel und auch hinten rechts der Schuh drückte, war Henrichs zur Stelle. Zehnmal durfte er in der Bundesliga ran, sechsmal von Beginn an.
Bemerkenswert an den Auftritten des Youngsters war, dass er so routiniert spielte, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Egal ob rechts oder links, Henrichs hielt seine Seite dicht. Offensiv beschränkte er sich meist aufs Minimum und konzentrierte sich auf die Defensivarbeit. Doch diesen Aspekt seines Spiels wird er wie so viele junge Verteidiger verbessern, wenn das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst.
Fritz-Walter-Medaille in Gold
Grund, ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen, hat Henrichs allemal. Jüngst wurde er mit der U19-Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet – die größte Auszeichnung, die ein Nachwuchsspieler in Deutschland erhalten kann. In Leverkusen ist man begeistert. „Er kann, außer Innenverteidiger, tatsächlich defensiv und offensiv jede Rolle spielen. Er ist ein Top-Talent, wir sind sehr stolz auf seine Entwicklung“, so Sportchef Rudi Völler gegenüber dem ‚kicker‘.
Spätestens jetzt ist klar, dass Henrichs mehr ist als nur ein Nachwuchsspieler, der vom Verletzungspech der etablierten Profis profitierte, aber eigentlich keine Chancen auf regelmäßige Einsatzzeiten hat, wenn alle fit sind. Vieles spricht dafür, dass der Jungprofi in der kommenden Saison den nächsten Schritt gehen wird. Als Backup von Wendell wird er häufig auf dem Platz stehen. Schließlich betont Schmidt immer wieder, dass er rotieren lassen will, um der Dreifachbelastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League gerecht zu werden.
Mittelfristig könnte Henrichs die traditionelle Bayer-Problemposition des Rechtsverteidigers ausfüllen. Seit dem einjährigen Gastspiel von Dani Carvajal konnte dort kein Akteur über einen längeren Zeitraum überzeugen. Henrichs hat das Werkzeug, um in die Fußstapfen des Spaniers zu treten und allen zu beweisen, dass nicht jeder Jugendspieler es bei Bayer Leverkusen schwer hat.
Auch diese Spieler könnten durchstarten
Weitere Infos